Mit Transparenten machten die Schüler auf ihre maroden Schulgebäude aufmerksam. Foto: Bavandi

Mit Transparenten machten die Schüler auf ihre maroden Schulgebäude aufmerksam. Foto: Bavandi

Sie forderten mehr Geld für Bildung. Foto: Bavandi

Sie forderten mehr Geld für Bildung. Foto: Bavandi

uri Strauß motivierte die Schüler und erklärte, warum man heute auf die Straße gehe.

uri Strauß motivierte die Schüler und erklärte, warum man heute auf die Straße gehe.

Foto: Bavandi

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Zum wiederholten Male versammelten sich am Mittwochvormittag zirka 200 Schüler und Schülerinnen aus Gymnasien des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf vor dem Rathaus Zehlendorf, um wie im Vorjahr gegen den Verfall ihrer Schulen zu demonstrieren. Und erhalten damit einen „unentschuldigten Fehltag“ in ihren Jahresabschlusszeugnissen vermerkt. „Es ist uns wichtig. Wir wollen damit ein Zeichen setzen und mit unserer Stimme auf die maroden Zustände unserer Bildungseinrichtungen verstärkt aufmerksam machen. Unsere Schulen sind alle kaputt“, lautete der allgemeine Tenor unter den jungen DemonstrantInnen. „Diese Demo bewerten wir höher als unsere Schulpflicht“, sagt eine der vielen Schülerinnen, die über soziale Netzwerke und Flyer über diesen Aktionstag informiert worden ist. Zum diesjährigen Protestzug gegen den Verfall von Schulen waren bis zu 1.500 SchülerInnen bei der Polizei gemeldet. „Wahrscheinlich haben doch viele ihre Eltern gefragt, die ihnen die Teilnahme dann verboten haben“, mutmaßt eine Gymnasiastin.

Als Initiator des angekündigten demonstrativen Fußmarsches, ausgehend vom Rathaus Zehlendorf und führend zum Rathaus Steglitz, zeichnete auch in diesem Jahr der 16-jährige Juri Strauß, Abiturient am Lichterfelder Lilienthal-Gymnasium, verantwortlich. „Unsere Schulen sind durchwegs marode, und wir sind tagtäglich mit dieser Situation konfrontiert. Das wollen wir ändern, einen höheren Stellenwert von Bildung erreichen, denn Bildung muss ernst genommen werden“, proklamiert Strauß. Steglitz-Zehlendorf sei einer der reichsten Bezirke Berlins, „es muss doch möglich sein, Schulen zu sanieren“, findet Bezirksschülersprecher Strauß.

Einsturzgefahr, abbröckelnder Fassaden-Verputz, kaputte Toiletten-Anlagen, unbeheizte Turnhallen im Winter seien die gängigsten und bekanntesten Verfallserscheinungen in den Schulen des Bezirks. „Aber nicht nur hier, es betrifft ganz Berlin“, weiß Strauß. „Unsere Zukunft bröckelt, unsere Bildung bröckelt“, heißen daher die Protestparolen in dicken Lettern auf den Demo-Schildern der Schülerschaft.

„Die Schüler demonstrieren zu Recht, denn es wird tatsächlich zu wenig Geld in die Sanierung der maroden Gebäude investiert“, findet Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski, die den Dialog mit dem Bezirksschülerausschuss pflegt. Als „organisiertes Schwänzen“, wie die Bezirksstadträtin im vergangenen Jahr zur Vorjahresdemonstration zitiert worden ist, könne die Vorgehensweise der SchülerInnen keineswegs bezeichnet werden. „Sie demonstrieren zu Recht, aber die Demonstration in die Hauptunterrichtszeit zu legen, halte ich für einen unglücklich gewählten Zeitpunkt“, so Richter-Kotowski. Besser wäre gewesen, die Veranstaltung nach dem Unterricht anzusetzen.

Die eigentliche Botschaft der jungen Menschen richte sich laut Bezirksstadträtin Cerstin Richter-Kotowski aber an den Senat und das Abgeordnetenhaus, die zu wenig Geld zur Verfügung stellen, um den Sanierungsstau in ganz Berlin zu beheben. Vor zwei Jahren wurde der Gesamtsanierungsbedarf für alle 62 öffentlichen Schulen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf in der Höhe von rund 400 Millionen Euro festgemacht. „Uns stehen jedoch jährlich nur 13,5 Millionen Euro für Sanierung, Wartung, Gefahrenabwehr et cetera für diese 62 Schulen zur Verfügung. Das ist gemessen am Bedarf rein gar nichts“, erklärt Richter-Kotowski und hält fest: „Wir brauchen mehr Geld und mehr Personal, um den Sanierungsbedarf zu bewältigen“.

(MiBa)