Florian und Moritz spielen schon mehr als ihr halbes Leben lang Tabletop. Sie sind auch auf der Convention in der Käseglocke. Foto: Gogol

Es ist kurz vor 12 Uhr. In der Wüste Nordafrikas stehen sich deutsche Wehrmacht und britische Truppen gegenüber. Die Panzer stehen bereit für den Vormarsch. Für deren Vorankommen sind zwei Menschen verantwortlich: Florian und Moritz. Wenn sie sich entschließen zu würfeln und ihr Maßband zu zücken, kann der Afrika-Feldzug Erwin Rommels von 1942 fortgesetzt werden. En miniature haben die beiden jungen Männer die Szenerie nachgebaut, Panzer und Soldaten gebastelt und bemalt.

Es ist nicht das einzige Schlachtfeld, das an diesem Wochenende in der Käseglocke zu sehen ist. In fast jedem Raum stehen mindestens zwei – historische und ausgedachte.

„Tabletop“ heißt das Hobby, das die „Dice Knights Berlin“ („Würfelritter“) betreiben. An diesem Wochenende haben sie zu ihrer ersten Convention nach Lankwitz eingeladen.

Tabletops sind Strategiespiele, die mit selbst gebastelten Figuren auf selbst gefertigten Geländen gespielt werden. Das Hobby besteht aus vier Säulen, erklärt Lars Hünnekens, Präsident des Lankwitzer Tabletop Clubs: dem Sammeln, dem Basteln, dem Malen und dem Spielen von und mit kleinen Plastik- und Metallfiguren.

Die Figuren bekommt man „Spielen, Werken, Schenken“ oder einschlägigen Geschäften wie „Battlefield Berlin“, erzählt Hünnekens. Die Rohlinge werden bearbeitet und bemalt. Doch es gibt auch Einzelteile, aus denen man die Figuren zusammensetzen kann. Aber nicht irgendwie. Denn zu jeder Welt gibt es Regeln und Vorgaben. Etwa beim Spiel Warhammer 40.000, einem Fantasyspiel. Einen Schuber mit drei Büchern holt Hünnekens hervor. Eines beinaltet die Regeln, die anderen geben Hintergrundinformationen zu den Welten. In einem weiteren Buch sind die Figuren, die zum Spiel gehören, abgebildet und beschrieben mit all ihren Eigenschaften, Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenständen. Danach berechnet sich dann auch, wie sie im Spiel vorankommen. Felder gibt es allerdings nicht; wie sich ein Spieler bewegt, wird mit Würfeln und Maßband ermittelt.

 

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Florian spielt seit 1997 Tabletop, damals war er zwölf Jahre alt, Moritz kam 2004 als Zehnjähriger dazu. Sie seien geschichtsinteressiert, erzählen sie, haben auch schon Schlachtfelder aus der Zeit Napoleons und der Antike nachgebaut. Nun hatte ihre Lieblingsfirma den Nordafrika-Feldzug Rommels auf den Markt gebracht. Genau nachgespielt wird der aber nicht, sondern die beiden jungen Männer greifen für das Spiel auf ihr Regelwerk zurück. „Das Spiel ist nur eine Projektionsfläche. Man nimmt die Thematik und macht was eigenes daraus“, sagt Moritz. „Das ist wie Schach mit Würfeln und einem komplexeren Regelwerk“, findet Florian.

Mitgearbeitet an dem Schlachtfeld hat Thomas Kluchert. Der Historiker interessiert sich allerdings mehr für die Antike. So hat er auf der Convention die Schlacht von Heraclea aus dem Jahre 280 v.Chr. nachgebaut. Er suche erst nach Spielregeln, dann beginne er mit dem Bauen und Basteln, erzählt er. Mitspieler findet er per Internet in Foren.

Auch Andreas Senftleben und Hans-Joachim Flöting mögen die historischen Schauplätze. Derzeit basteln sie an der nächsten, bauen Straße und Hauswände aus Styropor. Die beiden Männer sind schon seit den 1970er Jahren und noch länger dabei. Bereits als Kinder entdeckten sie Tabletop für sich. Im Schuhkarton habe er die ersten Figuren mit sich herumgetragen, erzählt Senftleben. Dann beschäftigten sie sich mehr mit der Geschichte, lernten historische Zusammenhänge kennen. Viel gelernt hätten sie durch Tabletop, sagen Senftleben und Flöting.

Kriegerisch wirkt das ganze Hobby, doch darum gehe es nicht. Man spiele gegen Freunde, wie auch im Fußball, so Hünnekens. Gekämpft wird nur auf dem Spielfeld. „Tabletop ist nicht anonym wie Videospiele. Man lernt, sich mit den anderem auseinanderzusetzen, Konflikte zu lösen, sich zu einigen“, ergänzt Flöting.

Frauen sieht man bei der Convention fast keine. „Tabletop wird vor allem von Männern betrieben“, gibt Hünnekens zu. „Es gibt auch Frauen, aber die sind sehr rar gesät.“

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Wer Lust hat, Tabeltop kennenzulernen, kommt am Sonntag, 17. August, zur Convention in die Käseglocke. Los geht es um 11 Uhr. Auch donnerstags kann man in die Käseglocke kommen. Dann laden die „Dice Knights“ zum Tabletop und Wargaming ein. Von 16 bis 19 Uhr gibt es eine Gruppe für Kinder und Jugendliche, von 20 bis 23 Uhr für Erwachsene. Einmal im Monat findet ein Open-End-Friday statt.

(go)