Mit einem Anwohnerantrag versuchen Einwohner zu verhindern, dass in Steglitz-Zehlendorf noch weitere Gaslaternen abgebaut und durch Elektroleuchten ersetzt werden. Die Anwohner fordern, dass sich das Bezirksamt beim Senat für einen „einen Zukunftsplan Gasbeleuchtung für Steglitz-Zehlendorf“ einsetzt.

Die Gaslaternen seien ein Denkmal, erklärte Professor Dr. Eckart Haien, einer der Initiatoren des Einwohnerantrages, in der Bezirksverordnetenversammlung. Das sei bei der Verabschiedung des Lichtkonzeptes des Berliner Senats 2007 zu wenig berücksichtigt worden. „Berlin ist die Weltmetropole der Gasbeleuchtung“, so Haien. Die Hälfte aller Gastlaternen weltweit stehen in der deutschen Hauptstadt und seien damit auch ein wichtiger Tourismusfaktor. Zudem sei der künstlerische Wert der Laternen unbestritten, sie seien von ingenieurwissenschaftlicher Bedeutung und hätten zudem einen städtebaulichen Wert. Der zeige sich schon darin, dass Makler und Bauherren mit der Gasbeleuchtung für ihre Häuser werben würden. Alle vier Merkmale, die ein Denkmal aufweisen müsse, hätten die Gaslaternen, so Hien. Ihr Erhalt sei ein Wert an sich, bei dem die Kostenfrage eine untergeordnete Rolle spielen müsse, zeigte sich der Lichterfelder überzeugt.

Bei der Kalkulation sei zudem vieles nicht berücksichtigt worden. Etwa die Kosten für die Umrüstung. An der Baseler Straße, an der er wohnt, wurden die Laternen im vergangenen Jahr ausgetauscht worden. Die gesamten Masten seien ausgegraben worden, neue Leitungen mussten verlegt werden. Zudem würde die Produktion der neuen Masten Kohlenstoffdioxid freisetzen – dies sei nicht in die Kosten für die Umrüstung eingerechnet worden, sagte er. Zudem würde der Gaspreis, der durch die Koppelung an den Ölpreis künstlich hochgehalten werde, in den kommenden Jahren sinken, war Hien überzeugt. Außerdem seien die Farben des Gaslichts natürlicher und freundlicher für die Tierwelt. Und so bat er am Mittwoch die Bezirksverordneten „bei der Umrüstung innezuhalten“, bevor man vor vollendeten Tatsachen stünde. „Was jetzt abgebaut wird, ist für alle Zeit verloren.“

Unterstützung für den Einwohnerantrag gibt es von der CDU-Fraktion, die einen fast gleichlautenden Antrag einbrachte. Der Fraktionsvorsitzende Torsten Hippe erklärt das damit, dass man nicht wusste, ob die Auszählung der Stimmen für den Einwohnerantrag rechtzeitig zur Dezember-BVV ausgezählt sein würden. Deshalb habe man vorsichtshalber den Antrag eingebracht. Allerdings würde es der CDU, anders als der Bürgerinitiative reichen, wenn Gestaltung und Lichtfarbe der Gaslaternen erhalten bliebe – auch unabhängig vom Gas, weil dies zu teuer sei. Er könne zwar verstehen, dass die neuen Laternen heller und damit auch zweckmäßiger seien, „aber zum Leben gehört mehr als Zweckmäßigkeit“, so Hippe.

Beide Anträge werden nun in den Ausschüssen beraten.

(go)