hertha03-LogoWiederholt sich Geschichte? Gelingt es Hertha 03 Zehlendorf tatsächlich die Story der Hinrunde noch einmal im gleichen Muster zu schreiben? Das erste Kapitel, mit der Auftaktniederlage gegen SV Victoria Seelos, wäre nun schon geschrieben.

Der Herbstmeister der NOFV-Oberliga Nord ging bis unter die Haarspitzen konzentriert und motiviert in das Spiel gegen den letztjährigen Aufsteiger SV Victoria Seelow. Man wollte unbedingt die überraschende Auftaktniederlage mit dem unberechtigten Platzverweis für Efräim Gakpeto zum Beginn der Saison wieder wettmachen. Mit einer gesunden Portion Aggressivität wurden während der ersten Minuten die Gegenspieler angelaufen und attackiert. Die Gäste zogen sich dabei weit in die eigene Hälfte zurück und versuchten ihr Glück mit langen Bällen auf die schnellen Spitzen, die aber von den starken Innenverteidigern Erdal Özdal und Robert Schröder in Schach gehalten werden konnten. Wie aus dem Nichts fiel dann aber in der 10. Spielminute der Führungstreffer für Seelow. Nach einer Ecke kam der Seelower Mannschaftskapitän Rick Drews aus acht Metern völlig frei zum Kopfball, Zehlendorfs Fabien Thokomeni Siewe, der zur Absicherung auf der Torlinie stand, bekam den Ball unglücklich an den Kopf und fälschte diesen ins eigene Tor ab.

Der frühe Rückstand war Gift für die während der Vorbereitungsphase nicht mit Erfolg verwöhnten Zehlendorfer. Ein Schuss aus 18 Metern von Cüneyt Top in der 12. Minute, den Torhüter Rafal Lopusiewicz reaktionsschnell aus dem unteren Eck fischte, war die erste und für längere Zeit einzige Chance des erklärten Favoriten. Die nächste Möglichkeit eröffnete sich in der 31. Minute für Felix Robrecht, dessen Schuss aus spitzen Winkel aber um Zentimeter am zweiten Pfosten vorbeirauschte.

Obwohl die Hausherren sichtlich mehr vom Spiel hatten, wirkten doch die Offensivaktionen zu unentschlossen und zu zaghaft. Die Zuspiele in die Spitze waren wenig präzise, so dass die gegnerische Abwehrreihe immer wieder schnell hinter den Ball kam und für die Zehlendorfer Spitzen Gakpeto und Robrecht zu einem unüberwindbaren Hindernis wurde. In der 34. Minute hätten die Gäste aus dem Oderbruch beinahe noch die eigene Führung ausbauen können. Simeon Apostolow spielte nach einem Konterangriff den Ball Enrico Below in den Lauf, der, von Albrechts kommend, das Leder mit dem rechten Außenrist aufs Tor zimmerte. Doch die Flugkurve trieb das Spielgerät vom Tor weg.

Wild entschlossen gingen die Zehlendorfer in den zweiten Abschnitt, um die drohende erste Heimniederlage der Saison noch abzuwenden. Nur fünf Minuten nach Wiederbeginn verpasste Mike Ryberg vor dem Tor eine scharfe Eingabe von Darius Niroumand, und nachdem Below auf der anderen Seite in der 53. Minute den Ball weit über das Tor jagte, brachte Top (55.) den Ball aus sechs Metern mit dem Außenrist nicht über die Linie.

Nachdem die Gästeabwehr nicht mit spielerischen Mitteln beizukommen war und auch hohe Anspiele in den Strafraum wie von einer unsichtbaren Wand abprallten, packten die Hausherren zunehmend die berühmte Brechstange aus und versuchten durch Distanzschüsse den Erfolg zu erzwingen. In der 60. Minute segelte ein 18 Meter-Knaller von Niroumand in den Zehlendorfer Nachthimmel, und auch Zehlendorfs Kapitän Özdal hatte bei seinem Weitschuss in der 69. Minute das Visier falsch eingestellt. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung versuchte Niclas Warwel auf die gleiche Weise sein Glück. Seinen harten Flachschuss, der auf dem feuchten Untergrund noch weiter an Tempo gewann, konnte Torwart Lopusiewicz erst im zweiten Nachfassen festhalten.

Die Bemühungen der Zehlendorfer waren nicht zu übersehen, allerdings fehlte es an der nötigen Inspiration und Genauigkeit, um die richtigen Lösungen zum Erfolg zu finden und erfolgversprechende Chancen zu kreieren. Als schließlich in der 84. Minute ein Schuss von Top durch Lawrenz gefährlich abgefälscht wurde, aber von Lopusiewicz trotzdem gehalten wurde, setzte bei den Hausherren zunehmend Resignation ein. Die Gäste versuchten, mit allen Mitteln, den Sieg über die Zeit zu retten. Alle paar Sekunden wälzte sich ein Victorianer mit schmerzverzerrtem Gesicht und laut lamentierend auf dem Boden, doch unbeeindruckt von den schauspielerischen Leistungen gewährte der junge Schiedsrichter Dominic Koch  nur zwei Minuten Nachspielzeit.

Wie schon nach der Hinspielniederlage blickte man bei den Zehlendorfern in erstarrte und konsternierte Gesichter, hatte man doch mit einem positiven Start in die Rückrunde geliebäugelt. 156 Zuschauer bildeten zum Start in die Rückrunde einen ordentlichen Rahmen und wurden leider enttäuscht.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe, Özdal, Schröder, Mentes – Top, Niroumand, Obst, Ryberg – Robrecht, Gakpeto (66. Warwel)

Tor: 0:1 (10.) Drews

(hain)