Schlangestehen für die Hortbetreuung: So beginnt der Nachmittag im Hort der Giesensdorfer Grundschule. Foto: Gogol

Schlangestehen für die Hortbetreuung: So beginnt der Nachmittag im Hort der Giesensdorfer Grundschule. Foto: Gogol

In der Mensa stapeln sich die Mappen, weil es nicht genug Platz gibt, um sie zu verstauen. Foto: Gogol

In der Mensa stapeln sich die Mappen, weil es nicht genug Platz gibt, um sie zu verstauen. Foto: Gogol

Die Regale für die Schuhe sind voll, de Rest stet auf dem Flur. Foto: Gogol

Die Regale für die Schuhe sind voll, de Rest stet auf dem Flur. Foto: Gogol

Dass es in einem Hort am Nachmittag laut wird, ist nichts Ungewöhnliches. Wenn aber 170 Kinder durch einen Hort toben, der eigentlich nur für 70 Kinder ausgelegt ist, dann wird es irgendwann zu laut, zu eng, und die Gesundheit von Kindern und Erziehern leidet. An der Giesensdorfer Grundschule ist der Punkt erreicht. „Es ist kein Platz vorhanden, um ungestört zu essen. Es gibt keinerlei Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder. Es ist kein Platz vorhanden, um in Ruhe und konzentriert Hausaufgaben zu erledigen“, beschreibt Hiristo Hoppe, Vorsitzender des Fördervereins der Giesensdorfer Grundschule, die Situation an der Schule.

Der Hortnachmittag beginnt dort für die 170 Mädchen und Jungen mit Schlangestehen. An einer Art Schalter müssen sie sich anmelden. In anderen Horten gibt es Gruppen mit einer Erzieherin, die den Überblick hat. Doch das ist in der Giesensdorfer Schule kaum möglich. Am Schalter melden sich die Kinder an, geben Bescheid, ob sie in die Mensa zum Essen gehen oder in eine AG, und wenn sie gehen, melden sie sich wieder ab. Das klappt gut. „Wir haben phantastische Kinder“, sagt Hortleiterin Franziska Beck.

Um alle Kinder unterbringen und beschäftigen zu könne, müssen die Gruppen aufgesplittert werden. Doch dafür fehlt eigentlich das Personal. Die wenigen Klassenräume im Hortgebäude werden doppelt genutzt, eine Nutzung von Klassenräumen im Schulgebäude ist kaum möglich, weil die Kinder dafür über den Hof müssen. Man habe auch die Essenszeiten entzerrt, damit ausreichend Platz in der Mensa vorhanden ist und die Kinder in Ruhe essen können, berichtet Hoppe.

Die Mensa ist überhaupt der Hauptraum, in dem gegessen, gebastelt, gespielt und die Konferenzen abgehalten werden. Gelegentlich könne man auch die Turnhalle nutzen, aber erst nach 15 Uhr, berichtet die Hortleiterin. Ihren Bewegungsdrang ausleben könnten die Kinder im Hort kaum. Deshalb hoffen die Erzieher immer auf gutes Wetter, damit die Kinder draußen spielen. Arbeitsgemeinschaften könne man kaum anbieten, so Beck. Das pädagogische Konzept ist so kaum umsetzbar. „Alle Kinder wünschen sich einen Ruheraum“, erzählt Hoppe von einer Umfrage, denn auch die Kinder sind gestresst von den Lärm, den 170 Kinder nun einmal machen.

Der Platzmangel offenbart sich überall in dem Hortgebäude. In der Mensa werden Mappen und Jacken gestapelt, auf den Fluren die Schuhe. Man habe zwar Mappenschränke, doch die könne man gar nicht aufstellen, weil der Platz fehlt, berichtet Beck. Stattdessen gibt es auf dem Hof eine Holzhütte, in der einige Mappen gelagert werden. Die Behindertentoilette wird teilweise als Abstellkammer genutzt. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir keine Ideen mehr haben“, gesteht Beck.

Ein Ende der Raumnot ist nicht in Sicht. Trotz aller Probleme, der Hort ist beliebt, sie habe mehr An- als Abmeldungen, berichtet Beck.

Seit drei Jahren besteht das Problem, für das das Stadtteilzentrum Steglitz als Träger, die Schulleitung, die Gesamtelternvertretung (GEV) und der Förderverein der Schule eine Lösung versuchen zu finden. Bisher vergeblich. Deshalb wandten sich GEV und Förderverein nun mit Briefen an Schulstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). 185 Briefe von Eltern überreichten sie ihr, in denen auf die Verhältnisse aufmerksam machen und die bezirksstadträtin auffordern, die Raumnot durch mobile Ergänzungsbauten vorübergehend zu beheben und einen Ergänzungsbau zu errichten. „Wir haben dafür extra eine Fläche freigehalten“, sagt Hoppe.

Richter-Kotowski weiß um das Problem, das aber nicht nur die Giesensdorfer Grundschule hat, sondern gut die Hälfte aller Grundschulen in Steglitz-Zehlendorf, erklärt sie. Es lasse sich nur nicht einfach lösen. Das Musterraumprogramm für die Horte stammt noch aus den 1990er Jahren, als die Horte an die Schulen geholt wurden, führt sie aus. Damals sei man auf Senatsebene davon ausgegangen, dass der Ist-Bestand an Hortplätzen ausreiche. Sie habe damals davor gewarnt, dass man am Bedarf vorbeiplane, dass der steigen würde. „Wir wurden von der Wirklichkeit überholt“. Der Senat ging davon aus, dass die Schulräume vom Hort mitgenutzt werden können, was sich an der Giesensdorfer jedoch als schwierig erweist, weil der Hort in einem getrennten Gebäude untergebracht ist. Für mehr Räume müsste das Musterraumprogramm auf Senatsebene geändert werden, sagt Richter-Kotowski. Doch selbst dann fehlten ihr bei 16 betroffenen Schulen das Geld und teilweise der Platz. Ihr Vorschlag für die Giesensdorfer: Da die vorhandenen mobilen Unterrichtsräume ersetzt werden müssen, könnte der Ersatzbau direkt an das Hortgebäude angeschlossen werden, so dass die vier Klassen- und die zwei Teilungsräume am Nachmittag vom Hort mitgenutzt werden. Das könnte eine Entlastung bringen. Modulare Ergänzungsbauten lehnt sie ab. „Das wären dann wieder einzeln stehenden Gebäude“, das den Übergang mit Hausschuhen nicht erlaubt.

Derzeit laufen die Kostenschätzungen für den Ergänzungsbau, der in die Investitionsplanung für die Jahre 2017 bis 2022 aufgenommen werden könnte. Allerdings seien die Mittel für die Jahre 2017/18 bereits verplant, sagt Richter-Kotowski, so dass der Neubau frühestens 2019 in Angriff genommen werden könnte.

(go)