Das Haus Vogelsang 9 / Wachtelstraße 13 ist ein Einzeldenkmal. Fotos : Denkmalschutzbehörde

Gleich wie, ob man vom Hirschsprung oder von der Königin-Luise-Straße in den Vogelsang einbiegt, es zeigt sich ein landschaftlich schöner, freundlicher, hell wirkender Straßenzug. Die breite Birkenallee wirkt durch ihr zartes Grün mit einer besonderen Leichtigkeit. Diese ist für Dahlem einzigartig.

Die Idee stammt von Heinrich Schweitzer, der als Entwurfschef im Büro Alfred Messels arbeitete und im Auftrag von Hugo Thiel den städtebaulichen Masterplan in Einklang mit dem Dahlemer U-Bahnbau brachte. Die Umsetzung allerdings war nicht einfach. Das Kuratorium (Finanzministerium) verwehrte ihm Unterstützung zur Anlegung des Birkenhains. Doch da konnte der Königliche Gartenbaudirektor Albert Brodersen helfen, der Schweitzer verriet, wie in Schleswig-Holstein junge Birken zu geringem Preis zu beschaffen waren.

Der Birkenhain ist als gesamter Straßenzug in der Berliner Denkmalliste eingetragen. Das Ensemble bezieht einen Teil der Häuser ein, von denen wiederum einige als Gesamtanlage eingetragen sind. Zu den Häusern mit dem Status eines Einzeldenkmals gehört auch das Wohnhaus Vogelsang 9/Wachtelstraße 13, das Denkmal des Monats August ist.

Das Gebäude Vogelsang 9 /Wachtelstraße 13 wurde zwischen 1923 und 1924 errichtet. Der Entwurf stammt aus dem Reichsbank-Baubüro, wahrscheinlich von dessen Leiter Baudirektor Philipp Nitze. Als Eckgebäude hebt es sich von den nördlich angrenzenden Häusern im Vogelsang und den östlich in die Wachtelstraße führenden Gebäuden ab. Es schließt traufständig an die Häuser im Vogelsang an, zeigt sich aber über dem in Winkelform gestalteten Grundriss mit einem Giebel über dem zweigeschossigen Bereich. Zur Wachtelstraße ist die Traufe durch einen zweigeschossigen Erker mit Terrasse im Dachgeschoss  unterbrochen. Dieser Anbau ersetzte 1930 die Veranda im Erdgeschoss und erweiterte die Räume im Obergeschoss.

Das Erdgeschoss erhielt ein Blumenfenster, dessen Pflanztrog bis in das Kellergeschoss reicht. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde Vogelsang im Eingangsbereich begradigt. Symmetrisch zum Vogelsang schließt das Gebäude östlich ebenso mit einem Giebel ab, der in die Wachtelstraße hin orientiert ist. Die Anordnung des Hauses auf dem Grundstück lässt Raum für einen großzügigen zum Süden ausgerichteten Garten.

Trotz der beschriebenen Veränderungen bleibt das Wohnhaus ein wichtiges Zeitdokument. Die letzten Baumaßnahmen tragen mit dazu bei. 2005 wurde die bauzeitlichen Einfriedung saniert, die originale Fassung wiederhergestellt und instandgesetzt. 2008 wechselte das Haus in Privateigentum.

Das extreme Schadensbild der Fassade machte vor zwei Jahren eine aufwendige Sanierungsplanung erforderlich. Dispersionsanstriche hatten zu großen Schäden des Putzes geführt.  Er bröselte und löste sich unter der Farbe auf. Der   Putz wurde komplett abgenommen, um die bauzeitliche Fassung neu herzustellen. Putz- und Farbmuster wurden kontrovers diskutiert, da sich Struktur und Farbigkeit deutlich vom bisher bekannten Bild unterschieden. Neben der Erneuerung des Putzes fanden auch Anstricharbeiten statt. Mit der „Neufassung“ der Fenster, ihrer Rahmen und Fensterläden sowie der Vergitterungen und Hauseingangstüren hat das Haus sein altes Gesicht zurück erhalten.

Das durch seine Profilschärfe und ungewöhnliche Materialität auffallende Blumenfenster (bewittertes Messing) konnte in Gänze repariert werden und ist unverändert in seiner ursprünglichen Gestaltung erhalten. Nur zwei Wünsche bleiben offen: die Dachdeckung und die Kunststofffensterflügel (Rahmen noch bauzeitlich) gegen die bauzeitlichen Fassungen zu tauschen.

(Michaele Brunk/Denkmalschutzbehörde)