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Circa 55 Mieterinnen und Mieter kamen am Mittwoch, 15. November, ins Rathaus Zehlendorf, um dem Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, René Rögner-Francke (CDU), ein Konvolut von rund 1.600 Unterschriften zu übergeben. Damit möchten die Mitglieder der Initiative „MieterInnen Südwest“ ihren seit über zehn Jahren angestrebten Bemühungen um die Einrichtung von Milieuschutzgebieten in Steglitz-Zehlendorf Nachdruck verleihen. „Energetische Sanierung verdrängt arme Mieter“ und „Mietenexplosion und Verdrängung sofort stoppen“ stand unter anderem auf den mitgebrachten Protestplakaten.

Laut der Angaben der Initiative leben mehr als 72 Prozent der Menschen in Steglitz-Zehlendorf zur Miete. Der aktuelle Mietspiegel und die „drohenden energetischen Modernisierungen“, die vor allem die börsenorientierte Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen „gerne vornimmt“, sorgen bei vielen für Beunruhigung.

„Ein besonderes Problem sind in unserem Bezirk mit dem höchsten Altersdurchschnitt die vielen Rentnerhaushalte, deren alte Bestandsmieten jetzt mit allen Mitteln auf ein aktuelles Höchstniveau angehoben werden sollen“, sagte eine Sprecherin der Initiative, Barbara von Boroviczeny. „Da die meisten ohnehin schon in kleinen Wohnungen der Zwischenkriegszeit leben, haben sie keine Möglichkeit, sich zu verkleinern. Ohnehin müssen schon viele von uns zur Mietzahlung ihre Altersrücklagen zu Hilfe nehmen.“

Das bestätigte auch Britta Krause, die am Mittwoch für die Mieterinitiative sprach, in ihrer Rede: „Insbesondere immer mehr ältere Menschen melden sich bei unserer Initiative, denen nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich belastende Modernisierungsmaßnahmen ins Haus stehen. Sie fürchten sich vor dem Verlust ihrer Wohnung und ihres sozialen Milieus durch Mieterhöhungen, die besonders häufig der Vermieter ‚Deutsche Wohnen‘ bis an und auch über den Rand des Legalen ausreizt.“

Das Problem betrifft jedoch bei Weitem nicht nur Ältere. Auch für viele Familien werden ihre Wohnungen nach Modernisierungen zu teuer. So waren auch einige Eltern mit ihren Kindern bei der Übergabe der Unterschriftenliste im Rathaus dabei, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Und auch die Tatsache, dass innerhalb von zwei Monaten 1.585 Menschen, den von der Mieterinitiative initiierten Antrag unterschrieben haben, spricht für sich.

In dem eingebrachten Antrag fordern die Mieterinnen und Mieter für die Wohnquartiere an der Argentinischen Allee und der Onkel-Tom-Straße, in Südende und rund um Lankwitz Kirche „schnellstmöglich“ und „als Pilotprojekt“ vertiefende Untersuchungen zur Ausweisung als Milieuschutzgebieten zu veranlassen. Die ersten Untersuchungen zum Milieuschutz hatte der Bezirk 2015 durchführen lassen. Diese basierten jedoch auf veralteten Daten. Nach diesen war kein Schutz der Kieze nötig.

Jetzt hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) zwei Monate Zeit, um über den Einwohnerantrag abzustimmen.

(eb)