Marc Ebel bangt um die Zukunft des kleinen Cafés. Foto: Gogol

Gut anderthalb Jahre ist es her, da erfüllte sich Miriam Ebel einen Lebenstraum: An der Zehlendorfer Scharfestraße eröffnete sie ihr eigenes kleines Café, das „Froilein Lopa“. Einen schönen Ort wollte sie schaffen, an dem sich Menschen wohlfühlen und sich begegnen können – doch nun hat sich ihr Traum ins Gegenteil verkehrt. Zwei Wohnungseigentümer im gleichen Haus haben sie verklagt. Demnächst muss sich also ein Gericht mit der Frage beschäftigen, ob ein Café ein Laden ist.

Von der Wand leuchten knallig die grün-rot-geblümten Tapeten, an einem Kaminrahmen aus Holz sorgen Lichterketten für eine gemütliche Stimmung, und in der kleinen Vitrine lassen köstliche Torten die Gedanken an die nächste Diät verschwinden. Das ist das kleine Reich von Miriam und Marc Ebel sowie vom Miriams Bruder Niklas Kretschmann. Als „Waldläufer“ füllt er die kleine „Speisekammer“ des Cafés mit Pesto, Gelees, Honig, Chutneys, Kombucha und mehr. Es ist eine Existenz, die sich die drei dort in der Nebenstraße der Clayallee aufgebaut haben – und die nun in Gefahr ist, weil es zwei von 14 Eigentümern ein Dorn im Auge ist.

In der Teilungserklärung zum Haus aus dem Jahre 1991sind die Räume im Erdgeschoss als Laden definiert, erzählt Marc Ebel. Vor rund 20 Jahren hat sein Vater an gleicher Stelle einen Hundefutterladen betrieben und ist auch Eigentümer des Ladens. Doch was ist ein Laden? Für zwei Parteien in dem Haus jedenfalls kein Café – und so klagten sie gegen das „Froilein Lopa“.

Worin das Problem liegt, versteht Ebel nicht. Es gebe keine lauten Geräusche und keine Geruchsbelästigungen. Die Entlüftung des Cafés erfolge über das Dach, die Tische, die man zunächst noch vor die Tür gestellt hatte, wurden auf eine Rasenfläche weiter weg vom Haus versetzt. Die Öffnungszeiten sind viel kürzer, als vom Ordnungsamt genehmigt, derzeit montags bis freitags von 12 bis 17 Uhr, führt Ebel aus.

Versuche, mit den klagenden Nachbarn ins Gespräch zu kommen, scheiterten vielfach. Sogar ein Mediator aus der Umgebung hatte sich angeboten, zu vermitteln, berichtet Ebel – doch ohne Erfolg. Nur von einer der beiden Parteien wisse man, dass sie plane, die Wohnung zu verkaufen und dann die Klage möglicherweise zurückzuziehen. Der Eigentümer wohnt nicht selbst in seiner Wohnung, die direkt neben dem Café liegt. Sein Mieter hingegen scheint keine Probleme mit dem Café zu haben, das habe er ihnen versichert, berichtet Ebel.

„Wir verstehen die Motive nicht“, sagt er. Die erfährt er möglicherweise bei der Güteverhandlung am 1. Oktober, dem ersten Gerichtstermin in dieser Sache. Doch er hat wenig Hoffnung, da er bei den Klägern keinen Willen zur Einigung sieht.

Derzeit klammern sich die Café-Besitzer an jeden Strohhalm. So haben sie eine Unterschriftenaktion für den Erhalt ihres Traums gestartet. „Wir wollen alles probiert haben“, sagt Ebel. Vielleicht spiele ja das öffentliche Interesse auch eine Rolle bei der Verhandlung, hofft er, dann könnten die Unterschriften ein kleiner Mosaikstein sein. Zudem sei der Zuspruch, die sich in den vielen Unterschriften ausdrücke, für sie selbst eine moralische Motivation weiterzumachen.

„Wir wollen nicht aufgeben“, sagt Ebel. Selbst wenn sie den Prozess verlieren würden, würden sie sich überlegen, wie man das Café zu einem „Laden“ umgestalten könne. Ein Sieg vor Gericht für die Kläger, gibt Ebel zu bedenken, heiße noch lange nicht, dass diese auch gewinnen. Denn wer wüsste schon, was für ein Laden in die Räume einzieht, wenn Ebels ihre Sachen packen – vielleicht eine Videothek mit jeder Menge Laufkundschaft und langen Öffnungszeiten?

(go)