Jakob Markus und Jacob von Forstner sind das Team der Gebietskoordination Kamenzer Damm in Lankwitz, Foto: Gebietskoordination Kamenzer Damm in Lankwitz

 

Um im Kiez etwas zu bewegen, bilden „Runde Tische“ eine direkte Möglichkeit, mit der Politik in Verbindung zu treten und als Bürger aktiv an Veränderung im Bezirk mitzuwirken. Jacob von Forstner und Jakob Markus sind das Team der Gebietskoordination Kamenzer Damm in Lankwitz. Wir sprachen mit ihnen über anstehende Themen und die Notwendigkeit von lokalen Netzwerken im Bezirk.

Stadtrand-Nachrichten: Was ist der Runde Tisch Lankwitz Ost und warum heißt er jetzt anders?
Der Runde Tisch Lankwitz Ost ist ein Treffpunkt, an dem sich Menschen aus der Bezirkspolitik, verschiedenen Ämtern und zivilgesellschaftlichen Gruppen und vor allem Anwohner*innen zusammenfinden, um sich über verschiedene Themen und Probleme im Stadtteil Lankwitz-Ost zu beraten. Alle zwei Monate werden hier spannende Vorträge von Fachleuten zu relevanten Kiezthemen präsentiert, die dann direkt besprochen werden.

Der alte Name „Stadtteilkonferenz“ war etwas sperrig. Mit einem  „Runden Tisch“ können die Leute schon eher etwas anfangen, weil er in der Gesellschaft fest verankert ist. Durch die Namensänderung wird der Begriff (Runder Tisch) nun auch im gesamten Bezirk einheitlich verwendet.

Stadtrand-Nachrichten: Wie viele Runde Tische gibt es und warum reicht nicht einer?
Da Steglitz-Zehlendorf ein flächenmäßiger sehr großer Bezirk ist, unterscheiden sich die Anliegen der Anwohner*innen in ihrem jeweiligen Kiez stark. Insgesamt gibt es sieben Runde Tische, die jeweils auf die spezifischen Herausforderungen, Ideen und Akteure eines bestimmten Viertel zugeschnitten sind. Da sich die lokalen Gegebenheiten in den verschiedenen Kiezen stark unterscheiden, ermöglichen die individuellen Runden Tische eine gezielte und effektive Bearbeitung der jeweiligen Themen vor Ort.

Stadtrand-Nachrichten: Es gibt jetzt auch eine Jahresplanung. Ist die auch neu?
Ja, wir haben bei unserer letzten Stadtteilkonferenz im vergangen Jahr Themen von Anwohner*innen gesammelt zu denen sie gerne mehr erfahren möchten. Sie sollen mehr Menschen aus der Nachbarschaft ansprechen und ihnen einen informativen Mehrwert geben. Dem Sprecher*innen-Team gehört nun auch eine engagierte Anwohnerin an, um eine vielfältigere Vertretung sicherzustellen. Wie sich bereits jetzt zeigt, hat diese Neuorganisation auch zur Folge, dass die Kommunikation zwischen den Runden Tischen beflügelt wird und es häufiger zu gemeinsamen Aktionen kommt, sehr zum Nutzen der Anwohnerschaft.

Stadtrand-Nachrichten: Was ist der Sinn solcher Vernetzungsinitiativen im Allgemeinen?
Der Sinn solcher Vernetzungsinitiativen liegt darin, inmitten des großen Gewirrs aller Gremien eines Bezirks die kleinste, aber auch die direkteste Einheit zu schaffen. Sie ermöglichen einen regelmäßigen lokalen Austausch zwischen Anwohnerschaft, sozialen Akteuren, Verwaltung und Politik, um Fragen und Herausforderungen im Kiez direkt an der Wurzel zu bearbeiten. Dies fördert Partizipation und Transparenz und ermöglicht es von politischen Entscheidungsträgern zu erfahren, welche lokalen Themen aus deren Sicht für die Bevölkerung relevant sind. Zudem können aus diesen Diskussionen Projekte oder Maßnahmen entstehen, um gemeinsam positive Veränderungen im Kiez zu bewirken.

Stadtrand-Nachrichten: Welche Vertreter von sozialen Trägern, bezirklicher Verwaltung und Politik sind regelmäßig dabei?
Zu dem Runden Tisch sind zunächst alle Vertretungen von Institutionen in Lankwitz Ost eingeladen, unter anderem von Kirchengemeinden, Kinder-Jugendeinrichtungen, dann das Ordnungsamt, lokale Politiker*innen aus verschiedenen Parteien, der SPK (sozialraumorientierte Planungskoordination) und die Polizei. Aber die wichtigsten Personen für den Runden Tisch sind die Anwohner*innen, welche mit ihrer Lebensweltexpertise maßgeblich zum Gelingen beitragen.

Stadtrand-Nachrichten:  Der erste Runde Tisch des Jahres am  31. Januar hatte den zunehmenden Rechtsextremismus zum Thema. Was ist der Hintergrund?
Bei unser letzten Stadtteilkonferenz im vergangenen Jahr haben uns die Anwohner*innen Themen mitgeteilt, die sie in der Nachbarschaft bewegen und mit denen sie sich weiter befassen wollen. Eines dieser Themen sind rechte Aktivitäten in Lankwitz und dem Bezirk. Es ist die Ohnmacht von vielen mit den häufigeren Berührungspunkten dieser Weltanschauung. Wir möchten mit dem Runden Tisch einen Beitrag zur Bewältigung dieser Ohnmacht leisten, indem wir mit Fakten über rechte Aktivitäten in der Nachbarschaft aufklären und uns gemeinsam über den Umgang mit rassistischen Äußerungen austauschen.

Weil dieses Thema auch beim Runden Tisch Lankwitz Südende angesprochen wurde, haben wir uns dazu entschlossen eine gemeinsame Veranstaltung dazu durchzuführen. Leider musste das  Berliner Register Steglitz-Zehlendorf als Inputgeber kurzfristig absagen, sodass die Sprecher*innen der Runden Tische die Registerstelle vorgestellt haben. Die 20 anwesenden interessierten Nachbar*innen haben signalisiert, dass der Umgangston im Bezirk zunehmend aggressiver wird und das dies zur Stärkung der Rechten beiträgt. Einstimmig haben sich die Teilnehmer dafür ausgesprochen, dem entschieden entgegenzuwirken.

Stadtrand-Nachrichten: Was wäre Steglitz-Zehlendorf ohne den Runden Tisch Lankwitz Ost?
Wir sind fest davon überzeugt, dass eine lebendige Demokratie durch die Bürgerschaft mit-gestaltet werden muss. Der Runde Tisch Lankwitz Ost ist ein langjähriger Anlaufpunkt für die Anwohner*innen, um sich dort mit Bezirkspolitik, Initiativen, sozialen Trägern und Kirchengemeinden im Kiez auszutauschen und gemeinsam an Themen aus der Nachbarschaft zu arbeiten.

Aus diesem Grund ist es unsere Leidenschaft, uns mit den Interessen, Bedürfnissen und Sorgen der Anwohner*innen auseinanderzusetzen und eine Plattform für sie zu bieten. Denn solange wir respektvoll zusammenkommen und die Themen diskutieren können, die für unsere Nachbarschaft von Bedeutung sind, tragen wir wesentlich zu einer aktiven Demokratie bei.

Die Fragen stellte Michael F. Schaffhauser

 


 

Mehr Infos:
https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/politik-und-verwaltung/gremien/praeventi-onsbeirat/artikel.92693.php