Ausdruckstarke Gesichter, wie das dieser Inderin, sind ab Freitag im Phoenix zu sehen. Foto: Heide Schostek

Mit einem breiten Lächeln schaut die ältere Inderin einen an. Dabei wollte sie sich eigentlich gar nicht fotografieren lassen, erinnert sich Heide Schostek, die das Bild aufgenommen hat. Doch nun ist die Inderin Teil der Ausstellung „Neue Nachbarn“, die ab 1. August im Mehrgenerationenhaus (MGH) Phoenix zu sehen sein wird.

Die Ausstellung geht zurück auf das Willkommensbündnis, in dem sich auch der Mittelhof e.V. engagiert. Man wollte dieses „Willkommen“ aufgreifen und im Haus sichtbar machen, sagt Sozialpädagogin Katharina Schnier. Andere Gesichter, die verschiedene Kulturen repräsentieren, sollen die Besucher des MGH zu sehen bekommen – zunächst auf Bildern, später dann, wenn die Asylunterkunft eröffnet ist, auch real. „Wir wollen klar machen, dass wir offen sind für andere Kulturen“, sagt Schnier. Sie wusste auch von den Bildern Schosteks und sprach die Hobby-Fotografin an.

„Ich fotografiere, weil ich reise. Das ist ein Hobby“, sagt sie. Entstanden sind die Bilder vor allem auf Märkten in allen Herren Ländern – in verschiedenen Teilen Indiens, in Myanmar, in Indonesien. Besonders fremdartige Gesichter habe sie für die Ausstellung ausgesucht, sagt Schostek. Aber nicht nur: Auch Bilder von Menschen aus Armenien und Georgien sind im Flur zu sehen. Das sind „die Weißen“ in der Ausstellung, Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe im MGH nicht groß auffallen würden. „Sie sind vom Gesicht her nicht fremd“, findet die Fotografin. Doch gerade Armenien und Georgien seien nicht so angesehen, „es gibt die abenteuerlichsten Vorstellungen“, weiß Schostek aus Erfahrung. So sei sie von Bekannten gefragt worden, wie sich sich denn nach Georgien wagen könne, da würden doch die Menschen mit Messer im Anschlag herumlaufen, erinnert sie sich.

Festgehalten hat die Porträts die Hobby-Fotografin Heide Schostek. Foto: Gogol

Faszinierende Gesichter hält Schostek mit ihrer Kamera fest. „Die sind ausdrucksstark“, erinnert sich Schnier an ihren ersten Eindruck, als sie die Bilder hängen sah.

Die Bilder fremder Gesichter sei aber nicht nur als Willkommmensbotschaft wichtig für die Neuankömmlinge, sondern auch für die „normalen“ Besucher des MGH, finden die beiden Frauen. Gerade Kinder würden sich dadurch an fremdartige Gesichter gewöhnen, Hemmschwellen würden abgebaut. Und so finden sich auch Bilder von Kindern in der Ausstellung: von einem jungen Inder, der statt zur Schule zu gehen, auf einem traditionellen Instrument für Touristen musiziert, um so Geld zu verdienen; eines Jungen aus Myanmar, dessen einzige Chance auf Bildung der Eintritt in ein buddhistisches Kloster weit entfernt von Zuhause ist; ein junger Georgier, der Schostek bei ihrer Motivsuche half und dann selbst von ihr eingefangen wurde. Die Bilder der Kinder hängen im Phoenix gegenüber des Tresens, weil gerade dort sich viele Kinder und Jugendliche aufhalten, so Schnier.

Insgesamt sind es 25 Bilder, die in der Ausstellung gezeigt werden – Frauen, Männer, Kinder, Junge und Alte – so wie auch das Publikum in einem Mehrgenerationenhaus ist.

(go)