Christian Gaebler und Christa Markl-Vieto schauten sich bei einem Spaziergang die probleme am Schlachtensee an.Foto: Gogol

In den Sommermonaten sind Krumme Lanke und Schlachtensee beliebte Ausflugsziele – für Jogger und Radler, für Jugendliche, für Kinder mit Familien und für Hundebesitzer und ihre vierbeinigen Lieblinge. Die Begegnungen verlaufen nicht immer reibungslos, vor allem wenn badende Menschen und badende Hunde aufeinander treffen. Doch was ist erlaubt, was nicht? Oft herrscht Verunsicherung oder falsche Sicherheit. Nicht ganz unschuldig daran sind die sich scheinbar widersprechenden Regelungen an den Seen. Die sollen nun geändert werden.

Senatsverwaltung und Bezirksamt wollen ein Gesamtkonzept für die beiden Seen entwickeln. Dazu unternahmen Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) und Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) am Donnerstagabend einen gemeinsamen Spaziergang am Schlachtensee, um sich ein Bild von der Situation zu machen – und räumten gleich mit ein paar Fehlinformationen auf.

Die eine Seite des Schlachtensees, dort wo die Fischerhütte steht, ist Hundeauslaufgebiet. Baden dürfen die Hunde aber dort trotzdem nicht, denn Schlachtensee und auch Krumme Lanke sind EU-Badegewässer, erklärte Gaebler. Deren Qualität muss gehalten beziehungsweise verbessert werden. Die Hinterlassenschaften der Hunde aber stehen im Gegensatz zu diesem Ziel.

Eigentlich verboten: Hunde dürfen im Schlachtensee nicht baden, auch nicht im Hundeauslaufgebiet. Foto: Gogol

Dass die Hunde in beiden Seen nicht baden dürfen, wissen deren Herrchen und Frauchen meist nicht. Das Schild „Hundeauslaufgebiet“ suggeriert ihnen, dass ihre Hunde hier frei laufen und auch ins Wasser dürfen. Für andere Badegäste ist das nicht gerade angenehm. Ein paar Beschwerdebriefe an den Bezirk hat Markl-Vieto mitgebracht, die das verdeutlichen. „Es ist nicht mehr möglich, unbehindert dort zu laufen oder zu baden“, schrieb ein Bürger; ein Vater berichtete: „Wir mussten erleben, dass Hunde am Schlachtensee und an der Krummen Lanke machen, was sie wollen, und dass es ihre Besitzer oftmals nicht interessiert, wenn die Tiere den Kindern einen Schrecken einjagen“.

Verschreckte Kinder und Erwachsene und Hundekot sind aber nicht die beiden einzigen Probleme. Denn durch ihr Graben schaden die Tiere auch dem Uferbereich, erklären Gaebler und Markl-Vieto. Die Hundebuddeleien machten das Ufer instabil, vor Jahren war es aufgeschüttet worden. Die Steine, die man an einer Badestelle nahe der Fischerhütte heute sieht, seien damals von Sand bedeckt, gewesen, erklärt Markl-Vieto. Wie hoch der Sand war, sieht man an der Platane, deren Wurzeln mittlerweile frei liegen.

Erste Ideen, wie man die Probleme angehen kann, gibt es bereits. So könnte das Hundeauslaufgebiet weiter noch oben in den Wald verschoben werden. Eine Idee, mit der die Forsten nicht ganz zufrieden wären. Geklärt werden soll zudem, ob für den Uferbereich ein Mitnahmeverbot gelten soll. Denn auch wenn die Hunde nicht ins Wasser gehen, die Hinterlassenschaften am Ufer würden durch Regen trotzdem ins Wasser gespült, so Gaebler.

Die von Hunden gebuddelten Löcher machen das Ufer unansehnlich und instabil. Foto: Gogol

Dass diese Entscheidungen nicht gerade auf große Begeisterung bei den Hundebesitzern treffen wird, ist dem Staatssekretär klar. „Die Hundelobby ist lautstark“, weiß er. Während die Erholungssuchenden hingegen keine Lobby hätten.

„Wir stehen an einem Scheideweg“, sagte Markl-Vieto. „Entweder wir lassen alles, wie es ist, dann wird der See zum Paradies für Hundebesitzer. Oder wir rücken die Badenden, die Kinder und Jugendlichen näher in den Fokus, dann müssen wir Maßnahmen ergreifen“. Welche das sein werden, kann sie aber noch nicht sagen. Denn viele Abteilungen und Ämter sind an der Entscheidung beteiligt, unter anderem die Behörden für Gewässerschutz und Umweltschutz, die Berliner Forsten, das Umweltamt – um nur einige zu nennen. Aber auch die Bürger sollen beteiligt werden, verspricht Markl-Vieto. Alle, die die beiden Seen nutzen, sollen zu Worte kommen. Eines ist für die Bezirksstadträtin sicher: „Nichts tun heißt: Du kannst hier nicht mehr Baden.“

Ein Negativbeispiel, welches Schicksal auch dem Schlachtensee drohen könnte, ist der Grunewaldsee. Der wurde ganz den Hunden überlassen. Ein Badegewässer ist der See nur noch für Vierbeiner.

Zwar gebe es noch keine messbare Auswirkungen auf die Wasserqualität von Schlachtensee und Krumme Lanke, doch man müsse vorbeugend handeln. Ist die Verschmutzung im Wasser bereits nachweisbar, sei es zu spät, so Gaebler. Bisher füllt man gereinigtes Wasser aus der Havel in den Seen nach, um die Qualität zu halten.

Doch nicht nur die Hunde, auch weitere Themen, wie die Partys von Jugendlichen an den Seen und die zunehmende Vermüllung, sollen in dem Konzept berücksichtigt werden. Bis zum nächsten Sommer soll es fertig sein.

(go)