30 Jahre Suppenküche im Adventshaus

30 Jahre Suppenküche im Adventshaus

Die ehrenamtlichen Helferinnen Christina Alf und Beatrice Minck gehören zum Suppenküchen-Team der Adventsgemeinde Zehlendorf. | Foto: Adventsgemeinde Zehlendorf

 

Die Suppenküche der Adventgemeinde Zehlendorf in der Gartenstraße feiert in diesen Tagen ihr 30jähriges Bestehen. Am 24. April sind alle zu Kaffee und Kuchen eingeladen. 

Seit mittlerweile drei Jahrzehnten wird von November bis März an jedem Dienstag und Donnerstag Mittagessen für Bedürftige angeboten. An beiden Tagen kommen jeweils rund 25 Menschen, erzählt Horst Lasarzewski von der Freikirche der Siebenten-Tags Adventisten am Telefon. Darunter seien auch Menschen aus anderen Bezirken und einige wenige, die ohne Obdach auf der Straße leben. Die meisten kämen, weil das Bürgergeld nicht zum Leben reiche. Diese Personen seien „nicht völlig haltlos“, aber auf Hilfe angewiesen.  

Auch der soziale Kontakt untereinander und zu den ehrenamtlichen Helfern sei diesen Menschen eine Stütze. Das Essensangebot der Adventsgemeinde gibt es im Wechsel mit der Zehlendorfer evangelischen Paulus-Gemeinde. Während die Mahlzeit dort kostenlos ist, bezahlen die Gäste der Adventsgemeinde 50 Cent für das Mittagessen. „Damit es nicht so sehr nach Almosen klingt und zur Wertschätzung des Angebots“, so Lasarzewski. „Natürlich bekommt jeder etwas, auch derjenige, der gar kein Geld hat.“ 

Den Impuls, diesen Mittagstisch zu gründen, gaben Gespräche von Mitgliedern der Adventgemeinde mit Vertretern der Pauluskirche und Politikern aus dem Rathaus Zehlendorf. Die Öffnungszeiten des Mittagstisches der Pauluskirche am Montag, Mittwoch und Freitag, sollten vor 30 Jahren ergänzt werden am Dienstag und am Donnerstag durch den Mittagstisch im Adventhaus. So steht bedürftigen Personen jetzt seit 30 Jahren in Zehlendorf-Mitte werktäglich eine warme Mahlzeit zur Verfügung. 

Das Essen wird von der Küche des Johannesstiftes Spandau geliefert, manchmal ergänzt durch Lebensmittel von Lebensmittelrettern. Neben den ehrenamtlichen Helfern unterstützten die Ortsgemeinde und das Wohlfahrtswerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten diesen Mittagstisch. Finanzielle Unterstützung für das Essen gibt es im Bedarfsfall auch vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und von freiwilligen Spendern. 

Derzeit betreuen zwölf ehrenamtliche Helfer den Mittagstisch, die sich in sechs Teams abwechseln. Das Mittagessen wird mit einer Andacht und einem Gebet eingeleitet. Wenn der Gemeindepastor Zeit hat, ist er dabei und steht den Gästen für Gespräche zur Verfügung. 

„Wenn es drauf ankommt, halten die Leute zusammen“, antwortet Adventist Lasarzewski auf die Frage, was ihm in seiner Arbeit mit den finanziell armen Menschen als bleibende Erinnerung im Gedächtnis ist. Es habe einmal einen Fall von Diebstahl gegeben. Für die Diebin sei das nicht gut ausgegangen, die anderen hätten sie zur Rede gestellt und gemieden. 

Ein Suppenküchen-Gast hat ihn auch einmal mit seiner Garderobe überrascht. „Der Mann hat sich, so gut er eben konnte, für das Osterfrühstück schick gemacht. Das hat mich sehr berührt“, sagt Horst Lasarzewski. 

Auch die Geschichte der Helferin Käthe Leuwer erzählt Lasarewski gerne weiter: In der Corona-Zeit, als kein regulärer Mittagstisch erlaubt war, wurde das Essen mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen und Abständen auch bei ungemütlichem Wetter im Winter draußen angeboten. Die Ehrenamtliche „hat erlebt, dass einem der Besucher die Suppe in seinem Teller eingefroren ist, weil er vor lauter Redebedarf vergessen hatte, seine Suppe zu löffeln.“ 

„Die Helferinnen berichten immer wieder von der freundlichen Atmosphäre unter den Besuchern der Suppenküche“, berichtet der Freikirchler. Es gebe eine große Wertschätzung und Dankbarkeit der Besucher für das Angebot der Suppenküche. „Es ist ihr regelmäßiger Treff, um sich Tipps zu geben und auch gegenseitig zu helfen.“ Die Verpflegungspakete für den Abend würden auch gerne angenommen. Dazu bereiten die Helferinnen und Helfer Pakete zum Mitnehmen. „Man kann sich darauf verlassen, dass ganz selbstverständlich die leeren Gefäße beim nächsten Mittagstischtermin wieder mitgebracht werden.“ 

Das große Engagement für die gute Tat läuft nicht immer konfliktfrei. Bei manchen Besuchern des Mittagstisches sei Alkohol ein Lebensproblem. „So waren auch schon Einsätze der Polizei notwendig gewesen, weil einer der Besucher seine Aggressionen nicht unter Kontrolle hatte“, erzählt Horst Lasarewski. Auch würden die sanitären Einrichtungen von manchen Gästen nicht pfleglich behandelt. Es seien schon einige Rohrreinigungseinsätze erforderlich gewesen, weil Toiletten oder Pissoirs verstopft wurden. 

Die Siebenten-Tags-Adventisten gehören zu den protestantischen Freikirchen. Ihre Mitgliederzahl geben sie selbst mit rund 20 Millionen Gläubigen weltweit an. Anders als die Mehrzahl der christlichen Kirchen, die den Sonntag für den regelmäßigen wöchentlichen Gottesdienst nutzen, beachten die Siebenten-Tags-Adventisten den Samstag – den nach abrahamitischer Zählung siebten Tag der Woche – als gottesdienstlichen Ruhetag, der nach dem hebräischen Wort im Urtext als Sabbat bezeichnet wird. 

In Deutschland wurde 1875 in Wuppertal die erste Adventgemeinde gegründet, heute gibt es knapp 35.000 deutsche Mitglieder, Tendenz steigend. 

Das Haus der Adventgemeinde Zehlendorf befindet sich in der Gartenstraße neben dem Bali-Kino. Von April bis Oktober macht der Mittagstisch Pause, dann öffnet einmal im Monat das Sommer Café zu einem Treff bei Kaffee und Kuchen, meistens im Garten. 

Den Jubiläums-Kaffee gibt es am 24. April ab 14 Uhr.  

Freikirche der Siebenten-Tags Adventisten 
Gemeindehaus Zehlendorf 
Gartenstraße 3, 14169 Berlin 
https://www.sta-zehlendorf.de/ 

 

 

Daniela von Treuenfels 

 

 

 

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