Die nach historischen Vorgaben rekonstruierten Vorgärten an der Wilskistraße sind Denkmal des Monats Juli. Foto: Denkmalschutzbehörde

 

Nach den Wohngebäuden sind im vergangenen Jahr in einem ersten Bauabschnitt auch die Vorgärten von Bruno Tauts Mehrfamilienhäusern in der Wilskistraße zwischen Riemeisterstraße und Am Fischtal denkmalgerecht saniert worden.

Die Vorgärten gehören zu der 1926 bis 1932 errichteten Waldsiedlung Zehlendorf, die auch Siedlung Onkel Toms Hütte, Onkel-Tom-Siedlung oder Papageiensiedlung genannt wird. Namensgebend war zum einen eine Ende des 19. Jahrhundert an der nahen Krumme Lanke gelegene Ausflugsgaststätte, dessen Besitzer Thomas hieß und ihr den Namen Onkel Toms Hütte nach dem Roman von Harriet Beecher Stows gab. Zum anderen weckten die auffällig vielfarbigen Gebäudefassaden den Vergleich mit den bunten Vogelexoten.

Die Siedlung, in erster Linie von Bruno Taut geplant, ist direkt in den Kiefernbestand des Grunewaldes hineingebaut worden, der im Norden anschließt. Die Landschaftsarchitekten Leberecht Migge und Martha Willings-Göhre gestalteten die Freiflächen. Wie im Hochbau plante man während der Finanzkrise der Weimarer Jahre auch bei den Außenanlagen äußerst sparsam. Eine einfache, einheitliche und offene Gestaltung, die vor allem aber die charakteristische Ästhetik der Gebäude mit ihrem Farbenspiel und ihren Proportionen unterstützen sollte.

 

Jahrzehntelang wuchsen Büsche und große Sträucher vor den Häusern. Die wurden entfernt. Foto: Locodrom Landschaftsarchitekten

 

Die Vorgärten wurden lediglich als Baum bestandene Rasenflächen ohne weitere Gehölz- oder Schmuckpflanzungen gestaltet, die von den Gehwegen bis an die Gebäudesockel reichten. Es gab keine Begrenzungen durch Zäune oder Mauern. Kantensteine fassten puristisch die Rasenflächen ein, die nur asphaltierte Zugangswege zu den Hauseingängen unterbrachen. Hecken sollten nach Tauts Vorstellung nicht gepflanzt werden, da sie „die architektonische Haltung der Häuser entwerten“ würden.

Die bestehenden Waldkiefern und andere vereinzelte Waldbäume wie Birken wurden in das Gestaltungskonzept miteinbezogen. Möglichst viele der Waldbäume sollten im Straßenraum mit den Vorgärten und in den rückwärtigen Grünflächen erhalten bleiben. So prägen noch heute insbesondere die teilweise über einhundert Jahre alten Kiefern das Erscheinungsbild dieser Siedlung.

Großflächige Strauchgruppen direkt vor den Gebäudefassaden und in den Rasenflächen, die Pflanzung von Fichten, Thujen und Hecken, die Verwendung unterschiedlichster, nicht bauzeitlicher Wegmaterialien und andere Veränderungen führten in den vergangenen Jahrzehnten zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes der Wohnanlage. Offenheit und Einheitlichkeit sowie wichtige Sichtbeziehungen waren als stadträumliche Qualitäten vielfach verloren gegangen.

Nach der Entscheidung, auch die Freiflächen zu sanieren, beauftragte die Deutsche Wohnen mit der Planung und Bauleitung der denkmalgerechten Wiederherstellung Locodrom Landschaftsarchitekten. Es ist dem Engagement und der Fachkunde von Julia Lösse und ihrem Team zu verdanken, dass durch umfangreiche Gehölzrodungen, die Pflanzung junger Kiefern, die Herstellung verloren gegangener Rasenflächen und die Rekonstruktion bauzeitlicher Asphaltwege mit ihren Klinkereinfassungen die Qualität der Vorgärten nach dem historischen Vorbild zurück gewonnen werden konnte.

Das Bild eines einheitlichen, Baum bestandenen, offenen und einsehbaren Freiraums, der die Gebäude untereinander verbindet, ist wieder erlebbar und wird zunehmend auch von den anfänglich skeptischen Anwohnern wertgeschätzt. In diesem Jahr startet die Deutsche Wohnen in der Riemeisterstraße einen zweiten Bauabschnitt, ein dritter in der Argentinischen Allee wird folgen.

 

 

Uwe Schmohl / Denkmalschutzbehörde