Einen wunderbaren Ausblick hat man von der Blockhütte in Nikolskoe aus. Archiv-Foto: Gogol

Einen wunderbaren Ausblick hat man von der Blockhütte in Nikolskoe aus. Archiv-Foto: Gogol

1816 begann Peter Joseph Lenné (1789-1866) mit seinen Arbeiten am Schlosspark Klein-Glienicke. Das Lenné-Jahr 2016 erinnert mit zahlreichen Veranstaltungen an das Wirken und die nachhaltige Bedeutung des berühmtesten Gärtners aus den Rheinlanden in der Schlösser-und Gartenlandschaft. Auch das Denkmal des Monats, der Waldpark Nikolskoe, gehört zu seinem Schaffenswerk.

Der Park Glienicke und die Pfaueninsel sind die bedeutendsten Schöpfungen des damals noch jugendlichen Generaldirektors in Steglitz-Zehlendorf. Aber auch das gesamte havelseitige Ufer mit den steilen Hängen von der Glienicker Brücke über Krughorn, der Bucht von Moorlake und dem Bereich Nikolskoe bis hin zum Vorplatz der Pfaueninsel – heute als Waldpark Nikolkoe bezeichnet – wurde von Lenné als Landschaftspark gestaltet.

König Friedrich Wilhelm III. verbrachte nach dem Tod seiner früh verstorbenen Gattin regelmäßig die Sommer auf der Pfaueninsel, die Lenné als Musterlandwirtschaft und Landschaftsgarten umgestaltete. Die Wandlung kommt in der literarischen Übersetzung in Thomas Hettches gleichnamigen Roman von 2014 einer als krass empfundenen Überformung von Flora und Fauna gleich. Die Landseite hingegen mit den steilen Uferhängen wurde von den Stolper Bauern als Weide genutzt und war weitgehend baumfrei, also Steppe.

Vom Anblick dieser Ödnis war der Monarch not amused. So wurde Lenné zur „Verschönerung“ auch dieser Landpartie beauftragt. Unter Leitung Ferdinand Fintelmanns (1774-1863), des Hofgärtners der Pfaueninsel, erfolgte eine abwechslungsreiche Bepflanzung sowie Erschließung mit Höhenwegen und einer alleebestandenen Uferpromenade, die noch heute einen beliebten Spaziergang vom Fähranleger der Pfaueninsel bis zur Glienicker Brücke bietet.

Für seine Tochter ließ Friedrich Wilhelm II. die bLockhütte errichten. Archiv-Foto: Gogol

Für seine Tochter ließ Friedrich Wilhelm II. eine Blockhütte errichten. Archiv-Foto: Gogol

Als Aussichtsplatz auf das sich malerisch ausbreitende Havelpanorama und Point de vue für die gegenüberliegende Pfaueninsel ließ der König 1817 seiner ältesten Tochter Charlotte und seinem Schwiegersohn, dem russischen Thronfolger zu Ehren das Blockhaus Nikolskoe („dem Nikolai gehörig“) errichten. Im Stil eines Bauernhauses auf dem hohen Ufer der Havel gibt es seither dem Gebiet seinen Namen. Und wird als Gaststätte von vielen Ausflüglern besucht.

Die Königstochter jedoch hatte es sich romantischer gewünscht: Um ihr zu einem Glockenspiel am Havelufer zu verhelfen, wurde 1837 mit der Einweihung der Kirche St. Peter und Paul ein zweiter point de vue geschaffen. Auch dies ein väterlich-königliches Geschenk zu Ehren des nunmehr in Amt und Würden geweihten Zaren Nikolaus I., geschmückt mit russischen Stilelementen, Zwiebelturm und holzgeschnitzter Vorhalle.

Offiziell diente die Kirche den Bewohnern der Pfaueninsel. Um die Baumaßnahme zu legimitieren, wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite die sogenannte Königliche Freischule Nikolskoe er- richtet. Bis in die 1930er Jahre besuchten sie die Kinder der Pfauen insel und die in Nikolskoe sowie im Schloss lebenden Bediensteten. Das heute als Wohnhaus genutzte Gebäude mit italienisch anmuten- den Stilelementen bot auch dem Lehrer eine Adresse, der nebenher den Küster für Peter und Paul gab.

Romantisch: Das Glockenspiel der Kirche Peter und Paul. Archiv-Foto: Gogol

Romantisch: Das Glockenspiel der Kirche Peter und Paul. Archiv-Foto: Gogol

Fintelmann legte nach Lenné neben der landschaftlich gestalteten Einbindung des Gebäudeensembles auch den kleinen Kirchhof hinter dem Schulhaus an, eine streng orthogonale, durch ein Wegekreuz erschlossen Anlage. Der König schenkte den Bediensteten von Nikolskoe und der Pfaueninsel würdige Grabstätten. Viele Gärtner, Lehrer der Freischule und Förster fanden dort ihre letzte Ruhe. Erhalten ist das gusseiserne Eingangstor. Eine große Linde in der Mitte der Anlage wird der ursprünglichen Bepflanzung zugerechnet und prägt bis heute das sepulkrale Kleinod im Wald.

Uwe Schmohl

Denkmalschutzbehörde