Fotografin Susann Welscher (rechts) mit ihren "Objekten": Sohn Xaver, Mutter Karin Fiedler und Unternehmerin Alexandra Knauer. Foto: Bavandi

Die Berliner Fotografin Susann Welscher hatte genau dreieinhalb Monate Zeit, um die Gesichter von 100 Menschen unterschiedlicher Nationen im Alter von ein bis 100 Jahren für die Fotoausstellung „100 Faces of Life“, die während des Life Science Days 2014 im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin-Dahlem zu sehen ist, fotografisch festzuhalten.

„Die Idee zu dieser Foto-Ausstellung, die sich mit Ausstrahlung und Gesundheit im Alter befasst, und zeigt, wie wir im Gesicht altern, ist mir bei einer ähnlichen Veranstaltung in Brügge gekommen“, sagt Initiatorin Bärbel Petersen vom Kulturmanagement-Berlin bei der Vernissage am Vorabend der diesjährigen Tagung, die das Motto „Gesund im Alter – Medizin auf neuen Wegen“ bedient und mit Welschers thematisch angelehnten Fotografien ergänzt wird. „In diesen dreieinhalb Monaten sind wirklich bewegende und für mich beeindruckende Bilder entstanden“, freut sich Petersen über die im Trakt der ersten Etage des Henry-Ford-Baus ausgestellten Porträts.

Susann Welscher, die erst seit einem Jahr nach Abschluss der Fotoakademie Berlin als Fotografin tätig ist, porträtierte die Gesichter von 100 Menschen vom ersten bis zum 100. Lebensjahr in Schwarzweiß. Die fotografierten Menschen, die nicht im Studio, sondern in ihrer natürlichen Umgebung oder auf der Straße aufgenommen worden sind, kommen aus unterschiedlichen Regionen, sind unterschiedlicher Nationalitäten und üben verschiedene Berufe aus.

„Am Anfang war es leicht, und alle waren bereit. Ich konnte jeden nehmen, der mir gefallen hat, und habe viele Menschen einfach angesprochen“, erinnert sich die Mutter von vier Jungs an den Beginn am Alexanderplatz zurück. Im Laufe des Projektes wurden weitere Personen angeschrieben und von Welscher oder den Künstleragenturen bezüglich der geplanten Aufnahmen kontaktiert. Zu den der Öffentlichkeit bekannten Gesichtern zählen beispielweise der österreichische Fotograf Bruno Baumann, die Sängerin Ute Freudenberg, der Politiker Dr. Gregor Gysi, Hajo Schuhmacher, der Musiker Uwe Hassbecker oder die Karat-Bandmitglieder. „Uns könnt ihr so nehmen, wie wir sind. Wir sind Rocker und stehen zu unseren Falten“, hätte Bernd Römer von Karat zu Susann Welscher gesagt.

Die Zehlendorfer Unternehmerin Alexandra Knauer ließ sich genauso gerne von Susann Welscher für ihre erste Ausstellung ablichten wie Welschers jüngster Sohn Xavier und ihre Mutter Karin Fiedler. Gemeinsam ist allen Porträts ein von Welscher geschaffener, authentischer und faszinierender Ausdruck in den Gesichtern, die ein wenig in ihr langes oder auch erst kurzes Leben Einblick gewähren.

Besonders offen seien Welscher ältere Menschen begegnet. „Menschen in der 90er-Jahren findet man nicht so einfach auf der Straße“, so die Fotografin. Daher machte sie sich auf den Weg in die Seniorenresidenzen der Familie Franke, wo sie stundenlange Gespräche mit den Porträtierten führte und manchmal ganz nebenbei den Auslöser bediente. „Man sieht zwar nur das Foto als Resultat, aber die Lebensgeschichten dahinter sind für mich genauso interessant und bewegend“, so Welscher, die allen Fotografierten die Bilder zukommen ließ.

Die Ausstellung, die für den diesjährigen Life Science Day entstanden ist, ist am Donnerstag, 16. Oktober, für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz von 10 bis 18 Uhr in der Freien Universität Berlin zu sehen.

(MiBa)