Kein Durchkommen gab es für die „kleine Hertha“ gegen das Schweriner Bollwerk. Foto: Kerstin Kellner

Einer der gefährlichsten Faktoren im Fußball ist die trügerische Sicherheit. Das Gefühl, alles im Griff, ohne aber zahlenmäßig bereits die Fronten geklärt zu haben. „In den ersten 15 Minuten hatte ich das sichere Gefühl, dass wir die Partie gewinnen werden“, gab Hertha Zehlendorfs Torhüter Philip Sprint hinterher zu, „aber dann kommt es halt wie so oft: Du nutzt die Chancen nicht, der Gegner macht die Tore.“ Vielleicht lag es aber auch ein wenig daran: Gastgeber FC Mecklenburg Schwerin musste aufgrund der kritischen Tabellenlage, die „kleine Hertha“ aus Berlin wollte – ein gravierender Unterschied.

Die Berliner begannen stark, als Tabellenerster der Rückrunde mit genügend Selbstvertrauen ausgestattet. Und so hatten sie auch folgerichtig die erste gute Gelegenheit: Torjäger Sebastian Huke legte mustergültig Panajiotis Haritos auf, der jedoch am Schweriner Schlussmann Mark Ellenschläger scheiterte. „Wenn wir den machen, geht das Spiel in eine ganz andere Richtung“, sagte Zehlendorfs Niclas Warwel später. Auf der Gegenseite musste Sprint eine Möglichkeit der Gastgeber durch Christopher Kaminski vereiteln. So fiel der Führungstreffer zwar nicht ganz „aus dem Nichts“, wie Zehlendorfs Warwel sagte, aber – und da lag er richtig – doch ein wenig überraschend, eher rechnete man mit einem Zehlendorfer Führungstreffer. Umringt von mehreren Berlinern steckte Evgeni Pataman den Ball wunderbar auf Karim Hemgard Barka durch, und der ließ Sprint keine Abwehrmöglichkeit (24.). Fortan ließen die geschockten Zehlendorfer etwas nach, hatten dennoch vor dem Wechsel die große Gelegenheit zum Ausgleich. Ein langer Ball, geschlagen von Abwehrspieler Panagiotis Vassiliadis aus der eigenen Hälfte, erreichte Huke, der einen Schritt schneller als Schwerins Torhüter am Ball war und diesen quer auf Albert Vincetic legte. Doch der junge Zehlendorfer zeigte Nerven, traf das leere Tor nicht und schoss stattdessen drüber.

Im zweiten Abschnitt bot sich ein anderes Bild. Die Gastgeber waren nun eindeutig bissiger, auch wenn man den Berliner nicht absprechen konnte, immer wieder alles nach vorn zu probieren. Aber nun schien der Faktor aus der Einleitung zu greifen: Schwerin musste unbedingt punkten, Zehlendorf wollte. „Der Gegner war uns einfach kämpferisch, zum Schluss auch spielerisch, überlegen“, fasste der eingewechselte Darius Niroumand zusammen. Nachdem Vassiliadis‘ Schuss pariert werden konnte (48.), fiel auf der Gegenseite die Vorentscheidung. Schwerins Kapitän Kaminski traf mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze und ließ Sprint dabei keine Chance – 2:0 (51.). „Damit war der Sack zu“, so Warwel. Von nun gab es für die Zehlendorfer kein Durchkommen mehr, das Schweriner Abwehrbollwerk stand sicher. Einzig der lange Lenny Stein hätte es noch einmal spannend machen können. Doch sein Fernschuss (nach Ablage von Huke) verfehlte das Ziel. Am Ende war es dann nicht mehr entscheidend, dass die Schweriner noch durch den eingewechselten Keke Orth auf 3:0 erhöhten (81.).

„Natürlich bin ich enttäuscht“, verriet Hertha-03-Trainer Alexander Arsovic, „heute war einfach die Einstellung das Wichtigste. Nur schönen Fußball zu spielen reicht halt nicht immer. Man muss auch kämpfen und jeden Zweikampf maximal führen. Daher geht der Schweriner Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung.“ Auch Sprint fand, dass „aufgrund der zweiten Hälfte die Niederlage völlig verdient war.“ Am kommenden Sonntag (14 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) wird die „kleine Hertha“ zeigen müssen, ob das 0:3 nur ein Betriebsunfall war und ob sie ihre Lehren daraus gezogen haben. Der Gegner wird ähnlich unangenehm: Der Malchower SV weist nur einen Zähler mehr auf, als die immer noch auf einem Abstiegsplatz stehenden Schweriner. Die Einstellung muss stimmen, wenn man erneut auf einen Kontrahenten trifft, der um jeden Zähler verbissen kämpft. 

(ok)