Zur Erinnerung an jüdische Mitbürger, die das Dritte Reich nicht überlebten – die deportiert wurden, in den Konzentrationslagern starben oder aus Verzweiflung und Angst den Freitod wählten – werden Stolpersteine verlegt. An drei Mitmenschen erinnern seit Freitag drei neue Steine in Lichterfelde.
Es war 9 Uhr als Künstler Gunter Demnig Am Bäkequell 3 begann, den ersten Stolperstein zu verlegen. Er soll an Emma Matzdorff erinnern. Am letzten Tag des Jahres 1864 wurde Emma Falkenheim in Koscian, in der Provinz Posen geboren. Sie heiratete Georg Matzdorff und lebte einen großen Teil ihres Lebens in Berlin, unter anderem Am Bäkequell 3. Es waren Verwandte der im Juni 1943 in Theresienstadt ermordeten Emma Matzdorff, die sich bei dem Netzwerk Erinnerungskultur des Kirchenkreises Steglitz meldeten, erzählte Dr. Katrin Rudolph, Pfarrerin der evangelischen Markus-Gemeinde. Oft verwischten sich die Spuren, so Rudolph, Juden seien oft gezwungen worden, umzuziehen. Deshalb werden die Steine normalerweise vor der letzten freiwilligen Adresse verlegt. Matzdorffs letzte freigewählte Wohnung war ein Zimmer zur Untermiete in Friedenau, von der sie aus am 14. September 1942 mit einem Alterstransporter abgeholt und deportiert wurde. Ein Enkel habe explizit diese Wohnung genannt, so Rudolph.
Die Kosten für den Stolperstein für Emma Matzdorff übernahm die Kirchengemeinde. Das sei aber nicht üblich, so Rudolph. Auch nicht, dass die Angehörigen ihn spendieren, wie im Falle der Brüder Kurd, Fritz und Werner Dalen, für die Demnig anschließend Stolpersteine verlegte. Normalerweise gebe es einen Spendentopf, aus denen die Stolpersteine finanziert werden, so die Pfarrerin.
An der Drakestraße 59 warteten Schüler der Montessori-Gemeinschaftsschule, die an das Leben der drei Dalen-Brüder erinnerten, eine Rose für jeden niederlegten und Kerzen entzündeten.
Sie sind Söhne von Gertrud und Robert Dalen. Der wurde als Robert Davidson geboren, änderte aber 1904 seinen Namen in Dalen. Da ist bereits zum christlichen Glauben übergetreten – wahrscheinlich Voraussetzung für den preußischen Staatsdienst. Auch die vier Söhne, der jüngste Sohn Ernst fällt im 1. Weltkrieg, werden im christlichen Glauben erzogen. Doch auch das schützt sie nicht vor der Verfolgung.
An der Drakestraße 59 wohnte lange Jahre Kurd Dalen. Wie seine großen Brüder war auch er Jurist. Er wählte, um der Deportation zu entgehen, am 15. September 1941 den Freitod. Zuvor war er mit seiner „arischen“ Ehefrau nach München geflüchtet. Ein halbes Jahr später beging auch Fritz Dalen Selbstmord. Für ihn verlegte der Künstler einen Stolperstein am Hochbergweg 1. Werner Dalen wurde deportiert. Im Oktober 1941 wurde er ins Ghetto Lodz / Litzmannstadt gebracht, wo er am 22. Januar 1942 umkam. An ihn erinnert seit Freitag ein Stolperstein in Zossen. Angehörige der drei Brüder waren bei der Verlegung der Stolperstein dabei.
(go)
Dieser Schuldkult .Kann das nicht endlich mal aufhören.Mir reicht es schon lange
Ob Ihres Kommentars verschlägt es mir die Sprache! Und das will bei mir schon was heißen…
Sehr geehrter Herr Jarosch,
ich möchte nicht , dass man uns in 100 Jahren noch Überlebende aus Auschwitz präsentiert nur um die dumme Kuh Deutschland zu melken.
