Der Buddha ist als Figur zwar präsent, wird von Buddhisten wie Rainer und Renate Noack aber nicht als Gott angebetet. Foto: Gogol

Es ist die einzige Religion ohne Gott – der Buddhismus. Aber das macht die Buddhisten auch ein wenig zu Außenseitern im interreligiösen Dialog, erzählt Renate Noack von der Buddhistischen Gesellschaft in Steglitz. Spätestens wenn es um die Gottesfrage gehe, hätten die anderen Religionen ein Problem, weiß Noack, die zusammen mit ihrem Ehemann, Dr. Rainer Noack, seit vielen Jahren der Buddhistischen Gesellschaft vorsteht.

Eher unscheinbar ist das Zentrum der Buddhistischen Gesellschaft an der Wulffstraße. Kommt man hinein, gibt es erst einmal große Pantoffeln über die Schuhe – wie im Schloss. Durch einen Flur geht es dann ins eigentliche Herz des Zentrums, die Räume für Meditation und die Seminare. Und dort steht er dann auch als Figur – Buddha, der Namensgeber der Religion.

„Buddah war ein Mensch wie wir, der sich aus eigener Kraft von seinem Leiden befreit hat, so Dr. Noack. Zwar gebe es auch Länder, in denen man Buddha anbete, doch das sei Ausdruck von Volksfrömmigkeit. Buddha sei kein Gott, er gebe nichts von außen. Buddha sei in einem, erklärt Dr. Noack. Die Figur sei eher ein Symbol für die verschiedenen Tugenden. Jede Ausprägung, jede Geste habe eine bestimmte Bedeutung, erklärt Renate Noack. Das gehe über die historische Figur des Buddhas, Siddharta Gautama, weit hinaus.

Vier Edle Wahrheiten

Es gebe im Buddhismus verschiedene Richtungen, je nachdem, aus welchem Land er komme, ob aus dem Mutterland Siddharthas, Indien, Thailand, China, Korea oder Tibet. Ihnen allen gemein sind jedoch die Vier Edlen Wahrheiten: Das Leben ist mit Leid verbunden. Die Ursache des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung sowie das Anhaften an die Vorstellung, dass das Ego unveränderlich sei. Befreihen kann man sich vom Leiden, indem man sich löst von diesen Einstellungen. Erreicht werden kann dies durch Meditation und ethisches Verhalten.

Das Haus an der Wulffstraße ist offen für alle Richtungen. Man kann vorbei kommen, um zu meditieren oder um Seminare zu den verschiedenen Lehren und Traditionen zu besuchen.

Die Geschichte der Buddhistischen Gesellschaft begann 1924 in Frohnau, wo ein Buddhistisches Haus gegründet wurde. Als das nach dem Krieg nicht mehr zur Verfügung stand, wurde 1951 die Buddhistische Gesellschaft gegründet und ein neuer Standort gesucht. Zunächts war man Untermieter an verschiedenen Standorten, bis die Gesellschaft 1985 die Räume an der Wulffstraße anmietete.  Dr. Rainer Noack ist seit 1979 dabei. Er war vorher Mitglied der katholischen Kirche und fand den Weg zum Buddhismus durch den Vortrag eines japanischen Zen-Meisters, erzählt er.

Belächelt und verurteilt

In den 1970er Jahren sei man belächelt worden, wenn man sagte, man sei Buddhist, galt man als Esoteriker, erinnert sich seine Frau. Später hätten viele den Buddhismus mit einer Sekte gleichgesetzt, auch Verwechslungen mit Scientologie habe es gegeben, berichtet sie. Auch wenn der Buddhismus heute nicht mehr so exotisch sei, rechtfertigen müsse sie sich trotzdem noch oft für ihren Glauben. „Sie lebt in ihrer eigenen Welt” würden viele denken, erzählt Renate Noack. Dabei sei der Buddhismus vom Senat als Religion anerkannt, auch Religionsunterricht sei genehmigt. Renat Noack erteilt selbst buddhistischen Religionsunterricht, konzentriert sich derzeit aber mehr auf Ethik, weil das ein Pflichtfach ist.

Beim Buddhismus habe es viele Modewellen gegeben, erzählt Dr. Noack, vor allem Anfang der 1990er Jahre, befeuert durch einen europäischen buddhistischen Kongress und Filme wie „Little Buddha”. Da habe es einen großen Zulauf gegeben, viele buddhistische Zentren wurden in jener Zeit gegründet. Das war aber nicht unbedingt von Vorteil für die Buddhistische Gesellschaft. Viele Mitglieder schlossen sich dann Zentren an, die der eigenen Tradition entsprachen. Auch heute noch gebe es viele Gründungen aus der Gesellschaft heraus, berichten Noacks. Gab es vor 20 Jahren noch gut 120 Mitglieder in Steglitz, sind es heute etwa 60. Zudem fehle der Nachwuchs. Um zum Buddhismus zu kommen brauche es meist Lebenserfahrung, man muss Leid kennengelernt haben. Nur wenige junge Leute hätten dafür Verständnis, weiß Renate Noack.

(go)