Mit einem spitzen Gegenstand wurden zwei Plakate der Aktionswochen gegen Antisemitismus, die israelbezogenen Antisemitismus thematisieren, geritzt und eingerissen. | Foto: GHWK

 

In der Sonderausstellung „Skandal oder Normalität? Antisemitismus in Deutschland 90 Jahre nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten“ im Haus der Wannsee-Konferenz wurden Plakate beschädigt.  

Die Motive der Poster weisen unter anderem auf die Aktionswochen gegen Antisemitismus hin, die von der Amadeu Antonio Stiftung und dem Anne Frank Zentrum in Berlin gestaltet wurden. Zerstört wurde auch eine Collage von Zeitzeugenberichten, ein Plakat mit Zitaten aus einem Gespräch mit Charlotte Knoblauch zur Brandstiftung in einem Münchner Jüdischen Altersheim wurde vollständig abgerissen, wie die Erinnerungsstätte mitteilt. Das Plakat sei mit einiger Energie und Akribie komplett beseitigt worden, es thematisiert die Brandstiftung im jüdischen Altenheim in München im Februar 1970. Damals starben acht Holocaustüberlebende. 

„Den genauen Tag kennen wir nicht – es muss in der Woche vom 8. April geschehen sein“, sagt Pressesprecherin Eike Stegen. Der Schaden sei bei der Polizei angezeigt worden und bei RIAS, der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus, dokumentiert.  

Dr. Ruth Preusse, Kuratorin der Sonderausstellung, ergänzt: „Es ist auffällig, dass ausgerechnet zwei Plakate geritzt und eingerissen wurden, die israelbezogenen Antisemitismus thematisieren. Der Verdacht liegt für uns nahe, dass hier gezielt eine Zerstörung in Bezug auf den Krieg in Nahost geschehen sollte. Die Ritze und Risse verlaufen von oben nach unten, sie sind offensichtlich nicht zufällig im Vorbeigehen geschehen.“ 

Der stellvertretende Direktor des Hauses der Wannsee-Konferenz, Dr. Matthias Haß, zeigt sich erschüttert: „Mit unserer Sonderausstellung positionieren wir uns als Gedenk- und Bildungsstätte sehr deutlich und sichtbar zum Thema Antisemitismus über das Jahr 1945 hinaus und bis in die Gegenwart hinein. Als Bildungsstätte wollen wir die Diskussion, auch die kontroverse Diskussion, zu historisch-politischen Themen. Aber es darf nicht sein, dass es zu Zerstörungen kommt oder dass unser Gedenken an die Opfer einer perfiden Brandstiftung dermaßen geschädigt wird.“ 

In der Villa in der Straße am Großen Wannsee trafen sich 1942 Nazi-Größen, um die Vernichtung der europäischen Juden zu planen. Seit 1992 arbeitet die Forschungs- und Erinnerungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“, daran, die Geschichte der Judenverfolgung aufzubereiten und Informationen zu den Tätern bereitzustellen. 

Andererseits widmet sich das Haus immer wieder aktuellen Fragen. So findet am 7. Mai eine Veranstaltung zum Thema „Diskriminierung und rechtes Gedankengut in den Sicherheitsorganen“ statt. Es geht um die Frage, wie Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma in Armee und Polizei mit antidemokratischer und nationalsozialistischer Unterdrückung konfrontiert waren und wie sie sich dagegen zur Wehr setzten. Mit Blick auf heutige menschenverachtende Haltungen und Handlungen wird dann diskutiert, wie Menschen in Sicherheitsbehörden heute mit (erlebter) Diskriminierung umgehen.  

Alle Infos zur Veranstaltung:  

https://www.ghwk.de/de/termine/termin/diskriminierung-und-rechtes-gedankengut-in-den-sicherheitsorganen-historische-und-aktuelle-perspektiven 

 

Treuenfels/pm