„Kinder an die Macht“, sang einst Herbert Grönemeyer. Ganz so weit wollen die Bezirksverordnen in Steglitz-Zehlendorf zwar nicht gehen, doch der Jugendhilfeausschuss (JHA) will den Kindern und Jugendlichen mehr Mitspracherecht im Ausschuss einräumen. Dazu stellte Hella Schleef vom Kinder- und Jugendbüro am Dienstag den Ausschussmitgliedern ein Konzept vor, wie dies im Bezirk ermöglicht werden kann.

Es gebe viele engagierte Kinder- und Jugendliche im Bezirk, so Schleef. Sie engagieren sich in Jugendfreizeiteinrichtungen, Schulen, im Bezirksschülerausschuss und Projektgruppen. Diese Jugendlichen der verschiedenen Aktionsgruppen im Bezirk will das Kinder- und Jugendbüro im September/Oktober zu einem Austausch einladen. Dort soll ein Beteiligungsteam gegründet werden, aus dem die „Abgeordneten“ für den JHA entsandt werden.

Bei den Ausschussmitgliedern gab es aber noch einige Fragen, etwa wie viele Kinder- und Jugendliche im JHA mitarbeiten sollen, wie alt sollen sie sein? Wie kommt man an die Jugendlichen und wer übernimmt die Verantwortung für die Vor- und Nachbereitung? Und vor allem, wie können die sehr „erwachsenen Strukturen“ eines Ausschussess, wie die Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) es nannte, angemessen gestaltet werden, um die Kinder nicht zu langweilen und damit auch zu frustrieren? Es sollte ein Klima geschaffen werden, in dem sich die Kinder und Jugendlichen wohl fühlen und sich trauen, sich zu äußern, wo es auch Raum für Nachfragen gebe, fand eine Abgeordnete.

Einen kleinen Einblick, wie Beteiligung funktionieren kann, gab Matthias Kaiser. Er ist einer von 14 Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren, die sich vom Kinder- und Jugendbüro zum Jugendauditor ausbilden ließen. Jugendauditoren begutachten Jugendfreizeiteinrichtungen im Bezirk, befragen die Leitung und die Jugendlichen, die die Einrichtung besuchen, was gut läuft und was man verbessern könnte. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen mitbestimmen, wie die Jugendfreizeiteinrichtung ausgestattet und wie sie eingerichtet ist“, sagte Kaiser den Abgeordneten. Den Katalog für den Besuch und die Befragung haben die Auditoren selbst erstellt. Die häufigsten Kritikpunkte seien die Ausstattung der Häuser und deren Öffnungszeiten gewesen, so die ersten Ergebnisse. Auch wenn die Jugendauditoren in den vergangenen zwei Jahren nur vier Einrichtungen befragt haben – worüber Markl-Vieto sich ein wenig enttäuscht – von der Arbeit waren die Ausschussmitglieder überzeugt. Derzeit ruht aber das Projekt, weil die nötigen finanziellen Mittel fehlen.

Von der Idee der Beteiligung waren alle Ausschussmitglieder begeistert, doch wurden auch Stimmen laut, das ganze langsam anzugehen und nicht in wilden Aktionismus zu verfallen.

 (go)