An der Schwelmer Straße/Ecke Ostpreußendamm saniert die Märkische Scholle derzeit Häuser aus den 1930-er und 60er Jahren. Foto: Bavandi

60 neue Wohneinheiten für Jung und Alt: Die Wohnungsgenossenschaft Märkische Scholle setzt in einer Wohnhausanlage in Lichterfelde ein Sanierungs- und Ausbaukonzept mit hohem energetischen Anspruch, einem Energiekonzept und sozialer Verträglichkeit um.

Seit Januar dieses Jahres sind die Sanierungsarbeiten in der Wohnhausanlage der Märkischen Scholle Wohnungsunternehmen eG, die in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg 3.543 Wohnungen besitzt, mit einem Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro für die nächsten zwölf Jahre im Gange.

Der Sanierungsbedarf der 841 Wohneinheiten aus den 1930er- und 60er-Jahren ist unterschiedlich groß, fest steht aber, dass neben den Modernisierungsmaßnahmen in allen Gebäuden eine energetische Sanierung zukünftig „die hohen Energiekosten und den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasserbereitung bremsen wird“, erklärt Jochen Icken, technischer Vorstand der Berliner Wohnungsgenossenschaft Märkische Scholle Wohnungsunternehmen eG. „Die energetische Modernisierung ist Kosten sparend“, erklärt Taco Holthuizen, Geschäftsführer der eZeit-Ingenieure GmbH, die für die energetische Sanierung verantwortlich zeichnet.

Zusätzlich zur Sanierung der Wasser-, Gas- und Stromleitungen wird der Wärmeschutz der Gebäude verbessert und auf eine Versorgung mit Solarenergie und Erdwärme umgestellt. Zwischen 20 und 25 Prozent der Gesamtenergie gewinnt die Wohnanlage nach der Sanierung aus der Abluft zum Beispiel aus Abwärme von Geräten, Bewohnern und Beleuchtung, aber auch aus passiver Sonneneinstrahlung. Erdwärmepumpen sowie Solaranlagen zur Wärme- und Stromerzeugung liefern die restlichen 70 Prozent.

Jochen Icken, technischer Vorstand der Berliner Wohnungsgenossenschaft Märkische Scholle, (links) und Dipl.-Ing. Taco Holthuizen, Geschäftsführer der eZeit Ingenieure, auf einem Dach der Wohnhausanlage in Lichterfelde mit Blick auf den ersten Dachgeschoß-Ausbau auf einem Haus der 30er-Jahre. Foto: Bavandi

Mithilfe des von den eZeit Ingenieuren entwickelten eTanks, einem offenen thermischen Erdspeicher, der auch als geothermische Quelle genutzt wird, können jährlich bis zu 75 Prozent des solarthermischen Ertrags genutzt werden. Gleich vier solcher eTanks werden neben den Wohngebäuden errichtet. Überschüssige Wärme aus den Solaranlagen auf den nach Südwesten ausgerichteten Dächern wird in das Erdreich geführt, bei Bedarf diese dort gespeicherte Wärme aus dem Boden über Erdleitungen mithilfe einer Wärmepumpe in das Heizsystem geholt. Überdurchschnittlich hohe Heiz- und Warmwasserkosten von durchschnittlich Euro 1,50 Euro pro Quadratmeter sollen dann der Vergangenheit angehören und nach Sanierung lediglich zirka Euro 0,35 Eurobetragen.

Die insgesamt 41 Gebäude mit zwei bis sieben Stockwerken aus den 30er- und 60er-Jahren werden generalsaniert. Die in den 60er-Jahren errichteten Wohnungen verfügen bereits über eine Wärmedämmung, so dass vorwiegend die Wohnungen und Kellerräumlichkeiten saniert werden und die Fassade überarbeitet wird. Bei Bedarf werden neue Fenster oder eine Fassaden-, Keller- und Dachdämmung angebracht, ein neues Heizsystem wird integriert, die Dachgeschoße werden ausgebaut. In den Wohnungen werden Bäder saniert, neue Heizkörper und Thermostatventile gesetzt, Wasser- und Abwasserrohre neu verlegt oder Sicherungskästen ausgetauscht.

In den Gebäuden aus den 30er-Jahren ist der Sanierungsbedarf so groß, dass die Mieter und Mieterinnen während der Sanierungsphase bis zu sieben Monate nicht in ihren Wohnungen verbleiben können und in Ersatzwohnungen untergebracht sind. Durch den Dachausbau der Anlagen aus den 30er-Jahren entstehen 60 neue Wohneinheiten, indem die Deckenhöhe um 1,5 Meter angehoben wird. „Die ersten vier Häuser sollen bis Ende des Jahres fertig gestellt sein“, sagt Icken. Neben altersgerechten und Barriere armen Wohnungen wird zusätzlicher Wohnraum für Jung und Alt und vor allem für Familien geschaffen. Eine notwenige Wohnraumvergrößerung bis zu 120 Quadratmeter der bis dato 55 Quadratmeter großen Objekte mit einem bedarfsgerechten Grundriss bis zu vier Zimmern ist hierfür in einigen Wohnungen vorgesehen.

Die Mieter werden laufend durch Publikationen über den Bau- und Sanierungsverlauf in der Wohnhausanlage und die Ziele des großen Bauvorhabens, nämlich moderne Bäder, geringe Heiz- und Warmwasserkosten, warme Wohnungen, mehr und größerer Wohnraum, keine Zugluft, sondern gesunde Raumluft, informiert. Durch sinkende Energiekosten nähert sich die neue Warmmiete in Zukunft der bisherigen an. Da die gesamte Energie aus Erneuerbaren stammt, wird das Wohnquartier in Lichterfelde bilanziell CO2-neutral. Icken dazu: „Die energetische Sanierung subventioniert damit gewissermaßen die notwendige Modernisierung“.

(MiBa)