Alle Beteiligte, darunter der Bezirk, der Diakonieverein Zehlendorf, die MILaa gGmbH, begrüßten die Besucher beim Tag der offenen Tür. Foto: SZS

Nach zwei Monaten Bauzeit werden in den nächsten Tagen die ersten Bewohner in die Gemeinschaftsunterkunft am Ostpreußendamm 108 einziehen. Die Unterkunft wird künftig bis zu 300 Flüchtlingen mit besonderem Schutzbedürfnis ein Zuhause bieten. Es ist eine von sechs so genannten „Containerdörfern“, die vom Senat errichtet wurden.

Anwohner und Nachbarn konnten sich am Sonntag beim Tag der offenen Tür selbst ein Bild machen: Mitarbeitende der MILaa gGmbH und des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. führten durch die Räume und zeigten das Gelände. Gut 1.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich einen Eindruck von den Lebensbedingungen der geflüchteten Menschen zu machen. Das große Interesse und die enorme Hilfsbereitschaft unterstrichen die Aussage von Gisela Netzeband, Geschäftsführerin der MILaa gGmbH (Miteinander leben aber anders), dass hier „ein Haus mit Seele“ entstanden sei.

In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V. sowie mit dem Bezirksamt und dem Landesamt für Gesundheit und Soziales wurde dieses Projekt verwirklicht. Betreiber der Einrichtung ist die „MILaa gGmbH“ – eine Tochter des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf e.V..

Bei der Errichtung der Gemeinschaftsunterkunft wurden die Erfahrungen aus bereits realisierten Containerdörfern einbezogen. Mit vielen Details haben die Modulbaufirma Algeco, die gemeinnützige „MILaa“ und die Task Force des Bauherrn – das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) – einen wohnlichen Eindruck erreicht. So wurde beispielsweise bei der Außengestaltung darauf geachtet, dass die einzelnen Wohnmodule leicht versetzt sind und mit Pastellfarben in blau, grün und gelb die Fassade farbenfroh, jedoch zurückhaltend gestaltet ist. Im Innern erinnert die Einrichtung an ein Fertighaus. Die drei Etagen der beiden Gebäude werden jeweils über zwei Treppenhäuser innen erschlossen und nicht wie in anderen Einrichtungen über außen am Gebäude angebrachte Treppentürme. Lange Flure wurden vermieden. Licht im Inneren spenden runde Leuchten. Die Etagen sind farblich unterschiedlich gestaltet, das erleichtert vor allem für Kinder die Orientierung. Es gibt die „grüne Etage“ im Erdgeschoss mit Gemeinschaftsräumen, Spielzimmer, Hausaufgabenzimmer, Beratungs- und Betreuungszimmern und Abstellräumen für Kinderwagen und Sachspenden. In der „blauen Etage“ im ersten Obergeschoss werden vor allem allein reisende Männer untergebracht und in der „gelben Etage“ im zweiten Obergeschoss wird es Zimmer für Familien und Frauen mit Kindern geben. Zudem wurden vier behindertengerechte Wohnräume mit WC für acht Personen eingerichtet. Alles wurde nach neuesten ökologischen und energetischen Standards gefertigt. Die Einrichtung ist zunächst für zwei Jahre genehmigt.

Für alle Beteiligten sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, dass diese Unterkunft anders aussieht als andere, so Melanie Wagner, Sprecherin des Diakonievreins. Immerhin werden von den 300 Bewohnern etwa Zwei Drittel Menschen sein, die als besonders schutzbedürftig gelten. Dazu zählen alleinstehende Frauen mit Kindern, Behinderte, Schwangere, Homosexuelle und maximal 70 traumatisierte Menschen. Speziell für diese Schutzbedürftigen wurde die Anlage konzipiert. Deshalb wird auch die Betreuung intensiver ausfallen als in anderen Einrichtungen, so Wagner.

Der Betreiber „MILaa“, im Juni 2015 gegründet und eine Tochtergesellschaft des Evangelischen Diakonievereins Berlin-Zehlendorf e.V., und das Stadtteilzentrum Steglitz, das die Nachbarschaftsarbeit gestaltet, richten sich auf die spezielle Klientel ein. „Das Wichtigste ist der Geist, den man in ein Gebäude hineinträgt“, sagt Gisela Netzend. Wertschätzung und Sinnstiftung seien aus Ihrer Sicht für ein gutes Miteinander wichtig. So soll beispielsweise ein Garten auf dem Grundstück angelegt werden, an dem die Flüchtlinge mitarbeiten und selbst etwas anbauen können. Das großzügige Grundstück ermöglicht zudem besondere Angebote für Jugendliche. Die angrenzende „Dirtbahn“ für BMX-Räder und Mountainbikes der Jugendwerkstatt Ostpreußendamm kann von den künftigen Bewohnern mit genutzt werden. Ein Beachvolleyballfeld soll ebenfalls noch angelegt werden.

(sn)