Seewanderung: Kleiner Wannsee, Pohlesee und Stölpchensee

Seewanderung: Kleiner Wannsee, Pohlesee und Stölpchensee

Kleiner Wannsee, Foto: Norman Heise

 

Ganz im Südwesten Berlins, an der Grenze zu Potsdam, erzählen drei kleine Seen von der Gestaltungsmacht reicher Menschen.

Der Bankier Wilhelm Conrad verwirklichte ab 1863 seinen Plan zur Anlage einer Villenkolonie am Wannsee und kaufte den „Stimmingschen Gasthof“ an der Königstraße neben der heutigen Wannsee-Brücke mit den dazugehörigen 300 Morgen Heideland. Dann parzellierte er und verkaufte einzelne Grundstücke. 1870 ließ Conrad den Gasthof abreißen und an seiner Stelle seine Villa Alsen errichten.

Sein Schwager Louis von Colomier hatte 1864 im Deutsch-Dänischen Krieg an der Eroberung der Insel Alsen teilgenommen, woraufhin 1872 aus „patriotischer Gesinnung“ die gesamte Villenkolonie den Namen Alsen erhielt. Viele der prachtvollen Sommerresidenzen des damaligen Berliner Großbürgertums sind heute nicht mehr vorhanden.

Der Name des Kleinen Wannsees ist nicht historisch gewachsen, sondern entsprang einer Laune des Bankiers. An einem „Stolpschen Loch“ bzw. „Stolper Loch“ wollte er nicht residieren, also wurde der Name des Gewässers kurzerhand angepasst – damit auch ein wenig Glanz des Wannsees auf die neue Kolonie falle.

Der Kleine Wannsee ist durch den Griebnitzkanal mit dem Stölpchen- und dem Pohlesee verbunden. Eine Wanderung führt vorbei am Kleist-Grab, vielen Rudervereinen, der Siemens-Villa und vielen anderen prachtvollen Anwesen. Privatheit ist damals wie heute state oft the art, der Zugang zum Wasser ist Normalsterblichen in der Regel versperrt.

Versorgt wurde die Kolonie Alsen durch ein eigenes Wasserwerk, dem 1890 ein Elektrizitätswerk folgte. Der Einfluss des umtriebigen Conrad reichte weit. Der Bankier setzte so beispielsweise auch den Bau einer Bahnstrecke durch; er war nicht nur Initiator der 1874 gebauten Wannseebahn (einer Nebenstrecke der „Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn“), sondern ebenso Vorsitzender in deren Aufsichtsrat. Im Volksmund wurde die Strecke deshalb auch „Wahnsinnsbahn auf Conrädern“ oder „Bankierszüge“ genannt.

Und genau mit dieser Wahnsinnsbahn reisen wir heute an:

Der Ausgang Richtung Kronprinzessinnenweg bringt uns zum Bahnhofsvorplatz. Wir wenden uns direkt nach links und laufen an der Straße bis zur ersten Ampel, überqueren die Straße und haben den Wannsee mit den Anlegestellen im Blick. Am Ufer des Wannsees geht es auch nach links und wir folgen dem Weg am Ufer, bis zu der Stelle, wo es leicht bergauf zurück Richtung Straße und der Wannseebrücke an der Verbindungsstelle zwischen dem Wannsee auf der rechten und dem kleinen Wannsee auf der linken Seite geht. So landen wir auf der Königstraße.

Hinter der Brücke wechseln wir die Straßenseite und biegen in die erste Querstraße nach links ein. Auf der Straße am Kleinen Wannsee laufen wir nun an Villen und anderen großen Häusern nach Westen. Auffällig: Auf vielen Briefkästen und Klingelschildern stehen nur die Initialen der Bewohnenden. Zwischendurch gibt es zwei Möglichkeiten an Stichstraßen auch bis zum Ufer vorzudringen. Die erste haben wir verpasst. Bei der zweiten gab es sogar Bänke zum Verweilen.

