Zivilcourage in Zehlendorf

Kriminaloberrätin Heike Pataniak bedankt sich bei den Schülern Johannes Koch (l) und Felix Hoffmann (r) für ihre selbstlose Tat. Foto: Baumann

Was würden Sie tun, wenn vor Ihren Augen ein Teenager schwer verletzt wird? Als Johannes Koch (17) und Felix Hoffmann (18) Zeugen wurden, wie ein 14-Jähriger im Bus einen Schlag ins Gesicht bekam, und die Täter daraufhin flohen, zögerten sie nicht. Gleich an der nächsten Station stiegen die jungen Männer aus und folgten dem Täter. Dank ihres Einsatzes konnte der Angreifer innerhalb von 24 Stunden identifiziert und gefunden werden. Für diese mutige Tat bedankte sich Kriminaloberrätin Heike Pataniak am Mittwoch bei den beiden Zwölftklässlern.

Es war am 14. April dieses Jahres, als Felix Hoffmann und Johannes Koch wie üblich in den Bus der Linie 115 stiegen, um von der Schule nach Hause zu fahren. Als sie ins Oberdeck aufstiegen, sahen sie zwei jüngere Schüler, die von vier anderen Jugendlichen „angepöbelt“ wurden. In einem der beiden erkannte Johannes seinen Nachbarn. Einige Augenblicke später schlug einer der vier Jungs dem 15-jährigen „Nachbarn“ mit der Faust ins Gesicht. Als der Bus kurz darauf an der Haltestelle, Machnower Straße, anhielt, rannten die vier Jugendlichen raus.

Die erste Reaktion auf die Tat sei der Schock gewesen, sagen Felix und Johannes. „So was passiert ja nicht jeden Tag, dass man sieht, wie jemand ins Gesicht geschlagen wird“. Doch die erste Fassungslosigkeit wich schnell der Wut. „Es kann doch nicht sein, dass da jemand geschlagen wurde, und ich gucke nur zu“ so Felix. Die Situation vor dem Schlag haben die anderen Fahrgäste wohl „nicht richtig mitbekommen“, sagt Johannes. Doch auch nach dem Schlag herrschte „eine gewisse Gleichgültigkeit.“ Keiner der Passagiere sei aufgestanden. Doch nicht so die beiden.

Ohne lange zu überlegen, stiegen die jungen Männer an der nächsten Station aus und „joggten“ den Tätern hinterher. Am S-Bahnhof Zehlendorf holten sie die Gruppe Jugendlicher ein und stellten sie zur Rede. „Wir haben denen gesagt, wollt ihr nicht mitkommen, zusammen mit uns zum Opfer hinfahren und euch entschuldigen? Das wäre besser, als jetzt die Polizei zu informieren“, so Felix. Doch daran waren die Angreifer nicht interessiert. Und da hatte Felix eine Idee. Kurzerhand machte er Fotos von den Jugendlichen. Aus Filmen wisse man ja schließlich, dass in so einer Situation Fotos immer gut sind, sagen die jungen Männer lächelnd.

„Dank der Bilder und weiterer Hinweise konnten wir den Angreifer schnell finden“, berichtet Pataniak. Was den Täter angeht, so sei das Verfahren gegen ihn noch nicht abgeschlossen. Das Opfer kam mit einem Nasenbeinbruch ins Krankenhaus. Es gehe also um den Straftatbestand der gefährlichen Körperverletzung.

Felix Hoffmann und Johannes Koch wurden am Mittwoch für ihr couragiertes Verhalten geehrt. Sie erhielten eine Urkunde und je 40 Euro. Das Geld wollen die beiden für einen Kinobesuch mit Freunden ausgeben.

(eb)