Freudiges Wiedersehen? Jane ist nach 19 Jahren ins Krankenhaus gekommen, um ein Geheimnis zu lüften. Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Was für ein Durcheinander: Eigentlich wollte sich Dr. Mortimore  nur in Ruhe auf eine Rede vor seinen Kollegen vorbereiten, die seine Karriere noch weiter voran treiben soll. Doch plötzlich steht seine ehemalige Geliebte Jane vor ihm. Die erklärt ihm, dass ihre Affäre vor 19 Jahren nicht folgenlos geblieben ist. Ihr Ergebnis heißt Leslie, ist 18 Jahre alt und sucht im Krankenhaus nach seinem Vater. Dabei stellt er das ganze Krankenhaus auf den Kopf, während Dr. Mortimore  verzweifelt versucht, sein Geheimnis vor seiner Frau, den Kollegen, der Oberschwester und einem Polizisten, der Leslie auf den Fersen ist, geheimzuhalten. Das ist gar nicht so einfach, wenn genau diese Leute ständig in das Ärztezimmer stürmen und dem armen Doktor kaum eine Sekunde zum Nachdenken lassen. Und so flüchtet er sich von einer Notlüge in die nächste, aus denen sich die abstrusesten Geschichten und Situationen ergeben –  sehr zur Freude des senilen Patienten Bill Lesley (herrlich gespielt von Achim Wolff).

Mortimore zur Seite steht dabei Kollege Dr. Hubert Bonney (Santiago Ziesmer), den Mortimer mal schnell zum Vater des Jungen erklärt – zumindest so lange, bis die Rede gehalten ist. Und Hubert spielt auch noch mit, hält seinem Freund und Kollegen den Rücken frei, und plötzlich hat der Junggeselle eine neue Familie.

„Und alles auf Krankenschein“ heißt die überdrehte Komödie aus der Feder von Ray Cooney, die Regisseur Anatol Preissler im Schlosspark Theater frech und witzig inszeniert.  Dafür hat er sich ein großartiges Ensemble zusammengestellt, das sehr gut miteinander harmoniert, allen voran Santiago Ziesmer, der voller Energie über die Bühne hüpfte und dessen Spielfreude ansteckend wirkte. Doch auch die anderen Ensemble-Mitglieder standen nicht zurück: Holger Petzold als Dr. Mortimore mit der nötigen Arroganz und Abgebrühtheit , Manon Straché als Ehefrau, die sich den anstehenden Problemen tatkräftig entgegenstellt und – ja fast schon als Ruhepool – Astrid Kohrs in der Rolle der Ex-Geliebten Jane.

Eine „Zwerchfellmassage“ hatte Intendant Dieter Hallervorden im Vorfeld versprochen – und die gab es: Gag reihte sich an Gag, dazwischen  freche Sprüche und Wortspiele. Doch irgendwann war das alles zu viel des Guten – spätestens als die beiden Ärzte sich dann noch in eine Nonnentracht zwängten,  reichte es zumindest dieser Redakteurin, die auf ein baldiges Happy End hoffte. Doch das schien eine Einzelmeinung zu sein, das Premierenpublikum jedenfalls spendete reichlich Beifall.

(go)