Wir verpassen rechtzeitig an der Alsenstraße rechts abzubiegen und landen in einer Sackgasse, finden aber durch Zufall das Haus der kulturellen und politischen Jugendbildung und Erwachsenenbildung in Berlin, also das Wannseeforum.

Über die Alsenstraße erreichen wir ohne Blick auf den Pohlensee die Chausseestraße. Hier biegen wir wieder links ab. Ein paar Schritte später biegen wir nach links in die Kohlhasenbrücker Straße ab und wechseln auf die rechte Straßenseite.

Nach der Alsenbrücke über die Verbindung zwischen Pohlensee und Stölpchensee biegen wir nach rechts ab und steuern auf einen Bootsverleih zu. Davor geht ein Waldweg nach links. Diesem Weg folgen wir. Er führt uns oberhalb der Stölpchensees zum Griebnitzkanal. Parallel zum Kanal erreichen wir die nächste Brücke. Wir überqueren sie und wenden uns an der folgenden Weggabelung nach rechts und laufen weiter auf dem Stölpchenweg zurück in Richtung Stölpchensee, der aber größtenteils hinter hohen Zäunen versteckt bleibt.

Aus dem Stölpchenweg wird die Glienicker Straße. Diese endet an der Kohlhasenbrücker Straße. Diesmal biegen wir rechts ab, überqueren die Straße und laufen auf der linken Seite erneut über die Alsenbrücke. An deren Ende biegen wir links ab und laufen dann auf den Pohlesee zu.

Der Sieben-Raben-Weg ist ein Uferweg. So haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit direkt am Wasser zu laufen. Nach dem Pohlesee erreichen wir auch den Kleinen Wannsee und dessen Ufer. Am Zaun eines der zahlreichen Rudervereine ist dann Schluss und am Zaun entlang geht es zurück zu einer Straße. Auf der Bismarckstraße geht es nach links in Richtung Osten. Der See bleibt wieder hinter Zäunen und Mauern verborgen.

Einzig am Kleistdenkmal kann man zum Ufer des Kleinen Wannsees mit Blick zum Wannsee gelangen.

Weiter auf der Bismarckstraße findet sich nach einem weiteren Ruderverein eine Art kleiner Park mit Zaun und Tor. Durch das Tor laufend und bei der Weggabelung links haltend, können wir durch einen Zaun wieder auf den Kleinen Wannsee blicken. So erreichen wir auch die Ronnebypromenade, die uns unter der Wannseebrücke vom Kleinen Wannsee zum Wannsee bringt. Wir landen so auch wieder auf dem Weg bei den Anlegestellen.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.deDiesmal bleiben wir aber auf der Promenade und laufen an den Anlegern vorbei bis zum Ende des Weges. Auf der rechten Seite ist oberhalb das Borussia-Monument zu sehen. Wir folgen dem Weg, der uns bergauf in dessen Richtung führt. Oben angekommen, wird man mit einer schönen Aussicht belohnt. Im Rücken des Monuments führt der Weg weiter und schlängelt sich zurück zum Kronprinzessinnenweg.

Hier finden wir auch einen Eingang, der uns unterirdisch zurück zum Bahnhof Wannsee und damit zum Ende unserer Runde bringt.

Die Tour zum Nachwandern unter www.komoot.de

 

Norman Heise

 

 

 

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf berlin-familie.de.

Norman wandert fast jeden Sonntag um einen See herum. Meistens in Brandenburg, manchmal in Berlin, und sogar in seinen Urlauben findet er immer ein Gewässer, das sich umrunden lässt. Seine Ausflüge dokumentiert er auf seinem Blog und der Wanderplattform Komoot. Auf berlin-familie.de erscheinen die Tourbeschreibungen ergänzt um Wissenswertes, interessante Details oder kuriose Geschichten, die im Netz zu finden sind.

 

 

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