Regisseur Vladimir Snegurchenko und seine Frau und Co-Regisseurin Alyona (erste Reihe) gastierten mit ihrer Gruppe auf Einladung des Theaterprojektes Wheels in Steglitz-Zehlendorf. Foto: Gogol

Regisseur Vladimir Snegurchenko und seine Frau und Co-Regisseurin Alyona (erste Reihe) gastierten mit ihrer Gruppe auf Einladung des Theaterprojektes „Wheels“, hier unter anderem vertreten von Konstantin Buchholz (2. Reihe, Mitte) in Steglitz-Zehlendorf. Foto: Gogol

Ein ungewöhnliches Theaterstück wurde fast unbemerkt in Steglitz-Zehlendorf aufgeführt. Das „Kotelok-Theater“ aus dem ukrainischen Charkiw war zu Gast im Bezirk und zeigte dort sein aufwühlendes Stück „The Northern Light“.

Autor und Regisseur war mit Frau und Team auf Einladung des internationalen Theaterprojektes „Wheels“, das sich 2012 im Haus der Jugend Zehlendorf gegründet hat, im Bezirk zu Gast. Die Unterkunft für das Team stellte das Bezirksamt zur Verfügung, berichtet Konstantin Buchholz, Mitbegründer von „Wheels“, der Rest wurde durch Spenden finanziert.

„The Northern Light“ erzähle von der Liebe zum Heimatland, erklärt Autor Vladimir Snegurchenko. Das Heimatland sei die Erde an sich. Sie handelt wie eine Mutter für ihren Sohn, der im Stück die Gesellschaft repräsentiere. Der Sohn verkauft seine Mutter für Geld und prostituiert sie. Doch die Mutter liebt ihn trotz allem. Die inzestuöse Beziehung zwischen Mutter und Sohn sei eine Metapher für das, was derzeit weltweit passiere, sagt Snegurchenko.

Bereits 2008 hat er das Stück verfasst, das zunächst nur wenig Aufmerksamkeit erhielt. Mit den Protesten auf dem Maidan in Kiew und der Annexion der Krim überarbeitete Snegurchenko 2013 sein Stück noch einmal und lässt es nun in vollkommener Dunkelheit spielen. Das „Gefühl des Horrors“, das die Demonstranten erlebten, soll durch die Dunkelheit ausgedrückt werden, erklärt der Autor. Dunkelheit vermittle aber auch das Gefühl der Intimität. „Allein in der Dunkelheit kann man sein, wer man ist, man kann seine Emotionen zeigen, ohne dabei gesehen zu werden“, erklärt Snegurchenko. Außerdem will er, dass das Publikum sich seine eigenen Bilder macht.

Um seine Geschichte zu erzählen arbeitet der Autor nicht nur mit Worten, sondern auch mit ukrainischen Volksliedern und Soundelementen. So will er die Zuschauer aus Zeit und Ort herausreißen und zu einem sphärischen Ort führen, erklärt Buchholz.

Nach einer Lesung von „The Northern Light“ in einer Schule sowie bei einer Aufführung im Haus der Jugend sei sehr intensiv darüber gesprochen worden. Vor allem die Figur des „Little Hitler“ habe für Diskussion gesorgt, erzählt Buchholz. Die Figur stehe für die „Explosion des Terrors“, der sich überall auf der Welt manifestiere, erklärt der Autor.

Am Montagabend fand die letzte Aufführung des Stücks im alpha-Nova Werkstatt-Theater in Steglitz statt, in englischer Sprache, denn eine deutsche Übersetzung gibt es bisher nicht. An der wird allerdings gearbeitet.

Im Juni soll eine weitere ukrainische Theatergruppe Steglitz-Zehlendorf besuchen, berichtet Buchholz. Der Antrag beim Auswärtigen Amt laufe bereits. Ziel ist die Errichtung einer deutsch-ukrainischen Kulturbrücke.

(go)