Dr. Thullner ließ Heu und Stroh rumgehen, das die Kinder anfassen und an dem sie auch riechen durften. Fotos: Gogol

Was braucht ein Haustier, um glücklich zu sein? Etwas zu fressen, etwas zu trinken, etwas zum Spielen, eine Hütte und vor allem viel Platz. Das wissen jetzt auch die vierjährigen Knirpse im Kindergarten der Freien Universität. Erklärt hat ihnen das am Donnerstag Tierärztin Dr. Friederike Thullner. Mit dem Projekt „Tierschutz in der Kita“ (Tika) der Tierärztekammer erklärte sie den Kindern, welche Tiere man gar nicht halten sollte und welche Bedürfnisse Hund, Katze und Meerschweinchen haben. „Die Kinder haben es in sich, sie haben es im Kopf und im Herzen“, glaubt Thullner. Man müsse es nur wecken. Das will sie in knapp einer Stunde.

Sie sei selbst Mutter, erklärt Thullner. Als ihre Kinder vier Jahre alt waren, wollten sie auch unbedingt ein Haustier, ohne zu wissen, welche Verantwortung das sei. Deshalb sei dieses Alter genau richtig, um den Kindern zu erklären, wie man mit einem Haustier umgeht. „Sie wissen nicht, was genug Platz ist. Das ist zu abstrakt“, weiß die Tierärztin. Also lässt sie es die Kinder erfahren. Ein kleines Mädchen aus dem Publikum meldet sich freiwillig. Dann klettert sie in einen Karton. Ob sie denn die Arme und Beine ausstrecken kann, will Dr. Thullner von ihr wissen. Sie kann es nicht. Dann darf sie in ein kleines aufblasbares Haus. Dort ist genug Platz für die Kleine, um Arme und Beine ausstrecken.

Bilder hat Dr. Thullner dabei. Zum Beispiel von Elefanten. Warum die keine guten Haustiere wären, wissen die Kleinen ganz genau: „Die sind zu groß.“ „Sie trampeln unsere Spielzeuge kaputt.“ „Die trompeten so laut, dass wir uns die Ohren zuhalten müssen“, rufen die Mädchen und Jungen der Tierärztin zu. Und die zeigt nicht nur nette Bilder. Sie zeigt auch einen Hund, dessen Fell verfilzt ist, um zu verdeutlichen, dass ein Tier Pflege braucht. Dass es gekämmt, ihm die Nägel geschnitten und die Ohren gesäubert werden müssen.

Stroh und Heu hat Dr. Thullner dabei. Die Kinder dürfen es anfassen und daran riechen. „Das ist der Teppich für die Tiere und auch ihr Klo“, erklärt sie. Zugleich ist sie überrascht, denn die Knirpse kennen sich damit gut aus. Können Heu und Stroh voneinander unterscheiden. Das sei nicht in jeder Kita so.

Neben den grundsätzlichen Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen, soll das Tier natürlich auch ein Freund sein, den man streicheln darf. Doch dazu müsse man sich kennenlernen. „Erst die Sprache lernen, dann anfassen“, sagt Thullner. Mit „Sprache lernen“ meint sie nicht, dass die Kinder Hunde anbellen oder Katzen anmiauen sollen, sondern, dass sie wissen, wie man sie ihnen nähern kann. Das führt sie ihnen vor.

Zum ersten Mal erlebt auch die Staatssekretärin für Verbraucherschutz Sabine Toepfer-Kataw, von Dr. Thullner als „Berlins größte Tierschützerin“ begrüßt, solch einen Besuch des Tika-Projektes. Sie habe dabei vor allem gelernt, sagte sie anschließend, dass Kinder daran extrem interessiert sind. Toepfer-Kataw sie sich begeistert von dem ehrenamtlichen Engagement der Tierärzte. Aber genau dort liege auch das Problem, so Dr. Thullner im anschließenden Gespräch mit der Staatssekretärin. „Wir brauchen Sponsoren.“ Das Interesse in den Kindertagesstätten sei groß, doch es fehle an Kollegen, da es für den Einsatz nicht einmal eine Aufwandsentschädigung gebe. „Man kann das auf Dauer nicht umsonst machen“, betont Thullner.

Auch Kitaleiterin Sylvia Engels ist begeistert, denn auch sie erlebt in ihrer Kita, dass sich die Kinder zum Geburtstag und zu Weihnachten Haustiere wünschen, ohne zu wissen, was dies bedeute. „Ich bin froh, dass wir mitgemacht haben. Es hat viel Spaß gemacht. Zudem passt es auch gut zu unserem Konzept der naturnahen Kita.“