Die Unterbrechung der Meisterschaftsspiele durch das vergangene Pokalwochenende schien den aufstrebenden Zehlendorfern nicht gut bekommen zu sein. Gegen die zweite Mannschaft des F.C. Hansa Rostock legten die Südberliner einen Kaltstart hin, von dem sich der Motor während der gesamten neunzig Minuten nicht mehr erholen sollte.

Zehlendorf hatte Anstoß, und man wollte mit einem langen Ball in die Spitze sofort die heimischen Abwehrspieler verunsichern. Das war allerdings auch für lange Zeit die einzige Offensivaktion für die Gäste. In der Folge reihte sich ein Fehler an den anderen und der Gegner durfte fleißig Standards üben. Bereits nach vier Minuten musste Torhüter Nico Hinz einen gefährlichen Flachschuss von der Linie kratzen, doch nur zwei Minuten später musste er das erste Mal hinter sich greifen. Nach einem leichtfertigen Ballverlust auf der rechten Abwehrseite kam der Ball zum freistehenden Hasan Ülker, der das Geschenk dankend annahm und die frühe Führung erzielte.

Durch diesen Treffer im Rücken hatten die Rostocker gegen verunsicherte Gäste relativ leichtes Spiel. Die jungen Nachwuchskräfte des Drittligisten zogen sich nun weit in die eigene Hälfte zurück und überließen den Gästen fast komplett das Mittelfeld. Doch spätestens am Sechzehner waren die Herthaner mit ihrem Latein am Ende. Auf regennassem Geläuf im Rostocker Volksstadion waren zuweilen auch Schnelligkeitsdefizite auf Zehlendorfer Seite zu erkennen. Viele Zehlendorfer rannten nicht nur ihren Gegenspielern hinterher, sondern auch ihrer Normalform.

Eine erste ernsthafte Torannäherung ergab sich in der 38. Minute für Niclas Warwel, dessen Schuss aus zwölf Metern aber knapp am Pfosten vorbeirauschte. Kurz danach konnte Cüneyt Top seinen Schuss aus 18 Meter Entfernung nicht entscheidend platzieren. Rostocks Torwart Johannes Brinkies konnte den Ball sicher abfangen.

Dass es für einige Herthaner ein gebrauchter Tag werden würde, zeigte sich unmittelbar nach der Zehlendorfer Doppelchance. Wieder profitierte der Rostocker Ülker von einem „Traumfehlpass“ der Gästedefensive. Gegen den präzisen Flachschuss war Torhüter Hinz machtlos.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit bekamen die 75 Zuschauer den Eindruck, dass der Tabellenzweite gestärkt und mit neuem Mut aus der Kabine kam. Die Gäste drängten nun verstärkt auf den Anschlusstreffer, und nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff scheiterte Warwel mit einem Schuss am Rostocker Keeper. Einen zählbaren Erfolg konnten die „03er“ aber auch danach nicht mehr verbuchen. Als dann Trainer Markus Schatte innerhalb kurzer Zeit zweimal gezwungen wurde, verletzungsbedingte Wechsel – Darius Niroumand in der 58. wegen einer Knöchelblessur und Robert  in der 64. mit einer Knieläsion – vorzunehmen, war es auch mit einer ernsthaften Aufholjagd bei den Gästen vorbei.

Im Gegenteil. In der 68. Minute wurde wieder Ülker mit einem Pass in die Tiefe freigespielt, der diesmal kurzentschlossen das Spielgerät über den herauslaufenden Torhüter Hinz in das verwaiste Tor hob. Es hätte auch noch schlimmer für die Zehlendorfer kommen können, doch sowohl Niklas Tille in der 72. Minute als auch der eingewechselte Robert Grube in der 89. Minute fanden in Torwart Hinz ihren Meister.

Trotz weiterer Bemühungen blieb den Gästen ein Ehrentreffer verwehrt. Maximilian Obst scheiterte in der 73. Minute mit seinem Schussversuch an Brinkies, und nach einem schönen Angriff in der 88. Minute über Warwel und Obst wurde der anschließende Torschuss von Cüneyt Top noch durch einen Abwehrspieler geblockt. Das Glück war diesmal nicht auf Zehlendorfer Seite, denn auch nach einer Eingabe durch Unger in der Schlussminute spitzelte Samuel Agyei-Yeboah das Leder nur an den Pfosten.

Nach der 3:0-Niederlage verliert Hertha einen Tabellenplatz.

Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe (77. Schleiff) , Schröder (64. Unger) , Özdal, Dombrowe – Mentes, Niroumand (58. Agyei Yeboah) , Obst, Ryberg – Warwel, Top

Tore: 1:0 (6.) Ülker, 2:0 (40.) Ülker, 3:0 (68.) Ülker

(hain/h03)