Foto: Maria Hentschel

Sobald man durch das Tor des AlliiertenMuseums tritt, fällt der Blick als erstes auf die Hastings TG 503. Man kann sich gut vorstellen, wie die Briten das Flugzeug für die Berliner Luftbrücke 1948-49 nutzten, um Lebensmittel und Heizkohle nach Westberlin zu bringen. Es ist ein Original-Exponat, ein Zeitzeuge eines wichtigen Kapitels in der Deutschen Geschichte. Dieses Kapitel bringt das AlliiertenMuseum seinen Besuchern auf eine sehr anschauliche, abwechslungsreiche und informative Weise nahe.

Direkt gegenüber vom Eingang, im ehemaligen Kino der US-Besatzungstruppen, befindet sich der erste Teil der Dauerausstellung. Hier kann man die originalen Zeitungen der Siegermächte bewundern, die damals in vier verschiedenen Sprachen über den Sieg der Alliierten informieren. Auch berichten sie über erste Maßnahmen, wie die Verurteilung des Marschalls Philippe Pétain, der als Staatschef des État français, die NS-Politik unterstützte. Man erfährt die allgemeine Stimmung nach Kriegsende, und kann genau nachlesen, welche Szenen sich am 8. Mai 1945 vor dem Buckingham Palace abspielten. Eine sehr große Attraktion sind auch Flaggen, die die Berliner nähen mussten, um die Siegermächte damit zu empfangen.

Kinder sind durchaus in der Lage, zu verstehen, was es mit den bunten Stoffen auf sich hat. Deshalb findet man direkt neben der Vitrine einen Aufkleber, der den Kindern verständlich macht, dass die Flaggen eine der besonderen Stationen sind. Zu jeder Station mit einem Aufkleber gibt es einen Quizblock, der sie spielerisch und verständlich an die Geschichte heranführt. In der Eingangshalle, gleich unter dem Text, der die Gäste willkommen heißt, werden die kleinen Besucher zum „Rätseln, Diskutieren und Malen“ mithilfe des Blocks eingeladen.

Kindergeburtstage können ebenfalls im Alliiertenmuseum gefeiert werden. Dabei werden die Kinder zu Geheimagenten und gehen auf Spurensuche. Diese ist sehr authentisch, denn die kleinen Detektive verkleiden sich, und jeder erhält einen Decknamen sowie einen Agentenausweis. Durch die Spurensuche machen sie sich mit wichtigen Inhalten der Dauerausstellung vertraut. Gleichzeitig werden auch Fähigkeiten, wie das logische Denken, gefördert.

Als ich den Außenbereich des Museums betrete, um den Waggon eines französischen Militärzugs und weitere interessante Artefakte zu bewundern, beobachte ich, wie Kinder, begleitet von einer Museumspädagogin, die Treppen des Luftbrückenflugzeugs besteigen. Sie haben Fallschirme gebastelt, an denen Süßigkeiten hängen und werfen sie vom Flugzeug, wie es einst Gail Halvorsen, der berühmte Rosinenbomber-Pilot tat.

Wenn man weiter durch den ersten Teil der Dauerausstellung geht, wird man darüber informiert, welche Entscheidungen in den Konferenzen der Alliierten von 1941 bis 1945 getroffen wurden. Der Besucher kann auditive Übertragungen von Entnazifizierungsverfahren hören. Wie konnte es passieren, dass so viele belastete Nationalsozialisten Jahre später wieder einflussreiche Positionen einnahmen? Wie wurden demokratische Medien ins Leben gerufen? Welche Angebote schufen die Besatzungsmächte für die Jugend? Wie sah die Kulturpolitik der Besatzungsmächte aus? Diese und weitere Fragen werden durch die Ausstellung beantwortet. Eine beachtliche Anzahl und bunte Palette von originalen Exponaten veranschaulicht die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Große und kleine Artefakte lassen den Besucher genau hinschauen und staunen. Interessant ist auch jener Teil der Dauerausstellung, der über die Berlin-Blockade sowie die Luftbrücke informiert. Über eine tatsächliche Brücke gelangt der neugierige Besucher zu diesem Bereich, der ebenfalls zahlreiche Texte und Objekte enthält. „Ich fand vor allem die Berichte der Menschen, die an der Luftbrücke mitgearbeitet haben spannend.“, sagt Alina, eine Studentin aus Braunschweig.