Sehr geeherter Herr Sanderge,
wir drucken Ihren Kommentar ab, gleichzeitig möchte ich aber betonen, dass die StadtrandNachrichten ihn nicht teilen – weder Inhalt noch Ausdruck. Gerade bei den Stolpersteinen geht es nicht um das große Gedenken, darum, dass Deutschland etwas zahlen muss. Im Gegenteil, hier wird im Kleinen einfach Menschen gedacht, die im Sinne einer Ideologie verfolgt und getötet wurden. Im Alltag darüber zu „stolpern“ lässt uns vielleicht ein wenig Mitleid empfinden mit dem Leid der Menschen, ein wenig dankbar sein dafür, dass wir so frei leben dürfen – und das kann jeder ganz individuell empfinden oder eben nicht. Zum Gedenken wird niemand gezwungen.
Auch in Zossen haben wir am 30.11.2012 einen Stolperstein verlegt. In einer kurzen Ansprache habe ich den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog zitiert: „Wir dürfen es nie mehr zulassen, dass Menschsein abhängig gemacht wird von Rasse oder Herkunft, von Überzeugung oder Glauben, von Gesundheit oder Leistungsfähigkeit.“
Menschsein kommt jedem Menschen zu – eigentlich ist das eine Selbstverständlichkeit. Aber es muss wohl immer wieder gesagt werden, dass der Angriff auf einen unserer Mitbürger immer auch ein Angriff auf uns alle ist.
Die Entwicklungen in jüngster Zeit – bedauerlicherweise auch in Zossen – zeigen, dass wir nicht aufhören dürfen, unsere freiheitlichen und demokratischen Werte offensiv zu proklamieren und zu verteidigen. Sie zeigen, dass wir uns nach wir vor damit befassen müssen, wie Vorurteile entstehen, wo Diskriminierung und Ausgrenzung beginnen und warum, beziehungsweise unter welchen Bedingungen radikale Parolen und rechtsextreme Einstellungen an Einfluss gewinnen.
Stolpersteine sollen Menschen zum Denken anregen: zum Gedenken – zum Andenken – zum Nachdenken.
Hallo Go,
ob Sie meinen Kommentar drucken oder nicht.Ich lege keinen Wert auf Veröffentlichung.Ich sage nur meine Meinung.Auch dass andere meine Meinung teilen ist mir ziemlich gleichgültig.Das Thema ist nun mal schwierig emotionsgeladen.Ideologie behaftet.Die Stolpersteine gefallen mir nicht.Ich halte sie auch nicht für besonders sinnvoll.Es gibt andere, bessere Erinnerungsmethoden.Über diese Stolpersteine latschen die Leute drüberweg mit Mißachtung oder Verachtung.Deutschland muß zahlen sagen Sie .Haben wir nicht schon genug bezahlt und zahlen immer noch an diese Holocaustindustrie.Wie lange denn nun noch, wieviel denn nun noch.Der JWC hat die Gelder mibraucht und unseren guten Willen auch.Verstehen Sie mich bitte nicht falsch.Ich weiß, dass den Juden schlimmes Unrecht angetan wurde.Das kann kein Geld der Welt wieder gut machen.Das hätte nie geschehen dürfen.Ich weiß aber auch von dem Völkemord an den Armeniern.Ich weiß auch von der Ausrottung der nordamerikanischen Indianer.Und von den Verbrechen anderer Völker weiß ich auch.
(…)
Die ganze Welt weiß alles was die Deutschen getan haben.Aber die Welt weiß nicht was den Deutschen angetan wurde.Wir sind an allem Schuld : 1.Weltkrieg, 2.Weltkrieg.Den 30jährigen Krieg 1618 bis 1648, auch deutsche Schuld ? Na dann gabs doch mal ein Sintflut.Das können wir auch noch auf unser Schuldkonto buchen.
Es gäbe noch viel zu sagen und zu schreiben.Ich bin zu jeder Diskussion bereit.
mit freundlichen Grüßen
Pierre Sanderge