Hinter dem Kieztreff in der Thermometersiedlung soll ein interkultureller Nachbarschaftsgarten entstehen. Die Auftaktveranstaltung am 21. September lockte bereits viele zukünftige Gärtner an. Foto: Baumann

Noch ist die Grünfläche hinter dem Kieztreff in der Celsiusstraße 60 von Unkraut und Sträuchern überwuchert. Doch das soll sich ändern. Schon bald werden an diesem Platz mehrere Hochbeete entstehen, die die Bewohner der Thermometersiedlung ganz nach eigenen Wünschen und Vorstellungen bepflanzen können.

Das Kieztreff des Stadteilzentrums Steglitz startet ein neues Projekt: Gemeinsam mit den Menschen aus dem Kiez rund um die Celsiusstraße möchten die Initiatoren auf dem Gelände des Nachbarschaftscafés einen „generationsübergreifenden interkulturellen Nachbarschaftsgarten“ anlegen. Unter dem Motto „In interkulturellen Gärten kann nicht nur das Verständnis für andere Kulturen wachsen“ fand am Donnerstag, 21. September, die erste Informationsveranstaltung zum Projekt statt. Wie genau sollen die Beete aussehen? Wer kümmert sich darum? Was passiert mit dem geernteten Obst und Gemüse? Diese und viele weitere organisatorische Fragen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung, die vor allem von den Kindern aus der Nachbarschaft mit großem Interesse aufgenommen wurde.

„Wer ein Beet bepflanzt und pflegt, kann die Ernte mit nach Hause nehmen“

„Mit dem Projekt möchten wir der Nachbarschaft in der Thermometersiedlung die Möglichkeit geben, einen eigenen Garten zu gestalten“, erzählt Veronika Mampel, Arbeitsbereichsleiterin für Nachbarschafts- und generationsübergreifende Arbeit im Stadtteilzentrum Steglitz. „Die meisten Bewohner hier leben in Hochhäusern und haben kaum eine Möglichkeit, etwas selbst einzupflanzen. Mit unserem Projekt möchten wir ihnen genau das ermöglichen.“ Wer Interesse daran hat, bekommt ein Beet, das dann ganz nach den eigenen Vorstellungen bepflanzt werden darf. Der Verantwortliche übernimmt die Pflege seines Beets und verfügt dann frei über die Ernte. Besonders bei den Kindern stieß diese Aussage auf Begeisterung: „Kann ich dort auch Kürbisse pflanzen und sie dann mit nach Hause nehmen?“, fragte Mohanad, einer der jüngsten Besucher des Treffens, etwas misstrauisch. „Und ich darf alles einpflanzen, was ich will? Auch Mandarinen?“, wollte der junge Gärtner in spe ganz genau wissen. Auch bei anderen Kindern kam die Idee des neuen Gartens richtig gut an. Es folgten zahlreiche Vorschläge zu Beet-Gestaltung, Bewässerungsmöglichkeiten und dem Einsatz von Schafen als „natürliche Rasenmäher“.

Während die Kinder ihre Beete im Geiste bereits bunt gestaltet und bepflanzt hatten, erstellten die Erwachsenen Listen von Dingen, die für die erfolgreiche Gartengestaltung notwendig sind – von Europaletten für den Beet-Bau über Gartenwerkzeug bis hin zu winterfesten Pflanzen.

Noch sind auf der Grünfläche hinter dem Kieztreff in der Thermometersiedlung nur Unkraut und Sträucher zu sehen. Doch schon bald soll hier ein Nachbarschaftsgarten entstehen. Foto: Baumann

„Wir wollten einfach nicht länger warten“

Warum der Garten mitten im Herbst und nicht erst im Frühling angelegt wird? „Wir wollten einfach nicht länger warten“, erklärt dazu Veronika Mampel. Die Idee des „Interkulturellen Gartens“ sei bereits vor eineinhalb Jahren entstanden, doch bisher sei das Projekt immer wieder aus Zeitgründen verschoben worden. „Jetzt haben wir gesagt, ‚wir machen es einfach’. Und es gäbe ja schließlich genug Pflanzen, die man „wunderbar im Herbst einpflanzen kann“.

Damit auch die Kinder wissen, welche Pflanzen im Herbst eingepflanzt werden können, sollen im Kieztreff Bücher und andere Medien rund um das Thema ausgelegt werden. Und auch die Mitarbeiter des Nachbarschaftscafés wie Rita Schumann stehen den jungen Gärtnern mit Rat und Tat zur Seite. „Ich freue mich schon sehr darauf, wenn die Menschen herkommen, gemeinsam im Garten arbeiten und sich gegenseitig ihre Beete zeigen. Das wird ein schöner Begegnungsort werden“, so Schumann. Das gemeinsame Gärtnern eröffne neue Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen, unabhängig vom Alter oder Herkunft. Das sei einer der Hauptgründe für dieses Projekt.

Am Ende der Veranstaltung gab es nur noch eine Frage: „Wann fangen wir an?“ Für Mohanad und seine Freunde kann es gar nicht schnell genug gehen. Doch auch den Erwachsenen ist Tatendrang anzusehen. Bevor es jedoch weitergehen kann, müssen noch viele Materialien organisiert werden. Das Projekt soll überwiegend durch Spenden ermöglicht werden. Gebraucht wird alles, was für die Gartenarbeit notwendig ist – vom Spaten bis zur Gießkanne. „Wir sind für jede Unterstützung dankbar“, so Mampel. Das Stadteilzentrum stelle zwar das Werkzeug „für den Anfang“ zur Verfügung, doch langfristig sei das Projekt auf Spenden angewiesen. Neben den Spenden seien aber auch weitere Gärtner willkommen. „Wer bei uns mitmachen möchte, kann einfach zum nächsten Treffen vorbeikommen.“ Den Platz für ein weiteres Beet werde man schon finden.

Das nächste Garten-Treffen findet am 5. Oktober um 16 Uhr im Kieztreff in der Celsiusstraße 60 statt. Wer das Projekt mit einer Geld- oder Sachspende unterstützen möchte, kann das im KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum des Stadteilzentrums Steglitz – in der Scheelestraße 145, 12209 Berlin, tun.

(eb)