Zugegeben, von außen sieht man der JFE Schottenburg eine Sanierung nicht an, im Inneren sollen die Bauarbeiten jedoch abgeschlossen sein. Schottenburg am Brittendorfer Weg in Zehlendorf, Eingang. Foto: Baumann

Seit Jahren ist in der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) Schottenburg im Brittendorfer Weg in Zehlendorf nur ein eingeschränkter Betrieb möglich. Die im Jahr 2013 begonnene Sanierung stockte mehrmals und kostete erheblich mehr, als am Anfang veranschlagt. Nun sind die Arbeiten fast abgeschlossen.

„Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, das Gebäude abzureißen und neu zu bauen“, sagte die Bezirksstadträtin für Immobilien Maren Schellenberg (Grüne) bei der letzten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf, am 18. Oktober. In einer Kleinen Anfrage wollte der CDU-Bezirksverordnete Harald Mier wissen, wie der aktuelle Stand der Bauarbeiten in der JFE Schottenburg aussieht.

„Natürlich finde ich es sehr bedauerlich, dass die Baumaßnahmen sich so unverhältnismäßig lange hingezogen haben“, so Schellenberg. Man solle jedoch berücksichtigen, dass der Zustand des Gebäudes sehr schlecht war. Die Bauunterlagen hätten gefehlt, der Brandschutz sei katastrophal gewesen. „Wir können heilfroh sein, dass dort nichts passiert ist“, betonte Schellenberg. Sie habe sich die Räumlichkeiten nach ihrem Amtseintritt angesehen – „Die Kinder hätten keine Chance gehabt, aus den Kellerräumen heraus zu kommen, wenn die Treppe versperrt gewesen wäre.“

Jetzt, gute fünf Jahre später, sind die Sanierungsmaßnahmen fast abgeschlossen. „Zurzeit arbeitet die beauftragte Baufirma an den Restleistungen“, so Schellenberg. Dies seien die Pflasterarbeiten an der Außenanlage, die Erdarbeiten mit Mutterboden, die Rasenansaat sowie der Rückbau der Baustraße. Bis Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Bauabnahme wurde bereits beantragt.

680.000 Euro wurden bis heute für die Sanierung der JFE Schottenburg ausgegeben. Bis zur Fertigstellung kommen schätzungsweise weitere 60.000 Euro dazu. „Insgesamt sind dann rund 740.000 Euro in die Sanierung dieser Einrichtung geflossen“, so Schellenberg. Das Geld kommt aus den Mitteln für die allgemeine bauliche Unterhaltung des Bezirks. Laut Schellenberg machten die 740.000 Euro fast 15 Prozent der Mittel aus, die dem Bezirk für die bauliche Unterhaltung sämtlicher außerschulischer Gebäude, wie Rathäuser, Seniorenfreizeitstätten, Friedhofskapellen, Personalunterkünfte etc. zur Verfügung stehen.

Fast die Hälfte des Gebäudes konnte seit Oktober 2013 nicht genutzt werden. Nun stehen nur noch Arbeiten an der Außenanlage an. Foto: Baumann

Es war ein langer Weg

Es begann im September 2012: Damals wurde in den Kellerräumen der Einrichtung Schimmel festgestellt. Die dort liegenden Proberäume konnten daraufhin nicht mehr genutzt werden. Um die Räume schnellstmöglich wiederherzurichten, stellte der damalige Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) Ende April 2013 für die Sanierung 140.000 Euro zur Verfügung.

Doch es dauerte ein gutes halbes Jahr, bis die Arbeiten begannen. Die Sanierung startete im Oktober 2013 – jedoch nicht wie geplant im Keller, sondern auf dem Dach. Es sei eine sogenannte Teildachsanierung notwendig, hieß es damals aus dem bauausführenden Amt. Diese „Teildachsanierung“ dauerte lange und kostete mehr als die Hälfte des bereitgestellten Geldes. Dabei wurde das Dach des rechten Seitenflügels abgetragen und durch eine Plane abgedeckt. Diese konnte den Regengüssen jedoch nicht standhalten. Das Wasser drang ins Haus ein und verursachte Sachschäden im Wert von mehreren Tausend Euro. Das Musikstudio und das Café, die sich im rechten Flügel der JFE Schottenburg befanden, mussten gesperrt werden.

Nach Abschluss der Dachsanierung stellte die Bauaufsicht bei einer Begehung fest, dass die einzigen Pläne, die dem Amt vorlagen, aus dem Jahr 1953 stammen. Der Brandschutz fehlte. Außerdem wurden die Räumlichkeiten „nicht so genutzt, wie laut Baugenehmigung vorgesehen“. „So wurde beispielsweise ein als Heizungsraum genehmigter Raum als Töpferraum, ein Lager als Garderobe, eine Eingangshalle als Gemeinschaftsraum und ein Kohlelager als Musikübungsraum genutzt“, listete Schellenberg bei der Oktober-Sitzung der BVV in diesem Jahr auf. Eine Umwidmung der Räume habe es laut Bauamt jedoch nie gegeben.

Im Frühjahr 2014 wurde ein bauphysikalisches Gutachten erstellt: Die darin festgehaltenen notwendigen Sanierungsmaßnahmen überstiegen die zur Verfügung stehenden Mittel bei Weitem.

Im März 2015 stellte der Bezirk dann zusätzliche Mittel von 250.000 Euro für die Weitersanierung bereit. „Das Ziel war, die JFE so schnell wie möglich wiederherzustellen“, erklärte die damalige Jugendstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Die Arbeiten sollten im Frühjahr 2015 starten. Doch aufgrund des Personalmangels im Hochbauamt verzögerten sich die Maßnahmen erneut.

Nach dem Start der Bauarbeiten fand man Elektro- und Wasserleitungen vor, die die Baugrube kreuzten. Diese waren auf den alten Plänen nicht verzeichnet. Ein Rückbau der Wasserleitungen stellte sich als nicht möglich heraus. Dadurch musste die Fluchttreppe vom Kellergeschoss um 180 Grad gedreht werden. Die Bauarbeiten verzögerten sich erneut. So konnte die Fluchttreppe erst 2017 fertiggestellt werden.

Seit Mitte Juni 2017 seien nun alle „vom Bauantrag betroffenen Räume“ fertiggestellt, so Schellenberg. Es waren lediglich noch Arbeiten an der Elektroanlage offen. Der TÜV habe die Anlage bereits geprüft und den Betrieb für zulässig erklärt. Alle „Restmängel“ müssen bis zum 30. November beseitigt werden.

Sobald die beantragte Bauabnahme erfolgt ist, soll JFE Schottenburg endlich wieder über all ihre Räume verfügen können.

(eb)