Haben Sie Fragen zur Pubertät?

Bereits zwei Abende zur Erziehung in der Pubertät hat Jonas Volpers schon gestaltet. Dabei waren Eltern ermutigt, Themen mitzubringen, erlebte Situationen zu teilen und Fragen zu stellen. Im folgenden Interview erläutert Volpers einige dieser Fragen und Problematiken und findet Antworten und Lösungen. Zudem erklärt er, wie Konflikte bewältigt und vorgebeugt werden können.

Projektleiter Jonas Volpers

Im KiJuNa haben bisher zwei Abende zum Thema Erziehung in der Pubertät stattgefunden. Was waren häufige Anliegen und Fragen der Eltern?

Jonas Volpers: Es ging zum Beispiel darum, wie sie mitbekommen können, was ihre Jugendlichen den ganzen Tag machen und wie sie gegebenenfalls merken, dass ein Verhalten ein Risiko birgt. Wie viel Zeit am Handy ist beispielsweise zu viel? Weil Medien ein großes Thema waren, haben wir uns am zweiten Tag darauf fokussiert. Das Thema Drogen kam nur am Rande vor, weil die Eltern, die gekommen sind, eher jüngere Kinder haben, die erst in der Vorpubertät sind. Trotzdem können Drogen in Zukunft eine Rolle spielen, weswegen die Eltern interessiert daran waren, sich auch darüber zu unterhalten. Außerdem tauchte die Frage auf, wie sie mit ihren Jugendlichen in Kontakt bleiben und auch Gespräche führen können, die nicht direkt zu Streit führen.

Und wie schaffen es Eltern, mit ihren Jugendlichen in Kontakt zu bleiben?

Jonas Volpers: Wichtig ist es, nicht immer nur Streitgespräche zu führen, sondern das Kind auch zu loben und positiv zu bestärken. Am dritten Abend werden wir voraussichtlich verschiedene Situationen durchspielen, die potenziell Streit hervorrufen. Wenn die Jugendlichen beispielsweise schon eine Weile am Handy hängen, gibt es verschiedene Möglichkeiten für Eltern, darauf zu reagieren. Sie könnten das Kind dazu auffordern, sofort das Handy auszumachen und im Zweifelsfall drohen, ihm das Handy wegzunehmen. Eine andere Art damit umzugehen ist es, das Gespräch zu suchen und zu fragen, was das Kind denn am Handy mache und warum es sich so viel damit beschäftige. Gleichzeitig könnten sie die eigenen Sorgen ansprechen. Die verschiedenen Arten, mit dem Problem umzugehen, können zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Würden Sie meinen, dass Letzteres zu einem besseren Ergebnis führt?

Jonas Volpers: Das hängt von der Situation ab.

Wie sieht dann beispielsweise so eine Situation aus, in der die eine oder die andere Reaktion angebracht wäre?

Jonas Volpers: Meiner Meinung nach ist Konsequenz zum Beispiel dann wichtig, wenn Vereinbarungen getroffen worden sind. Nehmen wir einmal an, dass Eltern gemeinsam mit ihrer Tochter beschlossen haben, dass diese nur eine Stunde nachmittags am Handy sein darf. Wenn sich die Jugendliche dann schon am dritten Tag in Folge nicht an diese Abmachung hält, ist es angebracht, wenn Mutter oder Vater das Handy einkassieren, sofern sie dies vorher mit der Tochter vereinbart haben. Aber um überhaupt erst einmal solche Vereinbarungen zu treffen, müssen Eltern und Jugendliche miteinander sprechen.

Welche konkreten Vorfälle haben die Eltern von zu Hause mitgebracht?

Jonas Volpers: Es ging mehrfach um Mediennutzung und die damit verbundenen Risiken. Am ersten Abend erzählte eine Mutter, wie ihr Sohn über ein Computerspiel mit jemandem kommuniziert, und dabei sehr persönliche Dinge preisgegeben hatte. Bald stellte sich heraus, dass dieser Jemand, ein Erwachsener war, der sogar die Adresse des Jungen wissen wollte. Dieser reagierte jedoch sehr gut. Er rückte die Adresse nicht heraus und brach den Kontakt ab. Obwohl die Mutter sehr besorgt war, wurde sie nicht wütend und lobte ihren Sohn dafür, wie er mit der Situation umgegangen war.

