In zahlreichen Kursen wurden verschiedene Kata unterrichtet. Fotos: Gogol

Neues lernen, sich vervollkommnen – dieses Ziel verfolgten fast 200 Kampfkunstbegeisterte am Sonnabend im Oberstufenzentrum am Immenweg. Der Karate-Verein Shirokuma Berlin-Steglitz hatte zum 6. Karate- und Kampf(-Kunst)-Meeting eingeladen –und sogar aus Belgien, Frankreich und der Schweiz waren extra dafür Teilnehmer angereist, erzählte Boris Mahn, der Hallenwart bei Shirokuma. Es sei das größte Karate-Meeting in Berlin und Brandenburg, sagte er.

Vor sechs Jahren war die Veranstaltung noch ein reines Karate-Meeting, erzählte Mahn. Doch es wuchs in die Breite, jetzt gebe es beispielsweise auch Shijatsu und Aikido-Angebote. Dazu holte man sich Spezialisten von überall, etwa Dirk Heene aus Belgien, der den 8. Dan besitzt.

In fünf Hallen, einem Dojo und sogar im Freien lernten die Teilnehmer Bewegungen, das richtige Fallen, Fußtechniken und den richtigen Umgang mit dem Bô, dem Langstock.

Markus Glock unterbrach extra seinen Urlaub in Berlin für das Kampfkunst-Meeting. Mit seinem Sohn hatte sich der Schleswig-Holsteiner angemeldet . „Es bot sich an“, sagte er noch etwas ins Schwitzen geraten nach dem ersten Kurs. Er will den kompletten Tag mitmachen, also fünf bis sechs Einheiten. Sein eigenes Können festigen und Neues dazulernen, das erhofft er sich von diesem Tag. Und sein Sohn soll lernen, was er für die nächste Gürtel-Prüfung braucht. Er wird wahrscheinlich nicht alle Kurse mitmachen.

Wer zwischen den Einheiten sich vom Kämpfen erholen will, kann dies bei anderen traditionellen japanischen Künsten. Etwa dem Origami. Rainer Caspary und seine Mitstreiter der Berliner Untergruppe des Vereins Origami Deutschland erklärten die Falttechniken und hatten ein paar Anschauungsobjekte dabei, wie etwa ein Motorrad oder eine Kuh. Doch für diese Figuren bräuchte man mehrere Stunden, so Caspary. Und so zeigte er den Besuchern an seinem Tisch einfachere Sachen: Herzschachteln, Weihnachtsmänner, Frösche und Kreisel wurden geschickt gefertigt.

Mit diesem breiten Angebot verfolge man einen „ganzheitlichen Ansatz“, erzählt Gerald Wagner vom Berliner Karate Verband (BKV). Unter den Samurai sei es üblich gewesen auch Ikebana, die japanische Kunst des Blumensteckens, zu betreiben. Hinter beidem stecke Selbstkontrolle. Und sowohl bei Karate als auch beim Ikebana sei der zentrale Begriff „kokoro“ – „Herz“.

Ikebana wurde zwar nicht angeboten, dafür aber beispielsweise Kalligrafie. Dort verbrachte Oranna Bassir einen Teil ihrer freien Zeit, um ihre kalligrafischen Fähigkeiten wieder aufzufrischen. Sie interessiere sich sehr für die japanische Kultur, erzählte die junge Frau, der die Schriftzeichen scheinbar mühelos von der Hand gingen. Sie male gern, sagte sie. Bassir betreibt erst seit einem Monat Karate bei Shirokuma, war also das erste Mal bei dem Karate-Meeting dabei. Aber sie habe Spaß. Zum einen lerne sie viele neue Bewegungen durch das Mitmachen, aber auch durch Zuschauen. „Je öfter ich sehe, wie jemand die Bewegung macht, der gut ist, um so besser kann ich mir vorstellen, wie ich die Bewegung selbst mache“, erklärt Bassir. Sie nennt es „Visieren“.

Frank Asner ist „Wiederholungstäter“ – war am Sonnabend das fünfte oder sechste Mal dabei. Sein Schwerpunkt sei Shotokan, deshalb ist er auch Shotokan-Beauftragter beim BKV. Er mag an dem Meeting, dass er viele Leute treffe, die er aus dem Verband kenne und dass man sich gegenseitig inspiriere. „Es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen“, deshalb gefalle es ihm, dass das Angebot beim Karate-Meeting im Laufe de Jahre breiter geworden ist. So bekomme man Anregungen und lerne immer etwas dazu.

(go)