Hochkonzentriert waren die Kämpfer mit den Stöcken aus Ungarn. Fotos: Gogol

Die Vielfalt japanischer Kampfkunst – und trotzdem nur einen kleinen Ausschnitt zeigte die International Sui Getsu Juku Bujutsu Association (ISBA) Berlin am Sonnabendnachmittag in der Kiriat-Bialik-Sporthalle.

Sanfte, fließende Bewegungen, aber kraftvoll. Kontrollierte Tritte und Schläge, Kampfszenen mal ohne Geräte, mal mit Stöcken und Schwertern: Was die Besucher zu sehen bekamen, war kein wildes aufeinander Einschlagen, sondern die Kunst des Kampfes, entstanden in Japan vor den politischen und kulturellen Umbrüchen 1868, weitergegeben über Generationen von Schülern, die sich vervollkommnen, die jede Bewegung, jede Übung bis ins Detail beherrschen wollen. „Hohe philosophische Prinzipien und technische Ideale“, zeichne diese Kampfkunst aus, so Meister Jun Osano, Präsident der ISBA, der extra aus Japan angereist war, um in Berlin mit seinen Schülern zehn Jahre ISBA in Europa zu feiern und 30 Jahre Suigetsujuku Dojo, quasi die Mutterschule in Japan.

Zehn Gruppen aus Ungarn, Rumänien, Deutschland und Japan zeigten ihre Kampfkünste, darunter auch zwei neuere, wie Carsten Schroeder, Meister und Leiter des ISBA Shibu-Dojo Berlins, erklärte. Dazu gehörte die Selbstverteidigung, die von der Schule Taido Ryu Jujutsu demonstriert wurde. Die Männer und Frauen zeigten nicht nur den schnellen Ablauf von Angriff und Verteidigung, sondern wiederholten sie noch einmal in einer Art Zeitlupe, so dass sich jeder Zuschauer einen Eindruck von den verschiedenen Griffen, Hand- und Fußbewegungen machen konnte. Für besonderen Applaus sorgten auch die Vorführungen der ungarischen Abordnung. Mit großen Stöcken liefen die beiden Kämpfer auf einander zu, um dann wieder in kontrollierte Kampfhandlungen zu gehen.

Diese Präzision begeisterte auch Melanie König im Publikum. „Das ist alles sehr diszipliniert, sehr sauber, das ist Wahnsinn“, fand sie. König betreibt selbst Kung Fu. Auch wenn es sich um eine andere Kampfsportart handelt, konnte sich doch einiges wiedererkennen, Würfe und Schläge, die auch sie im Unterricht lernt. „Es fasziniert mich, es ist fantastisch“, schwärmte König von der fast dreistündigen Veranstaltung.

Die selbe Begeisterung auch bei Ricarda Bernhard und Rudolf Kemnitz. Die beiden wurden von einem Freund eingeladen und zeigten sich „überrascht, dass es so langsam ist“. Man erkenne seht gut, dass die gezeigten Kampfstile miteinander verwandt seien, fand Kemnitz. Und dass es sich dabei um Verteidigungstechniken handele, ergänzte Bernhard.

Die verschiedenen Kampfkünste kennenzulernen hatte auch einen Kreuzberger nach Steglitz geführt, der selbst ebenfalls Kampfsport betreibt. Auch er ist erstaunt über die Ähnlichkeiten. Besonders gespannt war er jedoch auf die japanische Abordnung, die als letzte auf die Matte trat, um ihre Kata zu zeigen.

Draußen übten derweil die Kinder von Caterina Szrugli, was sie zuvor in der Halle gesehen hatten. Da wurden die Trinkhalme auch schon mal zu Schwertern und Hellebarden. Szrugli war zur Budo-Gala gekommen, weil ihr Bruder im Shibu-Dojo Berlin Mitglied ist.

Begeistern für die Kampfkunst – das sei das Ziel der Gala gewesen, so Schroeder, deshalb gab es während der Veranstaltung nur wenige Erklärungen, dafür sollte für Interessierte danach noch Zeit sein.

Es war die erste Kampfkunstgala, die der Verein veranstaltete und auch eine Berlin-Premiere. In Japan sei das üblicher, dass die verschiedenen Schulen eines Meisters zusammen kommen, um sich gegenseitig ihr Können zu zeigen. Dabei ginge es nicht um Wettkampf. Unter Großmeister Osan versammeln sich in Europa rund 150 bis 200 Schüler. „Das ist sehr intim, man kennt sich“, erklärte Schroeder.

(go)