Über die Maya konnte Heike Kammer viel in ihrer Arbeitsgruppe erzählen. Foto: Gogol/Lorenz

Wie leben die Menschen in Mexiko? Was essen sie? Wo arbeiten sie? Diese und weitere Fragen beschäftigte am Dienstagnachmittag Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter von Kinder-und Jugendfreizeiteinrichtungen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Der Nachmittag war Startschuss für die ersten Projekte im Rahmen der Initiative „Kommune goes International“, an der sich der Bezirk als eine von 21 deutschen Kommunen beteiligt.

„Wir wollen in der Kinder- und Jugendarbeit der Internationalität einen größere Raum einräumen“, erklärt Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) das Konzept. Die Globalisierung habe viele Facetten, diese sollten die Kinder und Jugendlichen im Bezirk kennenlernen, und nicht nur die, deren Eltern einen Auslandsaufenthalt finanzieren können. Deshalb hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen, dass die Jugendeinrichtungen im Bezirk einmal im Jahr ein entwicklungspolitisches nachhaltiges Projekt oder ein Projekt der internationalen Kinder- und Jugendarbeit anbieten sollen. Wie diese aussehen können, das will das Jugendamt nicht vorgeben. Ideen aber gibt es schon. Etwa zum Thema Bekleidung. „Alle gucken nach dem billigsten Kleidungsstück und den billigsten Schuhen, aber keiner fragt sich, wo kommt das her?, so Markl-Vieto. Zwar seien alle empört, wenn eine Kleiderfabrik niederbrenne, das werde aber auch ganz schnell wieder vergessen, wenn man zum drei-Euro-T-Shirt greife. Themen müssten auch altersgerecht angepasst werden, ergänzt Gerold Mälzer, zuständig für die internationale Jugendarbeit im Jugendamt. In der Grundschule oder der Kita könne man sich etwa mit der „Reise von El Tomato“ beschäftigen, also wie die Tomate nach Deutschland kommt, aber auch langfristige Partnerschaften von Jugendfreizeiteinrichtungen seien möglich. Der internationale Ansatz solle „integraler Bestandteil der Jugendarbeit in Steglitz-Zehlendorf werden“, betont Mälzer.

Es gebe im Bezirk zwar viele Projekt, aber oft nur punktuell und gebunden an einzelne Personen, berichtet Markl-Vieto. Mälzer wies auf eine Schule hin, deren Orchester ein Konzert in Madagaskar gab. Als das Konzert vorbei war, war das Thema auch beendet. Dort wolle man ansetzen, die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen aufgreifen und in Projekte umsetzen. Ebenso gebe es viele junge Menschen im Bezirk, die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland absolvieren und mit zahlreichen Ideen zurückkommen, wie man von Deutschland aus dort helfen könne. Doch nach zwei Monaten sei das Engagement im Alltag verpufft. Auch da will der Bezirk Ansprechpartner werden.“Das muss nicht die Masse sein, aber vier bis fünf Projekt in den kommenden Jahren und gute stabile Beziehungen“, das sei das Ziel, so die Bezirksstadträtin. Angedacht ist auch, irgendwann den Auszubildenden im Bezirksamt und  im Bezirk ein Auslandspraktikum zu ermöglichen.

Dem ersten Land, dem man sich widmet, ist Mexiko. Anlass ist das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Mexiko-Stadt. Mit Filmen stimmten die Veranstalter die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung im Botanischen Garten auf das Land ein. Es habe sehr viel Hintergrundmaterial vom ARD-Büro im Mexiko-Stadt gegeben, erzählte Mälzer. Mit dem kann in Jugendfreizeiteinrichtungen bei Interesse gearbeitet werden. Zudem gibt es fünf Experten, die Ansprechpartner für die Projekte sind. Eine von ihnen ist Heike Kammer, die sechs Jahre lang im Süden Mexikos gelebt hat. Sie war dort mit der Internationalen Friedensbewegung, erläuterte sie später in ihrer kleinen Arbeitsgruppe. Um Maya-Dörfer in Chiapas habe sie sich gekümmert und die Menschen dort begleitet. Und so drehte es sich in ihrer Arbeitsgruppe um Themen wie den Maya-Kalender, die Opfergaben der Maya aber auch deren Ernährung. Weitere Experten sind Yariela Badtke, eine mexikanische Journalistin, die seit 18 Jahren in Berlin lebt, Finna Sörje, der sechs Monate lang in Mexiko-City studiert hat, Kurt Damm, der mehr als zehn Jahre in Lateinamerika gelebt hat, sowohl in Mexiko-City als auch am Amazonas, und Claudia Fix, die sich mit dem Thema Stadtentwicklung in Lateinamerika auskennt..

Das Brainstorming in kleinen Gruppen sollte den Teilnehmern erste Eindrücke über Land und Leute vermitteln und die Chance bieten, Ideen für mögliche Projekte zu entwickeln. Die besten Projekte sollen Ende des Jahres prämiert und im kommenden Jahr weiter ausgebaut werden.

(go)