Drillingsmädchen Anastasia, Amely und Hailey ruhen sich vor ihrem ersten Mehrlingstreffen aus. Foto: Baumann

Ein Baby zu bekommen, bringt so vieles mit sich. Es fängt bei Freude, Staunen und Glück an und hört bei Stress, Müdigkeit und dunklen Ringen unter den Augen noch lange nicht auf. Wie beglückend und anstrengend zugleich ein Baby sein kann, weiß jeder, der ein Kind hat. Doch wie geht es denjenigen, die gleich zwei oder gar drei Babys haben? Beim Mehrlingstreffen im KiJuNa wird den StadtrandNachrichten ein kleiner Einblick gewehrt.

Wie in jeder „normalen“ Krabbelgruppe dreht sich auch beim Mehrlingstreffen alles nur um das Eine – um die Babys. Doch sind die hier angesprochenen Themen, etwas anders, als man sie aus „Einzelkind“-Treffen kennt. Denn es geht weniger darum, ob Flasche oder Stillen, sondern eher darum, wie man alle gleichzeitig füttern könnte? Und wenn man vom Kinderwagen spricht, dann sind damit nicht etwa Stadt- oder Geländewagen oder die Marke des Wagens gemeint. Hier bespricht man Eigenschaften des Wagens, wie etwa, ob der in einen Fahrstuhl passt, ob die Kinder darin neben- oder hintereinander sitzen, oder ob ein Drillingswagen sinnvoll ist, oder doch lieber ein „Zweisitzer“ und ein „Einzel-Wagen“? Überhaupt geht es hier viel um die Logistik.

Ohne Hilfe ist es kaum zu schaffen

Ein Baby niemals schreien lassen, Stillen nach Bedarf, Familienbett – all das sind Themen beziehungsweise Elternempfehlungen, über die Eltern von Mehrlingen nur müde schmunzeln können. Mehr als ein Baby zu haben ist die logistische Herausforderung schlechthin. Vor allem in den ersten Monaten ist diese ohne Hilfe anderer kaum zu bewältigen. Und genau da setzen Projekte wie „wellcome“ an.

Das wellcome-Projekt vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. unterstützt seit Januar 2016 junge Familien bei ihrem Alltag. Darunter mehrere Familien mit Mehrlingen. Im Rahmen des Projekts werden ehrenamtliche Helfer für die Familien gefunden und koordiniert. Diese besuchen dann die Familien in ihrem Zuhause, helfen bei täglichen Erledigungen oder sind bei anstehenden Kinderarztbesuchen dabei. Auch dieses Treffen wird von der Koordinatorin des Projekts, Katrin Reiner, organisiert. „Unser Ziel ist es, für die Eltern von Mehrlingen einen Ort zu schaffen, wo sie sich austauschen können“, erzählt Reiner. „Es sind eben doch ganz andere Themen und Schwerpunkte, um die es hier geht. Und es ist schön, wenn sich die Eltern bei uns Rat und auch etwas Aufmunterung holen können. Denn hier sehen sie, dass sie nicht allein sind. Dass es viele andere Eltern gibt, die mit den gleichen Problemen und täglichen Herausforderungen kämpfen, wie sie.“

Freude überwiegt alles

Mit gutem Rat steht den Eltern auch Nina Eisen zu Seite. Als erfahrene Zwillingsmutter kennt sie die Situation der Mehrlingseltern aus erster Hand. Sie unterstützt das wellcome-Projekt als Ehrenamtliche und ist Mitorganisatorin der Mehrlings-Krabbel-Gruppe. „Meine beiden Mädchen sind schon größer, doch ich weiß noch ganz genau, wie das war, als sie klein waren“, erzählt sie mit einem Lächeln auf den Lippen, das vermuten lässt, dass es nicht immer einfach war.

Doch wie Nina Eisen merkt man auch den anderen Müttern eine ganz besondere Stärke an. Es ist beeindruckend, wie gelassen sie wirken, während sie sich, zum Teil gleichzeitig, um ihre beide oder gar drei Kinder kümmern. Noch unglaublicher wird es, wenn man erfährt, dass zwei der vier beim Treffen anwesenden Mütter alleinerziehend sind. Eine von ihnen hat zwei Söhne, die andere drei Töchter. Natürlich werden auch sie von Ehrenamtlichen unterstützt, doch Fragen wie „… und wie ist es nachts?“ oder „Wie schaffen Sie es, wenn gerade kein Helfer da ist“ drängen sich sofort auf. Als Antwort bekommt man ein offenes Lächeln und ein “Man schafft es schon irgendwie.“ Klagen hört man keine. Die Freude darüber, dass es den Kleinen gut geht, scheint alles zu überwiegen.

Leider kommt es bei Mehrlingsgeburten nicht selten zu Komplikationen. So auch bei einigen dieser Familien. Die Zwillingsjungs Lennart und Bennet kamen zum Beispiel fast drei Monate zu früh auf die Welt. „Sie waren so winzig bei der Geburt“, erzählt die Mutter der beiden, Bettina S. „Doch ich schaue mir sehr gerne Fotos von den ersten Wochen an, denn so kann ich besonders gut sehen, wie wunderbar sich die Beiden entwickelt haben, wie groß sie mittlerweile sind.“

Auf die Frage, wie es denn so ist, gleich mehrere Babys zu haben, wusste Sven, Papa der Zwillinge Emilie und Dominik eine gute Antwort: „Eins kann ja schließlich jeder. Mit so was Einfachem, wie einem Einzelkind, fangen wir gar nicht erst an!“

Das Treffen am 20. Januar war das erste dieser Art. Noch ist nicht ganz klar, wie es weitergeht. Katrin Reiner ist sich jedoch sicher, dass es weitere Treffen geben wird. „Die Nachfrage ist groß. Und es ist ja auch nicht nur für Eltern aus Steglitz-Zehlendorf. Auch Familien aus anderen Bezirken sind bei uns willkommen.“

Weitere Informationen zum wellcome-Projekt unter www.stadtteilzentrum-steglitz.de/familienstuetzpunkt.

(eb)