Steglitzer Kirchenmusikfest in der Lichterfelder Petruskirche. Fotos: fpd

Ein ganz besonderer Kulturgenuss fand am Abend des 13.Oktober in der Petruskirche in Lichterfelde-Ost statt: Der Anlass war das diesjährige Steglitzer Kirchenmusikfest aller 14 Steglitzer Gemeinden, das ganz im Zeichen des Reformationsgedenkens zu Ehren Martin Luthers stand.

„Sounds like Luther“ lautete das Motto des Abends. Das heißt, dass Worte, Texte und prägnante Lutherzitate auf unterschiedliche Art und Weise umgesetzt und dargeboten wurden.

Drei Chöre präsentierten Kompositionen von der Reformationszeit bis ins 20. Jahrhundert:

Der Chor der Petrusgemeinde füllte die Kirche mit wohlig-warmem Klang verschiedener Lutherliedtexte aus fünf Jahrhunderten unter der Leitung von Michael Zagorni – ganz klassisch.

Anders der zweite Chor des Lankwitzer Vokalensembles. Christian Finke, Kirchenmusikdirektor, präsentierte Dramatische Evangelienmotetten des 20. Jahrhunderts, die sich dem Hörer mal füllig, mal zart, mal heftig darboten – sehr zeitgenössisch.

Und schließlich der Chor der Johannesgemeinde Capella Occasionum, der harmonisch und stimmlich leuchtend von Bettina Heuer-Uharek geleitet wurde – sehr inniglich!

Unterbrochen wurden die Darbietungen von Sebastian Fuchs. Er ist Multifunktionsmundkünstler. Der studierte Sprecherzieher beschäftigt sich mit dem „Mundwerk“, der Verfeinerung und Ausdifferenzierung der menschlichen Stimme. Sie ist nicht nur dazu da, Worte oder Sätze zu formulieren, sondern kann viel mehr: Sebastian Fuchs entgrenzt die Sprache, geht über ihre pragmatische Bedeutung hinaus und verfremdet die lutherische Verkündigung so auf seine Weise. Das Wort Luthers setzt er in Laute und Klänge (eben die besagten „Sounds“) um und transferiert sie über sein „Chaospad“ in Tonschichten.

Mal hört der Zuhörer ein Summen, ein Schnalzen, ein Surren, ein Knacken, ein Gurren, mal unterlegt Sebastian Fuchs die Laute rhythmisch oder überlagert sie durch sich immer wiederholende Loops (Schleifen) in mehrere Schichten. Dabei bindet er auch das Publikum mit ein und lässt biblische Stellen, zum Beispiel den Turmbau zu Babel, kraft der Laute und Klänge erraten. An anderer Stelle interpretiert er zentrale lutherische Begriffe wie Hoffnung und Gnade. Hier lässt er dem Publikum viel Raum für die individuelle Interpretation.

Abgerundet wurde der Abend durch Lutherporträts, Lutherbilder und Skulpturen Luthers des Künstlers Harald Birck. Pfarrer Wicher führte durch die sich an die Wände anschmiegenden und auf dem Altar befindlichen Werke. Der Künstler stellt Luther in verschiedenen Lebensabschnitten dar, will so seine Lebenssituationen (zum Beispiel der singende Luther, der sitzende Luther) und die Wirkungen des Lebens in seinem Antlitz zeigen. Hierfür bedient sich Birck verschiedener Menschen seines Umfelds und formt deren Gesichtsausdruck als Lutherporträt.

Im Anschluss an diese spannende Mischung aus Chorgesang, Stimm- und bildnerischer Kunst bat die Gemeinde zum Buffet, so dass dieser heitere und genussvolle Abend ganz im Sinne Martin Luthers war!

fpd

Hinweis: Künstlergespräch mit H. Birck am 21. Oktober um 18.30 Uhr in der Lichterfelder Petruskirche, Oberhofer Platz, 12209 Berlin. Weitere Informationen unter www.petrus-kultur.de, telefonisch unter 030 77 32 84 52 oder per E-Mail an info@petrus-kultur.de.