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18.700 Einwohner – um so viele Menschen wird die Bevölkerung in Steglitz-Zehlendorf bis 2030 anwachsen. Das entspricht rund 6,3 Prozent – und liegt damit unter dem durchschnittlichen Wachstum, das die „Bevölkerungsprognose für Berlin und die Bezirke 2011 bis 2030“ für die Hauptstadt voraussagt – bei einem mittleren Wert. Wie soll und muss man auf diese Entwicklung im Bezirk reagieren, wollte die SPD-Fraktion jüngst in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wissen.

Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) hatte sich der Großen Anfrage angenommen und führte aus, dass es vor allem in den älteren Bevölkerungschichten große Zuwächse geben wird, während die Zahl der Jungen sogar abnehme. In Steglitz-Zehlendorf steige die Bevölkerungszahl ab einem Alter von 50 bis 65 Jahren an, am stärksten bei der Gruppe 85+. Hier gehe die Prognose von einen Plus von 105 Prozent aus.

Für den erwarteten Bedarf an Schul- und Kitaplätzen gebe es bisher nur vorläufige Schätzungen, so Schmidt. „Die Zahlen müssen erst noch bewertet werden.“ Bei den Kitaplätzen werde derzeit mit einem Plus von einem Prozent gerechnet. Allerdings verteile sich dies sehr unterschiedlich in den verschiedenen Regionen. So gehe man derzeit in der Region B (Lankwitz, Lichterfelde-Ost und -Süd) von einem Rückgang der Kitakinder um 2,8 Prozent aus, was 97 Kindern entspräche, in der Region C (Lichterfelde-West, Zehlendorf-Süd, Zehlendorf-Mitte) hingegen werde der Bedarf an Plätzen wachsen. Dort wird ein Zuwachs von 5,9 Prozent prognostiziert. Das entspräche 280 Kindern. Schmidt sah „keinen nicht beherrschbaren Handlungsbedarf“. Eine „wahrnehmbare Erhöhung“ hingegen gebe es bei den Schulplätzen. Die Schülerzahlen würden bis 2030 um neun Prozent ansteigen. Allein in der Region C stiegen laut Prognose die Schülerzahlen um elf Prozent – das entspräche 980 Schülern. In der Region D (Dahlem,Schlachtensee, Nikolassee und Wannsee) kämen weitere 770 Schüler (neun Prozent) hinzu.

Die Bevölkerung über 65 Jahre werde laut Prognose um rund 22.000 Personen ansteigen. Das Thema altersgerechtes Wohnen würde an Bedeutung gewinnen, auch eine entsprechende Infrastruktur müsse geschaffen werden, so Schmidt.

Jan Kellermann (SPD) störte die Formulierung „kein nicht beherrschbarer Handlungsbedarf“ bei den Themen Kita und Schule. Schon jetzt reichten die Plätze an den Grundschulen in Lichterfelde kaum aus. Für das Schweitzer Viertel gebe es noch immer keine Schule. „Vielleicht fehlt der Wille, den Handlungsbedarf zu beherrschen“, so Kellermann, der der Zählgemeinschaft Versäumnisse vorwarf, nicht nur beim Schweizer Viertel, sondern auch bei den neuen Wohnprojekten wie der Truman-Plaza. Doch die wiesen die CDU-Bezirksverordneten zurück, verwiesen zumindest bei der Truman-Plaza darauf, dass fesgelegt wurde, dass der Investor eine Kita errichten muss.

Norbert Buchta, Fraktionsvorsitzender der SPD, fürchte, dass die Prognosen zu wenig berücksichtigt würden. Man müsse die Zahlen aufgreifen, sich überlegen, wie neuer Wohnungsbestand entwickelt werden kann, appellierte er an die Verwaltung. Bernhard Steinhoff (Grüne) wies daraufhin, dass vor allem kleine Wohnungen für ältere Menschen gebraucht würden.

Die CDU-Fraktion hatte zum Thema wachsende Einwohnerzahl eine einfache Lösung: „Der Bevölkerungszuwachs folgt dem Angebot“, meinte der CDU-Fraktionsvorsitzende Torsten Hippe. Ergo: Wenn man keinen zusätzlichen Wohnraum schafft, kann auch keiner herziehen. „Dann gibt es steigende Mieten – das nennt man dann Marktwirtschaft“. Über diese Aussage schien nicht nur Georg Boroviczény (Piraten) erschüttert, dass die Fraktion den Bezirk anscheinend zu einem Wohnort für Reiche machen wolle.

 (go)