Skulpturen der Nachkriegsmoderne sind in dem neuen Kunsthaus zu sehen. Fotos: Gogol

Skulpturen von Jeanne Mammen

Karl Hartungs "Unheimlicher Kopf"

Blick in den Heiliger-Raum

Es riecht noch nach frischer Farbe und wenn man aus den großen Atelierfenstern schaut, sieht man noch immer Arbeiter, die am Werkeln sind. Trotzdem: Das neue Kunsthaus Dahlem ist bereit für seine Eröffnung am 11. Juni. Am Mittwoch stellte die Leiterin des Kunsthauses, Dorothea Schöne, das Museum der Presse vor.

Ein Haus für die Kunst der Nachkriegsmoderne ist es geworden, das unter anderem Werke von Waldemar Grzimek, Bernhard Heiliger, Hannah Höch, Gerhard Marcks und Georg Kolbe zeigt. Zirka 70 Werke vornehmlich aus der Zeit von 1945 bis 1955 werden gezeigt. Doch die Marke 1945 sei nicht streng gesetzt, erklärt Schöne und verweist zum Beispiel auf die Skulptur „Maja“ von Gerhard Marcks, die bereits 1942 gefertigt wurde. Sie überlebte als einzige das Bombardement seines Ateliers und habe deshalb eine große Symbolkraft – „wie ein Phoenix aus der Asche“, sagt die Kuratorin.

Es sei eine große Herausforderung gewesen, die Ausstellung zu planen, so Schöne. Denn als sie mit der Planung begann, hatte sie die Räume noch nicht einmal gesehen. Im August 2014 hatten die Sanierungsarbeiten begonnen, Zwischenwände und Decken, die in den 1970 Jahren eingezogen worden waren, wurden abgerissen, um den Grundriss des Atelierhauses freizulegen. Teilweise bis zu neun Meter hoch sind die die Wände. „Es war schwierig Objekte zu finden, die dem Raum standhalten können“, sagt Schöne, die mit ihrer Wahl im Großen und Ganzen zufrieden ist. Dazu gehören unter anderem „Die Artisten“ von Grzimek und eine Frauenskulptur vom Fritz Cremer, die bis vor Kurzem noch auf der Geburtsstation der Charité stand.

Über eine Treppe gelangt man auf eine obere Ebene, auf der Gemälde und Grafiken ausgestellt sind, als Kommentar und Ergänzung der Ausstellung gedacht sind, erläutert die Leiterin des Kunsthauses.

Die Schau ist als Dauerausstellung konzipiert, die Skulpturen für zwei Jahre entliehen, die Grafiken werden punktuell ausgetauscht, erläuterte Schöne. Finanziert wurden Umbau, Erstausstattung und Erstausstellung aus Lottomitteln. Für den Unterhalt gibt es eine institutionelle Förderung des Landes Berlin. Schöne ist zuversichtlich, dass das Haus sich etablieren wird, wenn man auch – zumindest finanziell – auf dünnem Eis stehe.

Das Haus am Käuzchensteig 8 hat ein schwierige Geschichte, denn erbaut wurde es zwischen 1938 und 1942 für den Staatskünstler Arno Breker „zur Ausführung von künstlerischen Aufträgen anlässlich der Neugestaltung der Reichshauptstadt“, wie Dr. Nikola Doll in ihrer Schrift „Das Staatsatelier Arno Breker“ schreibt. Das Heft ist eines von derzeit drei, mit denen das Kunsthaus auf die Geschichte des Baus aber auch auf die Verfolgung und Ausgrenzung von Künstlern während der Zeit des Nationalsozialismus hinweist. Bewusst habe man zugunsten der Hefte auf einen Ausstellungkatalog verzichtet, sagt Schöne. „Die Hefte sind breiter aufgestellt und näher an der Forschung“.

Trotz der dunklen Geschichte des Hauses sei es wichtig, „dass man den Raum nutzt und darüber diskutiert“, findet die Leiterin des Kunsthauses. Die Gegenposition würde heißen, dass man das Haus schließt ‑ und das finde sie nicht richtig.

Es sei ein gut gebautes, solides Ateliergebäude, ein Funktionsbau, das nicht mit nationalsozialistischen Symbolen belastet gewesen sei, erklärte Architekt Dr. Paul Kahlfeldt. Es entspreche in seiner Dimension durchaus der Formsprache der Zeit.

Das Haus gehört seit 1946 dem Land Berlin. Bereits 1948 sei geplant worden, daraus ein Museum zu machen, sagt Schöne. Doch Luftbrücke und Kalter Krieg machten solchen Ideen ein Ende. Als es den Staatlichen Museen und der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Heiligensee angeboten wurde, lehnten diese ab. 1949 bezog der Bildhauer Bernhard Heiliger den Ostflügel. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde das Atelierhaus vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem Berliner Kultursenat an Künstler aus aller Welt vergeben.

(go)