Der Masterplan sieht auf Parks Range sechs Quartiere vor, die durch "grüne Finger" miteinander verbunden sind. Entwurf: Casanova+Hernandez Architects

In Lichterfelde-Süd wird ein neues Wohnquartier aus dem Boden gestampft: 2.500 Wohnungen sollen auf dem ehemaligen Militärübungsgelände entstehen. Erstmals stellten Investor und Bezirksamt am Dienstag vor, wie dieses neue Wohnviertel aussehen könnte.

Wo einst die US-Truppen den Häuserkampf übten, sollen in ein paar Jahren Familien leben, sowohl in Ein- und Mehrfamilienhäusern als auch in Geschosswohnungen. Die Hälfte der Wohnungen soll Eigentum, die andere Hälfte zur Miete angeboten werden. Zudem sicherte Investor Klaus Groth zu, dass geförderter Wohnraum entstehen werde, um eine soziale Durchmischung in dem Wohngebiet zu erreichen. Mehr als 500 Wohnungen sollen von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften errichtet werden.

Dass Parks Range kein Gebiet wie jedes andere ist, dass es sich dabei um keine Baulücke handelt, die geschlossen wird, das war allen Beteiligten bewusst. Bei der Planung bedürfe es einer hohen Sensibilität gegenüber des Areals, auf dem sich eine zum Teil schützenswerte Heidelandschaft entwickelt hat, aber auch gegenüber der Nachbarschaft in der Thermometersiedlung. Deshalb sei es die Aufgabe der Architekturbüros gewesen, eine Synthese zu schaffen zwischen der Naturlandschaft, die zu 40 Prozent erhalten bleiben wird, der neuen und der bereits vorhandenen Wohnbebauung, so der Moderator des dreistufigen Architektur-Workshops, Professor Hildebrand Machleidt.

Am meisten überzeugte die Jury dabei der Entwurf „Hybride Stadt“ des Architekturbüros „Casanova + Hernandez Architects“ aus Rotterdam. Dieser sieht die Schaffung von sechs Quartieren vor, die durch „grüne Finger“ unterteilt werden. Die „grünen Finger“ schaffen die Verbindung hin zur „Grünen Mitte“ und sind öffentlich zugänglich.

Ein Pufferpark soll einen sanften Übergang von der Wohnbebauung zum Landschaftspark schaffen. Visulisierung: Casanova+Hernandez Architects

Öffentlich zugänglich ist auch der Pufferpark, der einen sanften Übergang zur „Grünen Mitte“ schaffen soll, erläuterte Helena Casanova Garcia ihre Pläne. In diesem 15 bis 35 Meter breiten Gürtel soll das Bewegungsbedürfnis der Anwohner aufgefangen werden, so dass dieses nicht im Landschaftspark ausgelebt werden muss. Auch der wird für die Bevölkerung zugänglich sein, wenn auch wegen der schützenswerten Flora und Fauna nicht überall, betonte Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne). Das auf Parks Range ansässige Weideprojekt soll ebenfalls erhalten bleiben, versicherte sie.

In jedem Quartier wird es einen zentralen Platz geben, um den sich die Gebäude konzentrieren. Dabei handelt es sich um Gebäude verschiedener Typologien, vom zweigeschossigen Einfamilienhaus bis hin zum Zehngeschosser. In jedem Quartier soll es einen solchen als „städtebauliche Markierung“ geben.

Im Norden des Areals, als Übergang zur Thermometersiedlung, soll sich Kleingewerbe ansiedeln, Schule und Kita werden dort entstehen, ebenso ein Soziokulturelles Zentrum und ein Stadtplatz. Davon werden auch die Anwohner der Thermometersiedlung profitieren, ist Markl-Vieto überzeugt. Die Straßenfluchten der Thermometersiedlung sollen zur „Grünen Mitte“ geführt werden, so dass Sichtbeziehungen dorthin entstehen.

Das Planungsgebiet Parks Range umfasst knapp 100 Hektar, 57 von ihnen sollen mit Wohnungen bebaut werden. Foto: Groth Gruppe

Der Masterplan des Architekturbüros ist eine Arbeitsgrundlage „Wir stehen erst am Anfang“, betonte Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) fast gebetsmühlenartig. So ist beim derzeitigen Entwurf die „Grüne Mitte“ ein wenig kleiner ausgefallen als sie es sein wird, der Standort nicht jedes Hauses wird derzeit als sinnvoll erachtet. Daran soll weiter gearbeitet werden, versprachen Schmidt und Markl-Vieto. Berücksichtigt werden sollen dabei auch weiterhin die Ideen, Anregungen und Lösungen aus den Bürgergesprächen, betonten die Bezirksstadträte. Heute ginge es lediglich um „die Verteilung der Massen“.

Staatssekretär Dr. Engelbert Lütke Daldrup betonte die Wichtigkeit des Wohnprojekts für Berlin. „Wir brauchen dringend neuen Wohnungsbau“, sagte er mit Hinweis auf die steigende Zahl von Einwohnern in der Stadt. Er lobte den Entwurf, weil er die Vernetzung zur Nachbarschaft berücksichtige, verschiedene Einkommensgruppen anspreche und vielfältige Wohnformen bereitstelle.

800 Millionen Euro investiert die Groth Gruppe in Lichterfelde Süd. Baubeginn soll 2016 sein. Auch wenn es noch keine Kalkulation gebe, gehe er davon aus, dass die Miete beim geförderten Wohnungsbau bei 6,50 Euro je Quadratmeter ansonsten zwischen 8,50 und 10,50 Euro liegen wird, so Klaus Groth; im Eigentumsbereich würden die Preise bei durchschnittlich 3.000 bis 3.500 Euro je Quadratmeter liegen.

Während sich die Veranstalter der Pressekonferenz einig waren, dass es sich um einen gelungenen Entwurf handelt, verteilte das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd eine Pressemitteilung, in der das Vorgehen und Teile der Planungen kritisiert werden.

So monieren die Kritiker unter anderem, dass der Siegerentwurf „massiv gegen Arten- und Naturschutz“ verstoße, dass der Bedarf an „bezahlbaren Mietwohnungen“ nicht ausreichend berücksichtigt werde, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze vernichtet würden und der Schulstandort an der Bahntrasse falsch gewählt worden sei. Das ausgewählte Konzept berücksichtige „einseitig die wirtschaftlichen Interessen eines vor Ort nicht ansässigen Grundstückseigentümers“ und nicht die Lebensqualität der dortigen Anwohner. Die Bürgerbeteiligung sei lediglich eine „Alibiveranstaltung“.

(go)