Eine Spende über 1.000 Euro plus Teddybär überreichte Ilka Biermann (links) Margit Johanna Krumpel von der Björn-Schulz-Stiftung. Foto: Gogol

Drei Monate ist es jetzt her, dass sich die langjährige Leiterin den Jugendamtes Steglitz-Zehlendorf, Ilka Biermann, in den Ruhestand verabschiedete. Bei der Verabschiedung wollte sie keine Blumen, Bücher oder andere Geschenke, sondern sie sammelte Spenden, die sie nun am Montag überreichte.

Nicht nur Geldspenden waren bei Ilka Biermann aufgelaufen, auch Gutscheine etwa für einen Hut und für einen Musikworkshop, aber auch das eine oder andere Buch hatte die Pensionärin zum Abschied überreicht bekommen. Den Gegenwert der Sachgeschenke legte sie aus eigener Tasche mit dazu, so dass 1.000 Euro für die Björn-Schulz-Stiftung zusammenkamen. Ein Verein, der nur fast seinen Sitz in Zehlendorf gehabt hätte. Als die Stiftung sich 1998 auf die Suche nach einem Haus für ein Kinderhospiz begab, wurden sie zwar in Zehlendorf fündig, der Vertrag kam dann aber doch nicht zustande, erzählt Margit Johanna Krumpel, zuständig für Sozialmarketing und Erbschaften bei der Stiftung. So zog das Hospiz in ein ehemaliges Kinder- und Säuglingshaus der jüdischen Gemeinde in Pankow. Dorthin machten sich Biermann und ihr Mann am Montag auf.

Sie habe sich bewusst gegen ein Projekt aus dem Bezirk entschieden, sagt Biermann. Sie kenne zu viele Einrichtungen aus ihre jahrelangen Tätigkeit. Zu sagen, ich gebe dem Verein das Geld und dem nicht – das wollte sie nicht. Und so kann sich nun die Björn-Schulz-Stiftung freuen, die ihr Hospiz „Sonnenhof“ gerade umgebaut und von zwölf auf 16 Plätze für schwerst- und todkranke Kinder und Jugendliche erweitert hat.

Biermann weiß aus ihrer jahrelangen Arbeit im Verwaltungsrat der Barmer GEK, dass Hospizarbeit nur wenig Unterstützung von den Krankennkassen bekommt. Das bestätigt auch Krumpel. „Alles was schön ist, ist nicht drin im Schlüssel“, sagt sie. „Schön“ – das sind zum Beispiel der Kunst- und der Musiktherapeut und auch die Erzieher. All das gilt nicht als medizinische Versorgung – muss also aus Spenden finanziert werden. Ebenso die Betreuung der Familien, die eine sehr wichtige Rolle spielt. „Wir sind für die ganze Familie da“ betont Krumpel. So gibt es Angebote für Geschwister, wie Reisen, Theater- und Kinobesuche oder Sport. Wichtig sei es, ein gemeinsames Erleben zu ermöglichen, schöne Momente zu schaffen für die Familien gemeinsam. Dazu gehören gemeinsame Picknicks, Ausflüge und ein großes Weihnachtsfest für alle. „Freude ist ein Gesundmacher“, weiß Krumpel. Genauso wie Respekt, Aufmerksamkeit und Zuwendung, mit denen man den kranken Kindern täglich im Sonnenhof begegne und dadurch auch ihr Leben ein wenig verlängere.

Hinzu kommt der ambulante Pflegedienst, der kein medizinischer sei, sondern einer „für Herz und Seele“, so Krumpel. Familienhelfer besuchen die betroffenen Familien zu Hause, machen Hausaufgaben mit den Geschwistern oder kümmern sich um das kranke Kind, so dass Mutter oder Vater einfach mal ein wenig Zeit für sich haben. Nach dem Tod des Kindes gibt es Trauergruppen, auch speziell für Väter und Kinder, in denen sich die verwaisten Eltern mit anderen Eltern austauschen können, die gleiches erlebt haben. Zudem gibt es einen Trauerraum, in dem das verstorbene Kind aufgebahrt werden kann, um von ihm Abschied zu nehmen. Am Teich im Garten des Sonnenhofes können Eltern einen selbstgestalteten Stein für ihr Kind hinterlassen.

Ein Teil der Spenden für die Björn-Schulz-Stiftung geht in die Weiterbildung der Mitarbeiter, erklärt Krumpel. Gerade, wenn es um Neuerungen im palliativen Bereich gehe, muss man darüber Bescheid wissen.

Das Kinderhospiz, das es seit 2002 gibt, betreut vor allem Kinder und Familien aus Berlin und Brandenburg, aber auch aus anderen Bundesländern haben Familien dort schon Unterkunft gefunden.

Die Björn-Schulz-Stiftung ging 1996 hervor aus dem Verein Kinderhilfe, den Barbara und Jürgen Schulz zusammen mit anderen Betroffenen 1983 nach dem Tod ihres erst sieben Jahre alten Sohnes Björn gegründet haben. Björn starb an Leukämie.

(go)