Am ehemaligen Bahnhof Düppel liegen noch Schienen der nicht entwidmeten Bahnstrecke. Foto: gm

Zahlreiche Gegner und Befürworter der Wiederbelebung der Stammbahn besuchten im Mai die Kleinmachnower Gemeindevertreterversammlung, um die Diskussion zum Beschluss 026/18/1 zu verfolgen. „Stammbahn reaktivieren, Mobilität verbessern, Klima schützen“ – diesen Beschluss verabschiedeten geschlossen die Fraktionen der SPD, der Linken und der Grünen sowie Viktoria Brammer (fraktionslos).

Dem Beschluss vorausgegangen war die Diskussion um den Protest vieler Anwohner der Stammbahntrasse. Vor der Gemeindevertretung redete ihr Sprecher Peer Hartwig. Die Anwohner hätten Bedenken, dass die Deutsche Bahn eine Fernbahnstrecke errichten wolle und dass nächtlicher Güterverkehr die Ruhezeiten störe. Höhepunkt des Protests war das Entrollen eines Plakates mit der Forderung der Schutzgemeinschaft Stammbahn nach einem S-Bahn-Anschluss für Kleinmachnow. Die S-Bahn erreiche mehr Fahrgäste, sei in Troglage leiser und Güterverkehr könne ausgeschlossen werden, so die Argumentation.

Für den generellen Wiederaufbau der Stammbahntrasse auch als Regionalbahnverbindung setzte sich dagegen Bürgermeister Michael Grubert ein: „Ich stehe zum Bahnanschluss. Der Schienennahverkehr wird gebraucht. Details zu Planungen sind noch ergebnisoffen.“ Der Linken-Fraktionsvorsitzende Klaus-Jürgen Warnick zeigte sich noch kämpferischer: „Jetzt, da es ernsthafte Überlegungen zur Verbesserung des Schienennahverkehrs im Süd-Westen gibt, formiert sich Widerstand. Das ist ein schlechtes Signal und torpediert die Verbesserung der Verkehrssituation in einer der am stärksten wachsenden Regionen Deutschlands.“ Es werde von den Gegnern vorgegaukelt, dass die Bahn nicht in Kleinmachnow halten und der Güterverkehr über die Strecke rollen werde, „das sind Vermutungen und Unwahrheiten, die verbreitet werden, um die Bevölkerung zu verunsichern“.

Gegen den Beschluss sprachen sich die CDU/FDP-Fraktion, die AfD und die BIK aus. Katharina Storch (BIK) enthielt sich. Die CDU-Fraktionsvorsitzende Angelika Scheib: „Die Regionalbahn ist ungeeignet für Kleinmachnow“. BIK-Fraktionsvorsitzender Roland Templin weiter: „Wir setzen uns damit für das Wohl Kleinmachnows ein.“

Grünen-Vertreter Michael Martens widersprach und erklärte Grundsätzliches: „Die Entscheidung trifft nicht Kleinmachnow. Die Länder Berlin und Brandenburg, der VBB und die Deutsche Bahn entscheiden und die Regionalbahn ist bei Pendlern im Umland sehr beliebt. Kleinmachnow ist nicht der Nabel der Welt.“ „Kleinmachnow-egoistische Ziele tragen wir nicht mit“, ergänzte Warnick. Die Grünen-Vorsitzende Barbara Sahlmann räumte mit einem weiteren Gerücht auf: “Es ist nicht wahr, dass ein 40 Meter breiter Damm aufgeschüttet werde, der den Ort abschneide.“ Richtig sei vielmehr, dass die Regionalbahn eine Chance biete, den Ort ans Schienennetz anzubinden. Wolfgang Kreemke, Linke, bekannte sich schließlich auch als Stammbahn-Anwohner zu den aktuellen Wiederbelebungsplänen: „Die Stammbahn wird dringend gebraucht – die Straßen sind überlastet.“

Gesine Michalsky, BÄKE Courier vom 29. Mai 2018