Gab es auch andere Situationen, in denen es für die Eltern deutlich schwerer war, eine Lösung zu finden oder mit ihren Jugendlichen zu kommunizieren?

Jonas Volpers: Wir haben auch über sexuelle Aufklärung gesprochen. Manche Eltern tun sich schwer damit, das Gespräch mit den Kindern zu suchen.

Ab welchem Alter ist es denn wichtig, Kinder sexuell aufzuklären?

Jonas Volpers: Wir haben uns darüber unterhalten, dass dies schon in der Grundschule von den Lehrern gemacht wird. Jedoch wurde deutlich, dass verschiedene Schulen unterschiedlich gut darin sind. Es ist notwendig, dass Eltern sich zusätzlich mit ihren Kindern hinsetzten. Schon in der Grundschule, und auch in den folgenden Jahren immer mal wieder. Dadurch schützen Eltern ihre Kinder vor Gefahren, die mit Sexualität zusammenhängen.

Was sind die häufigsten Konfliktthemen in der Pubertät? Worüber streiten Eltern und ihre Jugendlichen?

Jonas Volpers: Oft geht es darum, wie viel Zeit die Jugendlichen wo verbringen. Zum Beispiel dann, wenn die Erziehungsberechtigten sich mehr Familienzeit wünschen, aber die Kinder lieber allein in ihrem Zimmer oder bei Freunden sind. Außerdem gibt es häufig Streit über die bereits erwähnten Medien und die Frage, wie lange die Jugendlichen sie nutzen. Und sobald diese eigenständige Meinungen entwickeln, geraten sie häufig mit ihren Eltern aneinander. Auch Drogen sind ein potenzielles Konfliktthema. Bei den bisherigen Elternabenden haben wir uns durchaus auch darüber unterhalten, was es denn bedeuten würde, wenn die Jugendlichen irgendwann betrunken nach Hause kommen.

Wie sollten denn Eltern reagieren, wenn das passiert?

Jonas Volpers: Auch dann sollten sie versuchen, mit dem Kind Kontakt zu halten. Wenn es sich einmal übermäßig betrinkt, ist es ja wünschenswert, dass es nach Hause kommt, und es den Eltern erzählen kann. Dann können Jung und Alt gemeinsam überlegen, was zu tun ist, anstatt dass sich die Jugendlichen abgrenzen und beschließen, heimlich zu trinken.

Sie erwähnten, dass es in Konflikten häufig darum geht, dass sich Jugendliche oft lieber in ihr Zimmer zurückziehen oder eher etwas mit ihren Freunden machen, als mit der Familie. Wie sollten Eltern damit umgehen?

Jonas Volpers: Einerseits ist es wichtig, dass sie Freiräume geben und zulassen. Die Jugendlichen sollen selbst entscheiden, was sie machen möchten. Gleichzeitig hilft es, wenn sich die Erziehungsberechtigten bemühen, dass die verbliebene Familienzeit eine gute gemeinsame Zeit ist, sodass die Jugendlichen positive Erfahrungen machen.

Was können Gründe dafür sein, dass Eltern und Kinder nicht aufeinander zugehen können und nicht in der Lage sind, einen Konflikt zu lösen?

Jonas Volpers: Schlechte Vorerfahrungen, zum Beispiel durch vergangene und ungelöste Streitigkeiten. Oder auch die Feststellung, dass man vielleicht doch verschiedener ist, als man eigentlich dachte und unterschiedliche Interessen hat.

Wann sollten Eltern ihren Kindern entgegenkommen und umgekehrt?

Jonas Volpers: Das kann man nicht pauschal beantworten. Ich glaube, dass es auf beiden Seiten eine Bereitschaft braucht, sich für die andere Person zu interessieren und gemeinsam Kompromisse auszuhandeln.

Herr Volpers, vielen Dank für das Interview.

Jonas Volpers: Sehr gerne.

Der dritte Abend findet statt am:          

Donnerstag, 21. November um 18.00-20.00 Uhr
Adresse: Scheelestraße 145, 12209 Berlin

Telefon: 030 75516739

(mh)