Die Töchter von Fritz Wisten, Eva Wisten (in blau) und Susanne Wisten-Weyl enthüllten gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Norbert Kopp die Gedenktafel. Foto: Gogol

Unter Anteilnahme zahlreicher Vertreter der Berliner Kultur- und Theaterszene wurde am Dienstagnachmittag in Nikolassee eine Gedenktafel für den Regisseur, Schauspieler und Intendanten Fritz Wisten enthüllt. Am Wohnhaus des 1962 verstorbenen Wisten am Waldsängerpfad 3 gaben dessen Töchter, Eva Wisten und Susanne Wisten-Weyl, zusammen mit Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) die Tafel frei.

Kopp und der Direktor des Archivs der Akademie der Künste Berlin, Dr. Wolfgang Trautwein, hatten zuvor das Leben und das Wirken Wistens in ihren Ansprachen gewürdigt.

Fritz Wisten leitete unter anderem den "Jüdischen Kulturbund". Foto: Deutsche Fotothek

Wisten, 1890 als Moritz Weinstein in Wien geboren, widmete sein gesamtes Leben der Bühne. Er begann seine Karriere als Schauspieler in Eisenach und feierte große Erfolge in Stuttgart. Als Jude aber verlor mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten seine Anstellung und kam 1934 nach Berlin. Dort war kurz zuvor der „Jüdische Kulturbund“ gegründet worden. Der bot jüdischen Künstlern die einzige Möglichkeit, ihre Berufe weiterhin ausüben zu können. Wisten wurde Regisseur, später Leiter des Kulturbundes.

Trotz der Verfolgung durch die Nationalsozialisten – Wisten war ab 1938 mehrere Monate im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert – half er anderen jüdischen Mitbürgern. So versteckten er und seine Frau Trude den Schauspieler Alfred Balthoff-Berliner im eigenen Haus. Was dies an Mut und Menschlichkeit bedeutete, könne man heute kaum noch nachvollziehen, so Kopp in seiner Rede. Wisten und seine Frau halfen trotz der Gefahr für das eigene Leben. Sie wurde dafür 1994 als „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem geehrt.

Eine Gedenktafel an Wistens Wohnhaus in Nikolassee erinnert seit Dienstag an sein Leben und Wirken. Foto: Gogol

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war es Wisten, der „das Berliner Theaterleben in Gang brachte“, so Trautwein. Er ging zunächst ans Deutsche Theater und inszenierte als erstes Stück Lessings „Nathan der Weise“; weitere Stationen waren das Theater am Schiffbauerdamm – wo eine Büste im Foyer an den einstigen Direktor des Hauses erinnert – und die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Er gründete ein Experimental- und ein Jugendtheater. Die „Humanisierung des Menschen durch die Kunst“, das sei seine Vision gewesen, so Trautwein. Für Wisten sei Kultur auch immer Politik gewesen. Es war dann auch die Politik, die seinen „drei Leben für das Theater“ ein Ende setzte – der Mauerbau. Denn während Wisten zwar im Osten Berlins arbeitete, lebte er weiterhin in seinem Haus in Zehlendorf, das er und seine Frau 1934 gekauft hatten. Dort verstarb er 1962.

Noch heute wohnen die beiden Töchter in dem 1929 von Peter Behrens erbauten Haus.

(go)