Das AlliiertenMuseum ist für jedes Alter interessant. Auch im zweiten Teil der Ausstellung, in der damaligen Bibliothek der Besatzer, beobachte ich Familien mit Kindern, junge Erwachsene sowie ältere Menschen. Es kommt vor, dass auch ehemalige alliierte Soldaten, die in Berlin stationiert waren, das Museum besuchen.

Eine große Attraktion des zweiten Teils der Dauerausstellung ist ein mehrere Meter langes Segment des berühmten Berliner Spionagetunnels. Dieser unterirdische Tunnel wurde vom Amerikanischen sowie Britischen Geheimdienst genutzt, um Telefonate der Sowjetarmee abzuhören, und wurde später vom Doppelagenten George Blake verraten.

Gabi besucht das Museum mit Ehemann, Tochter und Enkeln. Über die Zeitausstellung, die sich ebenfalls in der Nicholson-Gedenkbibliothek befindet, sagt sie: „Obwohl man die Geschichte kennt, ist es beeindruckend, alles anhand von Bildern zu sehen.“ Eine beachtliche Fotosammlung sowie zugehörige Informationstafeln erzählen, wie stationierte US-Soldaten mit oder ohne Familie in der Berliner Militär-Community lebten. Wie wurde „Little America“ versorgt? Wie brachten die Amerikaner ihre Kultur nach Deutschland? Inwiefern konnten die Berliner an ihr teilhaben, und warum war dies so wichtig? Wie reagierten die Berliner auf die Besatzung? Auf diese und weitere Fragen bekommt der Museumsbesucher Antworten. In der Dauerausstellung findet man außerdem Filmmaterial über das Leben alliierter Soldaten in Deutschland. Darin kommen auch Zeitzeugen zu Wort.

Das AlliiertenMuseum ist von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Auch Rollstuhlfahrer*innen können fast alle Bereiche des Museums durch Rampen erreichen. Der Eintritt ist frei. Es können Führungen und Filmpräsentationen gebucht werden. Neben den Führungen durch die Dauer- beziehungsweise Sonderausstellung, werden Architekturführungen, Stadtführungen sowie Führungen durch die Großobjekte angeboten.

Am Sonntag, den 17. März 2019 findet von 15.00 bis 17.00 Uhr eine kostenlose Familienführung unter dem Titel „Von Schokoladenfliegern und Spionen“ statt. Kinder, Eltern sowie Großeltern erwartet eine Erkundung der Dauerausstellung und das anschließende Basteln der berühmten „Schokoladenfallschirme“. Das Museum bittet um eine vorherige Anmeldung bis zum 15. März.

Am 21. März, einem Donnerstag,  gibt es von 19.00 bis 20.00 Uhr eine „Feierabend-Führung“ durch die Großobjekte. Mit Taschenlampen wird das Innere der Großobjekte des Außengeländes erforscht. Der Anmeldeschluss ist am 19. März und die Führung ist kostenlos.

Ab April, öffnet das Luftbrückenflugzeug seine Tür wieder für individuelle Besucher. Im Inneren wird ein Film über die Luftbrücke vorgeführt. Für 1,00 Euro kann man seine Bordkarte erwerben.

Wer wissen möchte, welche Orte in Berlin, wichtige Lokalitäten der Westmächte waren, sollte sich den 24. März 2019, einen Sonntag, vormerken. Von 14.00 bis 17.00 Uhr, findet die Stadtführung „Berlin im Kalten Krieg“ statt. Sie bekommen die Möglichkeit, den Checkpoint Charlie, den Anhalter Bahnhof, sowie weitere Orte genauer kennenzulernen. Die Kosten der Führung betragen 10,00 Euro. Man kann sich bis zum 21. März anmelden.

Die Anmeldungen für die Führungen können entweder telefonisch unter der Nummer oder per E-Mail erfolgen. Telefonnummer: (030) 81 81 99 0, E-Mail: info@alliiertenmuseum.de

AlliiertenMuseum,
Clayallee 135, 14195 Berlin

(mh)