Über diesen Teil des Gemeindeparks Lankwitz soll demnächst ein Fernradweg führen. Foto: Baumann

Noch ruhen die Bauarbeiten am Fernradweg Berlin-Leipzig im Lankwitzer Gemeindepark, doch das wird wohl nicht mehr lange so bleiben: Bald soll die Baumaßnahme, lediglich mit einer kleinen Änderung, fortgesetzt werden.

Der Fernradweg Berlin-Leipzig soll durch den Gemeindepark Lankwitz führen. Das kommt nicht bei allen gut an. Gemeinsam mit einigen Anwohnern setzt sich das Ehepaar Nicolas und Kathrin Bramke gegen die Streckenführung durch den Park ein. Stattdessen solle der Weg so verlaufen, wie es „ursprünglich geplant“ war, und zwar über die Mühlenstraße. Dafür müsste der bereits vorhandene Radweg in der Mühlenstraße, auf dem erst vor Kurzem ein vier Meter breiter Asphaltstreifen aufgetragen wurde, lediglich um 50 Meter bis zur Gallwitzallee verlängert werden.

Nach den Plänen des Senats aus dem Jahr 2007 soll der Radweg jedoch durch den Gemeindepark führen und so etwas abgekürzt werden. Dafür muss eine Wiese auf 100 Meter Länge und drei Meter Breite planiert werden. Warum eine wertvolle Grünfläche zerstört wird, obwohl es eine naheliegende Alternative gebe, können Nicolas und Kathrin Bramke nicht nachvollziehen. Die Wiese sei aufgrund frühblühender Pflanzenarten, die dort wachsen, eine „Futterquelle für eine der größten Wildbienenkolonien im Berliner Süden und für andere Bestäuber“, schreibt Nicolas Bramke auf seiner Website „Your Little Planet!“.

Tatsächlich wären Wildbienen ein triftiger Grund, um die Pläne zu überdenken. Erst am 5. Juni verkündete die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gemeinsam mit der Deutschen Wildtier-Stiftung, dass man vorhabe, öffentliche Grünflächen im Rahmen eines Wildbienen-Projekts „für bestäubende Insekten“ aufzuwerten. Da die Pläne zum Radweg ebenfalls vom Senat stammen, könnte das „Bienen-Argument“ die Verantwortlichen möglicherweise zum Umdenken bewegen. Doch laut Maren Schellenberg, Bezirksstadträtin für Umwelt und Tiefbau seien keine schützenswerten Tiere auf der Wiese gefunden worden.

Suche verlief erfolglos

Eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf hatte das Thema auf die Tagesordnung der gestrigen BVV-Sitzung gebracht. Unter anderem wollte die SPD wissen, welche schützenswerte Tierarten und Pflanzen es auf der geplanten Strecke gibt. Darauf antwortete Schellenberg, dass es Ortstermine mit Fachpersonal des Fachbereichs Grünflächen und Vertretern des Umwelt- und Naturschutzamtes gegeben habe, ein Vorkommen von geschützten Bienen konnte jedoch „trotz intensiver Suche“ nicht nachgewiesen werden. „Die Suche ist erfolglos verlaufen“, sagte Schellenberg. Das heiße zwar nicht, dass es dort keine geschützten Bienen gibt, die Stellungnahme des Amtes für Umwelt- und Naturschutz besage jedoch, dass bis circa 30 Zentimeter Tiefe kein Nachweis für ihr Vorkommen erbracht werden konnte.

Man habe auch den Bürger, der auf die geschützten Bienen hingewiesen hatte, gebeten, den Nachweis an das Bezirksamt und den Senat zu schicken. Bisher sei jedoch nichts angekommen, so Schellenberg. „Sollte sich der Verdacht des Vorkommens geschützter Bienen nicht bestätigen, wird der Bezirk die Realisierung des Radweges durchführen“, sagte die Bezirksstadträtin weiter.

Bauverfahren soll zum Schutz der Baumwurzeln geändert werden

Die geplante Baumaßnahme soll jedoch „leicht abgeändert“ werden. Grund: Gleich zu Beginn der Arbeiten hat ein Bagger eine Wurzel eines rund 80 Jahre alten Lindenbaumes verletzt. Das führte zum aktuellen Baustopp. Jetzt prüfe man, ob man den Radweg nicht im Erdboden „versenken“, sondern auf dem Boden „aufsetzen“ könne. So würden die Wurzeln der Bäume geschont werden.

Schellenberg betonte zudem noch einmal, dass die Führung des Fernradweges über die Kreuzung an der Mühlenstraße für Radler zu unsicher sei: „Für Radfahrende, die aus der Mühlenstraße kommen und links auf den Zweirichtungsradweg an der Gallwitzallee abbiegen möchten, hätte die gesamte Kreuzung verkehrssicher umgebaut werden müssen.“ Unter anderem müssten mehrere Bäume gefällt und zwei Lichtmaste versetzt werden. Es wäre zudem zu erwarten, dass die Akzeptanz für die Route wegen des Umwegs gering wäre, so Schellenberg, „Viele würden trotzdem den Weg durch den Park nehmen“.

Neue Gefahren für die Nutzer des Parks sehe das Bezirksamt nicht, sogar im Gegenteil: Da der Radweg gesondert geführt wäre, würden weniger Radfahrer die Parkwege (Fußgängerwege) nutzen. „Diese Streckenführung ist nach Meinung des Bezirks eine sicherere und bessere Variante“, sagte die Stadträtin.

Das Ehepaar Bramke ist da anderer Meinung: „Es entstehen insgesamt vier Gefahrenquellen, sowohl für Fußgänger als auch für Fahrradfahrer und Autofahrer. Und zwar dann, wenn Fahrradfahrer die Fahrbahn sowie von Familien, Kindern und Senioren genutzte Fußgängerwege kreuzen“, schreiben sie auf ihrer Seite.

(eb)