Das Verbot von Marihuana ist ein umstrittenes Thema in Deutschland, insbesondere da jedes Land anders mit dem Konsum der Droge umgeht. In Deutschland liegt die Rauschgiftkriminalität bei 75 Prozent. Rund die Hälfte aller Rauschmitteldelikte bezieht sich auf den Eigenbedarf von Cannabis, das Suchtverhalten steigt. Vor allem Jugendliche beginnen im viel zu frühen Alter regelmäßig Drogen zu nehmen.

Um diese Probleme zukünftig zu lindern, diskutierten Pädagogen und Psychologen am Mittwochabend auf Einladung der Abteilung Jugend, Gesundheit, Umwelt und Tiefbau des Bezirksamts Steglitz- Zehlendorf im Rathaus Steglitz über die Regulierung von Cannabis in Bezug auf Gesundheit, vor allem bei Jugendlichen.

Dabei waren sich alle Experten einig, dass eine kontrollierte Abgabe von Cannabis ein besserer Lösungsansatz sei, als die Verschärfung der Gesetze. Ein Blick auf die Nachbarländer zeige, dass ein erhöhtes Strafmaß den Drogenkonsum keineswegs verringere. Oftmals sei der Gegenteil der Fall: Die Kriminalisierung erweise sich als ineffektiv, da sie Probleme der Glaubwürdigkeit schafft, Gerichte und Strafverfolgungsbehörden beschäftigt, den Schwarzmarkt ankurbelt und dadurch der organisierten Kriminalität eine Zukunft verspricht. In den Niederlanden wird beispielsweise weniger Cannabis konsumiert als in Deutschland, obwohl es dort legal ist. Laut Hubert Wimber, ehemaliger Polizeipräsident in Münster, wird weder die Verfügbarkeit, noch die Schädlichkeit von Marihuana durch Strafbarkeit vermindert. Professor Dr. Heino Stöver, Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung, schlug deshalb vor, das Problem nicht strafpolitisch, sondern gesundheitspolitisch zu behandeln. Statt Zwang und Kontrolle sollten Lernstrategien zur Einsicht führen. „Im Flugzeug stellt man sein Handy aus, um keine Gefahr zu riskieren. Eine ähnliche Eigenverantwortlichkeit erwarten wir hinsichtlich des Cannabiskonsums“, so Stöver. Ein Vorschlag wäre der lizenzierte Verkauf, sowie die Apotheken- und Verschreibungspflichtigkeit.

Eine einfache Regulierung reicht allerdings nicht aus, da der legale Konsum nur für über 18-Jährige gewährleistet wird. Jugendliche würden nach wie vor auf illegalem Wege Rauschmittel zu sich nehmen. Aus dem Grund sei, laut Angelika Teichmann, Leiterin der Suchtberatung Königsberger 11 der Caritas, Beziehungsarbeit wichtiger statt der bloßen Apothekenregelung. Jugendliche bräuchten klare Ansagen und Orientierung. Die Politik solle den Fokus auf Sozialarbeiter legen, die in der Schule und auf den Pausenhöfen eingreifen können. „Sucht entsteht durch Entwicklung, Gesellschaft, Familie und Umfeld“, erklärte Teichmann. Somit spiele auch die Zusammenarbeit mit den Eltern eine wichtige Rolle, das findet auch Kerstin Jüngling, Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention Berlin GmbH. Gerade in der Pubertät, in der die Jugendlichen versuchen sich abzugrenzen, sollten Eltern keine Interessenlosigkeit zeigen.

Eine einheitliche Lösung wird es nicht geben, die Regulierung sei aber ein Schritt in die richtige Richtung. „Eltern sollen ihre Kinder nicht als Straftäter einstufen, wenn sie Cannabis konsumieren. Sie sollten sich vielmehr um die Schäden der Gesundheit sorgen“, forderte Stöver. Seiner Ansicht nach sei eine große Drogendebatte dringend notwendig, in der die Ansätze Regulierung und Aufklärung von Jugendlichen eine Rolle spielen sollten.

(MaLa)