Omar und Tabarek würden gerne Boxen lernen

Lukas Rüdiger, Sozialpädagoge im Mehrgenerationenhaus Phoenix hat eine Crowdfunding- Kampagne gestartet, um Mädchen und Jungen einen Boxkurs zu ermöglichen. Bis zum 20. Dezember können die Menschen noch Geld spenden – insgesamt 3000 Euro werden benötigt. Doch warum möchten die Kinder so unbedingt Boxen lernen? Wieso sind sie dabei auf das Mehrgenerationenhaus angewiesen? Und was genau geschieht mit dem Geld?

Tabarek, sitzt auf dem großen roten Sofa im Jugendzimmer des Mehrgenerationenhauses Phoenix. Begeistert erzählt sie, dass sie sich bereits zu Hause Boxvideos ansieht und die Bewegungen nachahmt. Auch ihr Bruder Omar möchte am Boxkurs teilnehmen. „Ich will stark sein und mich beschützen.“, sagt er und berichtet, dass er von anderen Kindern gemobbt werde. Ohne Grund würde er jedoch niemanden schlagen, es gehe ihm nur um Selbstverteidigung.

Laut Sozialpädagoge Lukas Rüdiger fasziniert die Kinder einerseits der sportliche Aspekt des Boxens, andererseits aber auch die Tatsache, dass sie sich durch das Boxen verteidigen können. „Viele Kinder gehen auf Schulen, an denen Gewalt eine Rolle spielt.“, so Rüdiger.

Der Wunsch, Boxen zu lernen, bestand schon Anfang des Jahres. „Es kamen immer wieder Kinder und Jugendliche auf mich zu und fragten mich, ob wir einen Boxkurs im Angebot haben.“, so Rüdiger. Denn auch im Mehrgenerationenhaus gibt es zahlreiche Sportangebote.

Das Mehrgenerationenhaus Phoenix, getragen vom Verein Mittelhof e.V., ist eine Begegnungsstätte für Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie unterschiedlichen Alters. Es gibt Beratungs- und Freizeitangebote, auch für Kinder und Jugendliche. Diese können, wie Rüdiger erklärt, nach der Schule ins Mehrgenerationenhaus kommen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Hausaufgaben zu machen und kostenfrei Nachhilfe zu erhalten. Sie können chillen und ihre Freunde treffen. Und dann sind da noch die Kurse, in denen sich die Schüler unter anderem kreativ und musikalisch ausprobieren oder sportlich betätigen können.

Lukas Rüdiger erzählt, dass viele der Kinder und Jugendlichen, die das Mehrgenerationenhaus besuchen, Geflüchtete sind oder aus Familien kommen, die auf Harz IV oder Sozialhilfe angewiesen sind. Für eine Familie mit wenig Geld und mehreren Kindern sei es oft nicht möglich, Sportkurse in einem Verein zu bezahlen. Nun könnte jedoch ein Traum in Erfüllung gehen.

„Da die Nachfrage immer größer wurde, haben wir uns dazu entschieden, selbst einen Boxkurs ins Angebot aufzunehmen.“, so Rüdiger. Dies dürfte auch Samuel (Name von der Redaktion geändert) gefreut haben. Samuel hat, wie er erzählt, bereits in Syrien in einem Verein und in Deutschland in der Schule geboxt. Seit vier Monaten ist der Trainer jedoch nicht mehr da und Samuel konnte nicht weiterboxen. Doch jetzt besteht die Chance, dass er es im Mehrgenerationenhaus kann.

Nun gilt es, Boxhandschuhe, Boxsäcke und weitere Ausrüstung zu beschaffen. Dazu reichen jedoch die verfügbaren finanziellen Mittel des Mehrgenerationenhauses nicht aus, denn auch die anderen Angebote sind begehrt und sollen erhalten bleiben.

Um den Kindern trotzdem den Boxkurs zu ermöglichen, hat Lukas Rüdiger im Internet ein Crowdfunding Projekt gestartet. Bis zum 20. Dezember um 20.00 Uhr haben die Menschen noch Zeit, Geld zu spenden. Für die Boxausrüstung (2650 Euro)und die Kosten für die Crowdfunding- Plattform (350 Euro) werden insgesamt 3000 Euro benötigt. Kommt der Betrag nicht zustande, kann das Geld nicht ausgezahlt werden und die Spender erhalten es zurück. Wird die 3000- Euro- Marke jedoch erreicht, dürfen sich die Kids freuen. Denn dann wird die Ausrüstung gekauft und der Kurs kann beginnen. Lukas Rüdiger sieht vor, einen externen Trainer einzustellen, der erfahrener Boxer oder Trainer in einem Verein ist. Dieser wird dann als Honorarkraft vom Mehrgenerationenhaus bezahlt – das Geld kommt vom Jugendamt. Zunächst heißt es jedoch, die finanziellen Mittel für die teure Ausrüstung aufzutreiben.

Wie gern die Kinder endlich Boxen lernen wollen und wie wichtig es ihnen ist, dass die alles entscheidenden 3000 Euro zusammenkommen, das lässt sich auch an ihrem eigenen Engagement beobachten. Laut Lukas Rüdiger sind einige der Kids bereits zweimal mit einer Dose losgezogen, um auf eigene Faust Geld für die Crowdfunding-Kampagne zu sammeln. Dies wollen sie auch in den nächsten Tagen mehrmals tun. Bis jetzt haben sie insgesamt 20 Euro bekommen. Um aber die 3000- Euro- Marke zu erreichen braucht es viele Menschen, die bereit sind, auch online Geld dazuzugeben. Bei solch einer hohen Summe kommt es auf jeden einzelnen Spender und jede einzelne Spenderin an.

Unter folgendem Link können Sie spenden:
https://www.berlin-recycling-crowd.de/phoenixboxen

 

(mh)