Streitobjekt Truman-Plaza: Die Opposition in der BVV wollte dem B-Plan nicht zustimmen und enthielt sich. Foto: Gogol

Es gibt wohl kein Bauprojekt in Steglitz-Zehlendorf, über das so lange, ausführlich und intensiv diskutiert wurde, wie über das Projekt Truman-Plaza – darüber waren sich die Bezirksverordneten am Mittwoch einig. Nichtsdestotrotz bestand auf der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung weiterhin Diskussionsbedarf – vor allem bei den Kritikern. Der Bebauungsplan sollte beschlossen werden. Der Investor Stofanel drängt, bis Ende des Monats braucht er die Genehmigung der BVV, um wie geplant mit dem Wohnungsbau beginnen zu können.

Doch das ging der SPD zu schnell. Viele Fragen seien noch ungeklärt, so Volker Semler, der in seiner Rede, die vergangenen Jahre vom 1. Entwurf im Herbst 2008 bis heute noch einmal Revue passieren ließ und vor allem auf die erfolgreiche Einmischung seiner Partei hinwies. Vieles hätten „Wir“ – und mit diesem Wir meinte er die SPD – dem Investor abringen können, etwa dass der künstliche See für die Öffentlichkeit zumindest einsehbar sein wird, dass die Verkaufsfläche begrenzt wurde, dass die Skateranlage der benachbarten Jugendfreizeitanlage gesichert wird und so weiter. Trotz alledem gebe es noch reichlich Kritikpunkte. Etwa der Grünstreifen an der Clayallee, der bereits bebaut werde, obwohl der Investor ihn noch nicht gekauft habe. Er habe das Kaufangebot des Liegenschaftsfonds als zu teuer zurückgewiesen, berichtete Semler. Vereinbarte Kitaplätze, Schallschutzwände, Geschosshöhen – alles sei zu unverbindlich. Und trotzdem liege der B-Plan zur Abstimmung vor. Seine Fraktion werde sich enthalten, so Semler.

Die Grünen hingegen zeigten sich „städtebaulich zufrieden“, erklärte Maren Schellenberg. „Wir wollen eine gepflegte Wohnbebauung“, sagte sie. Und nicht, dass vorne die Geschäfte entstehen, während im hinteren Teil alles so bleibe, wie es ist.

Georg Boroviczény (Piraten) hatte vor allem zwei Probleme: die Sorge um die kleinen Nahversorger etwa in der Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte und die steigenden Mieten in der näheren Umgebung dieses „Luxus“-bauobjektes.

Ersterem widersprach Bernhard Steinhoff (Grüne). Durch den Wohnungsbau innerhalb der Truman-Plaza aber auch in der Umgebung werde doch mehr Kaufkraft geschaffen, fand er. Und diese müsse auch bedient werden. Das letzte Argument Boroviczénys lehnte Torsten Hippe (CDU) als abwegig ab. Die Truman-Plaza habe auf die Erhöhung des Mietspiegels in der Umgebung, wie der Pirat befürchtete, keinen gravierenden Einfluss, weil dieser berlinweit gelte. Uwe Köhne von den Grünen hatte sogar zwei Bilder dabei: einmal, wie das Gelände unter den Amerikanern aussah – Parkplatz und Supermarkt, und einmal, wie es in ein paar Jahren aussehen wird. Er bevorzugte Letzteres.

Schließlich konnte auch Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) nicht mehr schweigen. Er unterstellte der SPD-Fraktion, dass sie dieses Projekt gar nicht wolle, statt dessen immer suggeriere, dass jemand übervorteilt werde. Doch was sie auf den Tisch brächten, seien „alte Kamellen“. Etwa die Frage nach den Kitaplätzen. Die sei vergangene Woche durch einen Vertrag geklärt worden. Sie werden kommen, vom Investor gebaut, so Schmidt. „Hier wird etwas entstehen, das den Bezirk schmücken wird“, zeigte sich der Bezirksstadtrat überzeugt. Und nach Jahren des „Hoch- und Runterdeklinierens“ sei es endlich Zeit, dem Projekt sein „Ja“ zu geben. Dazu konnten sich aber weder die SPD noch die Piraten durchringen. Sie enthielten sich. Doch die Stimmen der Fraktionen von CDU und Grünen reichten, um den B-Plan zu beschließen.

(go)