Das Osterfest scheint die Zehlendorfer Hertha anscheinend beflügelt. Innerhalb von nur fünf Tagen hat die Mannschaft von Trainer Markus Schatte eine komplette Wandlung vollzogen. Vom schwächsten Saisonspiel in Rostock zum besten Oberligaauftritt am Gründonnerstag gegen Neubrandenburg. Alle nur denkbaren Superlativen hätten nach dieser Galavorstellung ihre Berechtigung erwähnt zu werden. Es war fast über die gesamte Spielzeit eine Demonstration hoher Fußballkunst und endete mit einem 5:0 für die Männer vom Siebenendenweg.

Beim ersten Abendspiel unter Flutlicht hatten die Zehlendorfer von Beginn an den richtigen Durchblick, während die Gäste in keiner Phase des Spiels richtig die Füße auf den Boden bekamen.

Schon nach sechs Minuten zahlte sich der Zehlendorfer Angriffsschwung aus. Eine scharfe, flache Eingabe von Niclas Warwel konnte Torhüter Alexander Walter nicht festhalten, Marc Zellner hatte seinen Torriecher  wiedergefunden und drückte den Abpraller über die Linie.

Nicht nur der Fauxpas des Gästekeepers wirkte auf die gesamte Gastmannschaft regelrecht lähmend. Es war auch die Spielweise der Hausherren, die der Begegnung  ihren ureigensten Stempel aufdrückten und dem Gegner nicht den Hauch zur Entlastung gaben. Nach Warwels ungenauer Eingabe kamen die Gäste durch einen Konter in der 25. Minute ein erstes Mal vor das Zehlendorfer Tor, mehr als eine Ecke sprang dabei aber nicht heraus. Danach war aber wieder „Zellner-Time“, der mit weiteren zwei Treffern und dem lupenreinen Hattrick das Vertrauen seines Trainers in beeindruckender Weise rechtfertigte.

Bei seinem zweiten Treffer in der 31. Minute lief er in eine scharfe Flanke von Burak Mentes und drückte den Ball in die lange Ecke, und beim 3:0 in der 36. Minute bekam er den Ball vom Dreh- und Angelpunkt des Spiels, Maximilian Obst, mustergültig in den Lauf gespielt. Mit einer Körpertäuschung  wurde der Torwart klassisch verladen und der Weg zum Tor war frei.

Die Zehlendorfer Mannschaft brillierte zeitweise mit sehenswerten Ballpassagen, und auch das Prinzip „Pressing – Gegenpressing“ wurde unermüdlich praktiziert. Die wenigen Zuschauer (83) auf den Rängen wurden mehrmals zu Standing Ovations animiert. Das sich androhende Debakel für die Gäste hätte noch vor der Pause unangenehmere Dimensionen annehmen können, wenn Darius Niroumand in der 40 Minute selbst den Abschluss gesucht hätte, statt uneigennützig abzuspielen.

Die Herthaner knüpften auch im zweiten Spielabschnitt nahtlos an die ersten 45 Minuten an, allerdings versäumten es jetzt die Zehlendorfer Akteure, durch das Auslassen bester Chancen für einen Rekordsieg zu sorgen. In der 50. Minute schoss Cüneyt Top knapp am zweiten Pfosten vorbei, und nach schöner Kombination über Warwel und Obst scheiterte Emire Cakmakci in der 56. Minute am Keeper. Nur drei Minuten später traf Zellner, nach Zuspiel von Obst, nur die Hintertorstange, kurz danach verlor Zellner das Duell gegen Neubrandenburgs Keeper Walter.

Durch den gewaltigen Offensivdrang verlor die Zehlendorfer Defensive kurzfristig die Ordnung und ermöglichte dadurch den Gästen eigene Chancen. Die einzige Ausbeute war allerdings nur ein Pfostentreffer in der 64. Minute.

Danach ging es aber wieder fröhlich in die andere Richtung, allerdings immer noch ohne weiteres Erfolgserlebnis. In der 65. Minute konnte sich Melih Hortum nicht vom Ball trennen und dribbelt mit seinem Spielzeug über die Torauslinie, auch ein Kopfball von Zellner, wieder nach gutem Zusammenspiel zwischen Warwel und Obst, landete in den fangbereiten Armen von Walter. Die Platzbesitzer hatten aber keinesfalls die Lust am Tore schießen verloren und hatten noch einige Pfeile im Köcher. Mit einem strammen Flachschuss von links mit rechts in die entfernte Ecke drehte Zehlendorfs derzeitiger Toptorjäger Melih Hortum in der 68. Minute weiter an der Ergebnisschraube. In der 77. Minute machte schließlich der überragende Maximilian Obst seinen Platz für Arber Shuleta frei, der nur weniger später mit einem genialen Pass in die Schnittstelle der Abwehr Cüneyt Top bediente, der Treffer zum 5:0 war nur noch Formsache.

In der 85. Minute wollte sich ein weiterer Herthaner unbedingt auch in die Torschützenliste eintragen, statt den Ball auf den frei vor dem leeren Tor stehenden Zellner zu spielen, zögerte er aber so lange bis ein Abwehrspieler zur Stelle war und den Schuss blocken konnte. Der Nachschuss durch den eingewechselten Su Min Kim wurde schließlich zur Ecke gelenkt.

Auf der anderen Seite musste sich Torwart Selvedin Begzadic in der 88. Minute noch einmal richtig strecken, konnte aber so, das „zu Null“ für seine Mannschaft halten.

Zu Beginn der „Wochen der Wahrheit“ gegen die vermeintlichen Abstiegskandidaten Schöneiche (Sonnabend, 11. April, 14 Uhr, auswärts), Strausberg (Sonntag, 19. April, 14 Uhr,  Heim) und BSV Hürtürkel (Sonntag, 26.April, 14 Uhr,  auswärts) hat sich die Zehlendorfer Mannschaft mit dem  Kantersieg ein recht stabiles Fundament gebaut.

Hertha spielte mit: Begzadic – Mentes, Dombrowe, Lorenz, Cakmakci (72. Binting) – Warwel, Obst (77. Shuleta), Niroumand, Top (80. Kim) – Zellner, Hortum

Torfolge: 1:0 (6.) Zellner, 2:0 (31.) Zellner, 3:0 (36.) Zellner, 4:0 (68.) Hortum, 5:0 (80.) Top

(hain/h03)