500 Luftballons schickten die Atomkraft-Gegner um fünf vor 12 Uhr in den Himmel über Wannsee. Foto: Gogol

500 Luftballon ließ das Anti-Atom-Bündnis Berlin-Potsdam fünf Minuten vor 12 Uhr vor dem Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrums in Wannsee in die Luft steigen.

Die Luftballons, die auch an sechs weiteren Reaktor-Standorten in Deutschland zur gleichen Zeit in die Luft gingen, sollen die Ausbreitung radioaktiver Teilchen nach einem Reaktorunfall simulieren. An den gelben Luftballons sind Kärtchen angebracht. Wer sie findet, wird gebeten, den Fundort einzutragen, sie zu frankieren und in den Briefkasten zu stecken. Zweite Möglichkeit: Im Internet kann unter der Adresse www.atomalarm.info der Fundort eingegeben werden. Dabei sollte unbedingt die Codenummer auf der Karte angegeben werden.

Mit dieser Aktion fordert das Anti-Atom-Bündnis die Innenministerkonferenz auf, „nachzuweisen, wie sie die Menschen bei einer großen Katastrophe schützen wollen.“ Da dies nicht möglich sei, verlangt das Bündnis die sofortige Abschaltung der Reaktoren.

In Richtung Schöneberg schwebten die Luftballons davon.

Den Berliner Atomkraftgegner reicht es nicht, dass der Forschungsreaktor in Wannsee 2020 vom Netz gehen soll. Sie fordern die sofortige Abschaltung des Reaktors. „Er ist im Kalten Krieg gebaut worden. Der ist vorbei. Solch ein Reaktor gehört nicht in ein Wohngebiet“, sagte Dr. Stephan Worseck vom Anti-Atom-Bündnis. Zumal der Katastrophenschutzplan für den Ernstfall auf falschen Grundlagen basiere, erklärte er. So sei bei der Abschätzung der radiologischen Auswirkungen nach einer Kernschmelze die Folgen eines gleichzeitigen Treibstoffbrandes und einer Wasserstoffexplosion nichberücksichtigt worden, ebenso wenig die maximale Auslastung der Absetz- und Umsetzbecken mit abgebrannten Brennelementen, führte Worseck aus. Deshalb gehe das Anti-Atom-Bündnis davon aus, dass die freigesetzte Radioaktivität in einem „worst case“-Szenario 5.000-fach höher sei. Damit müsse der Reaktor sofort geschlossen werden.

Wie weit die Ballons fliegen werden, konnte Worseck nicht sagen, er ging jedoch davon aus, dass sie innerhalb von drei Stunden soviel Helium verlieren würden, dass sie von alleine abstürzen. Viele werden, aufgrund der Windrichtung, wohl in Schöneberg niedergehen. „Ich hätte mit gewünscht, dass sie bis zum Kanzleramt fliegen“, sagte Worseck.

(go)