Damit sich die Bezirksstadträtin ein Bild von ihrer Sportart machen konnte, hatten Tim, Leroy und Björn (von links) neben einem Modell der Anlage auch ein Video dabei. Fotos: Gogol

Einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz hatte sich Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto am Dienstagnachmittag gesucht. Sie stellte sich ihren Schreibtisch an den Parkplatz hinter dem Zehlendorfer Rathaus – genau dorthin, wo täglich hunderte von Schülern Richtung S-Bahn und Teltower Damm unterwegs sind und sie mit ihnen ins Gespräch kommen konnte. Anlässlich des Projektes „Jugendamt – Unterstützung, die ankommt“ hatte die Jugendstadträtin erstmals zu einer öffentlichen Jugendsprechstunde eingeladen. „Das ist netter als im Büro zu sitzen“, sagte sie lächelnd – vor allem bei dem schönen Wetter.

Die Gelegenheit, so einfach mit der Bezirksstadträtin ins Gespräch zu kommen, nutzten Björn Strehlau, Tim Moschke und Leroy Gerhardt, um ihr Projekt vorzustellen. Sie wollen auf dem Gelände der Jugendfreizeiteinrichtung Schottenburg einen Parcours für die Sportart Parkour errichten.

Seit etwa einem Jahr leiten die drei 16- und 17-Jährigen ein Sportarbeitsgruppe, in der sie jüngeren Kindern die Grundlagen des Parkour beibringen. Nach einem Workshop dachten sie sich: So einen Platz brauchen wir auch. Erfahrung damit, eigene Projekte umzusetzen, haben die drei jungen Männer bereits. Vor zwei Jahren errichteten sie einen „Boulderbear“, einen Kletterbär. Damals bekamen sie Hilfe von Robert Merk von der Firma Camp Ramps, die solche Anlagen plant und umsetzt. Für die Parkour-Anlage holten sie sich wieder Hilfe von Merck, mit dem sie zusammen die Anlage planten. Entstehen soll diese auf der Rasenfläche hinter der Kletterspinne auf dem Gelände der Schottenburg. Sie brauchen eine Wand, ein Gerüst, das daran verschraubt wird, ein Fundament und einen Fallschutzboden.

Das Geld warben die Jugendlichen ebenfalls selbst ein, bekamen 1.000 Euro von O2, 850 Euro von der Jugendjury und 2.00 Euro aus Mitteln der fallunspezifischen Arbeit (FUA). Zwar machen die Jungs viel selbst und fanden Sponsoren, trotzdem fehlen ihnen noch rund 5.000 Euro. Um die zu bekommen, suchten sie das Wohlwollen und die Unterstützung Markl-Vietos. Aufgeregt seien sie deshalb vor dem Gespräch gewesen, erzählte Leroy. Doch dann sei es sehr entspannt gewesen, vor allem, weil sich die Bezirksstadträtin sehr angetan zeigte von dem Projekt, für das die Jugendlichen sie gleich als Patin verpflichten konnten. Also ein Erfolg für die Drei.

Die Jugendlichen hätten ihr Anliegen so vehement vertretenn – und sogar ihre erwachsenen Fürsprecher vom Mobilen Wohnzimmer (MoWo) gestoppt – das habe sie überzeugt, sagte Markl-Vieto nach dem Gespräch. Sie begrüßte die Idee, dass ein Platz entstehen soll, auf denen Jugendliche sich selbst ausprobieren könnten. Es fehlten in Steglitz-Zehlendorf solche Freiräume, auf denen sich Jugendliche sich einfach austoben können, sie selbst sein, ohne Beobachtung von Erwachsenen, das bedauerte auch die Stadträtin.

Und das zeigten auch die Wünsche von Jugendlichen, die diese auf zwei Flipchart-Wänden notieren konnten. Häufig ist dort das Wort „Fußballplatz“ zu lesen, das Markl-Vieto als Synonym für freie Flächen versteht. Weitere Wünsche: ein Schwimmbad. Dieser Wunsch werde häufig geäußert. Wie man diesen umsetzen könne, darüber habe man sich in ihrem Amt auch schon Gedanken gemacht. Ein Open Air mit anschließender gemeinsamer Aufräumaktion, eine Jugenddisco und weniger Zigaretten auf dem Schulweg sind weitere Anliegen der Jugendlichen, über deren Umsetzung man nun im Jugendamt beraten wird. Doch es gab auch Wünsche, bei den das Amt wohl weniger helfen kann, wie die nach „heißen Jungs“, „heißen Mädchen“ und „weniger Latein und mehr Sport“.

(go)